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Nordkorea: Diktator bleibt am Feiertag verschwunden: Wo steckt Kim Jong Un?

Nordkorea

Diktator bleibt am Feiertag verschwunden: Wo steckt Kim Jong Un?

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    Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ist seit mehr als vier Wochen verschwunden.
    Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ist seit mehr als vier Wochen verschwunden. Foto: Rodong Sinmun, dpa

    Wo steckt Kim Jong Un? Nach wochenlanger Abwesenheit fehlte Nordkoreas Machthaber auch bei der zentralen Zeremonie zum 69. Gründungstag der herrschenden Arbeiterpartei. Das Fernbleiben des Diktators heizte die Spekulationen um seinen Gesundheitszustand an. An der innerkoreanischen Grenze kam es unterdessen zwischen Grenzposten beider Länder nach Angaben Südkoreas zu einem Feuerwechsel. Nordkorea fühlte sich offenbar durch eine Propaganda-Flugblattaktion südkoreanischer Aktivisten provoziert.

    Trotz Abwesenheit ist Kim Jong Un weiter an der Macht

    Kim Jong Un fehlte am Freitag auf der Liste der Besucher des Mausoleums in Pjöngjang mit den einbalsamierten Leichen seiner Ahnen, den früheren Machthabern Kim Il Sung und Kim Jong Il. Das gehe aus Berichten des Staatsfernsehens hervor, teilte das Vereinigungsministerium im benachbarten Südkorea mit. Trotz seiner Abwesenheit ist Kim Jong Un nach Einschätzung der südkoreanischen Regierung aber nach wie vor unangefochten an der Macht. Kim ist Anfang 30, sein genaues Alter ist unbekannt. Aufnahmen vom Sommer hatten ihn humpelnd gezeigt.

    Die Kim-Dynastie in Nordkorea

    Seit fast 70 Jahren herrscht die Familie Kim über das international weitgehend isolierte Nordkorea.

    KIM IL SUNG: Der zum «Großen Führer» aufgestiegene Bauernsohn wurde 1912 geboren. Nach der Besetzung des Nordens von Korea durch sowjetische Truppen 1945 wurde Kim dort Stalins Mann. Als 1948 die Demokratische Volksrepublik Korea ausgerufen wurde, ließ er sich zum Regierungschef ernennen. Er herrschte über den abgeschotteten Staat mit eiserner Hand bis zu seinem Tod 1994. Der bis heute gottgleich verehrte Kim Il Sung trägt den ihm vorbehaltenen Titel «Ewiger Präsident».

    KIM JONG IL: Sein Sohn wurde 1942 (oder 1941) in einem Ausbildungslager in der Sowjetunion geboren. Die Propaganda verlegte die Geburt in ein Widerstandscamp am mythischen Berg Paektu in Korea während der japanischen Besatzung. Der «Geliebte Führer» setzte den despotischen Kurs seines Vaters fort. In seine Herrschaftszeit fällt der vollständige Zusammenbruch der Wirtschaft mit Hungersnöten. 2008 erlitt er vermutlich einen Schlaganfall und war bis zu seinem Tod am 17. Dezember 2011 gesundheitlich angeschlagen.

    KIM JONG UN: Der jüngste seiner drei bekannten Söhne kam Anfang der 1980er Jahre zur Welt, das exakte Geburtsjahr ist umstritten. Er soll eine Schule in der Schweiz besucht haben. Kim Jong Il erhob ihn 2010 zum General. Ende 2011 wurde Kim Jong Un Oberbefehlshaber der Streitkräfte, im April 2012 auch Erster Vorsitzender der Zentralen Verteidigungskommission und damit laut Verfassung «Oberster Führer» des Landes.

    An der Zeremonie im Kumsusan-Sonnenpalast nahmen den Berichten zufolge hochrangige Vertreter von Partei, Regierung und Militär teil. Vor den Statuen der beiden früheren Staatschefs wurde demnach lediglich ein Blumenkorb im Namen Kim Jong Uns abgelegt. Der Diktator hatte seit der Übernahme der Macht vor fast drei Jahren an diesem Ritual der Ehrenbezeugung zweimal teilgenommen. Eine Erklärung, warum er diesmal fernblieb, gab es nicht. Nordkorea hatte zuletzt lediglich ein "Unwohlsein" Kims eingeräumt. Nordkorea ist eines der weltweit isoliertesten Länder.

    Leidet der Koreanische Machthaber an Gicht?

    Die Regierung in Südkorea distanzierte sich von Spekulationen, dass Kim nicht mehr das Sagen habe. "Es scheint, dass Kims Herrschaft normal verläuft", sagte ein Sprecher des Vereinigungsministeriums. Nach Angaben von Südkoreas Verteidigungsminister Han Min Koo gibt es Hinweise, dass sich Kim derzeit nördlich von Pjöngjang erholt. Südkoreanische Medien hatten berichtet, Kim habe vermutlich aufgrund seines Übergewichts Probleme mit den Beinen und leide an Gicht.

    Nordkoreanische Soldaten hätten das Feuer eröffnet, nachdem Aktivisten aus Südkorea die Ballons mit den Flugblättern gestartet hätten, hieß es aus Militärkreisen. Man gehe davon aus, dass Nordkoreas Militär auf die Ballons zielen wollte. Einige Kugeln seien später nahe dem südkoreanischen Grenzort Yonchon gefunden worden. Erst dann hätten südkoreanische Soldaten Maschinengewehrsalven auf nordkoreanische Grenzposten abgegeben. Das Feuer sei von der Gegenseite erwidert worden. Über Opfer wurde nichts bekannt. Nordkorea hatte in der Vergangenheit wiederholt vor solchen Flugblattaktionen gewarnt, die regelmäßig stattfinden. dpa

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