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Nordkorea: Beseitigt: Kim Jong Un lässt Onkel hinrichten und dann löschen

Nordkorea

Beseitigt: Kim Jong Un lässt Onkel hinrichten und dann löschen

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    TV-Berichterstattung in Seoul: Die Hinrichtung von Jang Song Thaek beunruhigt die Südkoreaner.
    TV-Berichterstattung in Seoul: Die Hinrichtung von Jang Song Thaek beunruhigt die Südkoreaner. Foto: Jeon Heon-Kyun (dpa)

    Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat mit seinem Onkel kurzen Prozess gemacht. Nach der Entmachtung von Jang Song Thaek, wurde der 67-Jährige hingerichtet. Das wurde nun offiziell aus Nordkorea bestätigt. Derzeit sorgt knews.org berichtet, hat die staatliche Nachrichtenagentur KCNA sämtliche Artikel über Kim Juong Uns Onkel löschen lassen.

    Todesurteil an Onkel sofort vollstreckt

    Jang Song Thaek wurde nach Angaben der nordkoreanischen Staatsmedien vor einem Militärtribunal am Donnerstag zum Tode verurteilt. Das Urteil sei sofort vollstreckt worden. Berichten zufolge starb Jang durch ein Maschinengewehr. Kim Jong Uns Onkel  habe parteifeindliche und konterrevolutionäre Handlungen begangen, "um die Führung unserer Partei, des Staates und des sozialistischen Systems zu stürzen". Jang Song Thaek , der lange als graue Eminez des Regimes galt, habe seine Taten gestanden.

    Jang wurde in Nordkorea als Verräter beschimpft

    Jang wurde vorgeworfen, bereits seit dem Tod des früheren Machthabers und Vaters von Kim Jong Un, Kim Jong Il, im Dezember 2011 auf die Machtübernahme hingearbeitet zu haben. Er wurde in den Medien als "Verräter" und "abscheulicher menschlicher Abschaum, der schlimmer als ein Hund war", beschimpft.

    Die Kim-Dynastie in Nordkorea

    Seit fast 70 Jahren herrscht die Familie Kim über das international weitgehend isolierte Nordkorea.

    KIM IL SUNG: Der zum «Großen Führer» aufgestiegene Bauernsohn wurde 1912 geboren. Nach der Besetzung des Nordens von Korea durch sowjetische Truppen 1945 wurde Kim dort Stalins Mann. Als 1948 die Demokratische Volksrepublik Korea ausgerufen wurde, ließ er sich zum Regierungschef ernennen. Er herrschte über den abgeschotteten Staat mit eiserner Hand bis zu seinem Tod 1994. Der bis heute gottgleich verehrte Kim Il Sung trägt den ihm vorbehaltenen Titel «Ewiger Präsident».

    KIM JONG IL: Sein Sohn wurde 1942 (oder 1941) in einem Ausbildungslager in der Sowjetunion geboren. Die Propaganda verlegte die Geburt in ein Widerstandscamp am mythischen Berg Paektu in Korea während der japanischen Besatzung. Der «Geliebte Führer» setzte den despotischen Kurs seines Vaters fort. In seine Herrschaftszeit fällt der vollständige Zusammenbruch der Wirtschaft mit Hungersnöten. 2008 erlitt er vermutlich einen Schlaganfall und war bis zu seinem Tod am 17. Dezember 2011 gesundheitlich angeschlagen.

    KIM JONG UN: Der jüngste seiner drei bekannten Söhne kam Anfang der 1980er Jahre zur Welt, das exakte Geburtsjahr ist umstritten. Er soll eine Schule in der Schweiz besucht haben. Kim Jong Il erhob ihn 2010 zum General. Ende 2011 wurde Kim Jong Un Oberbefehlshaber der Streitkräfte, im April 2012 auch Erster Vorsitzender der Zentralen Verteidigungskommission und damit laut Verfassung «Oberster Führer» des Landes.

    Bis vor kurzem war Jang noch Vize-Vorsitzender der mächtigen Nationalen Verteidigungskommission gewesen und hatte enge Kontakte zu China unterhalten. Weiter wurden ihm Fraktionsbildung, Korruption, Verschwendung von Devisen, unzüchtiger Umgang mit mehreren Frauen, Spielsucht und Ausverkauf von Rohstoffen an

    Südkorea und China äußerten sich angesichts der Vorgänge in Nordkorea besorgt. Aus Deutschland kam Kritik: "Die Todesstrafe ist nach Sicht der Bundesregierung kein angemessenes Mittel der Strafe", sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts, Martin Schäfer, in Berlin.

    Nach Meinung von Experten ist in Nordkorea ein Machtkampf im Gange, in dessen Folge weitere politische Säuberungswellen folgen könnten. Nach Informationen des südkoreanischen Geheimdienstes wurden im November bereits zwei enge Gefolgsleute von Jang hingerichtet.

    Südkorea sorgt sich besonders um die Stabilität im weithin abgeschotteten Nachbarland. "Wir werden uns auf alle Eventualitäten vorbereiten", sagte ein Sprecher des Vereinigungsministeriums in Seoul nach einem Treffen von Ministern und Sicherheitsberatern.

    Hinrichtung als Zeichen der "extremen Brutalität"

    Das US-Außenministerium bewertete die Hinrichtung als Zeichen der "extremen Brutalität" des Regimes in Pjöngjang. Die US-Regierung verfolge die Vorgänge sehr genau, hieß es in einer Stellungnahme der stellvertretenden Ministeriumssprecherin Marie Harf. Ein Außenamtssprecher in China sagte, Peking wolle Stabilität auf der koreanischen Halbinsel. Der Sprecher betonte, es handle sich bei den Vorgängen in

    Kim Jong Un festigt seine Macht

    Nordkorea hatte die Entmachtung Jangs erst am Montag bestätigt. Ihm seien alle Ämter und Titel entzogen worden. Der südkoreanische Geheimdienst hatte schon wenige Tage zuvor Abgeordneten in Seoul von der Absetzung Jangs berichtet. Nach Ansicht von Beobachtern festigte der etwa 30-jährige Kim Jong Un durch Jangs Absetzung seine Macht. Politische Säuberungen sind in dem Staat nicht unüblich.

    Angesichts der jüngsten Vorgänge in Pjöngjang hatte Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye in dieser Woche das Regime im Nachbarland in scharfem Ton kritisiert und Kim Jong Un eine "Schreckensherrschaft" vorgeworfen.

    Eine unabhängige Bestätigung der Berichte über die Hinrichtung gibt es nicht. Nach Informationen des südkoreanischen Senders Free North Korea Radio (FNK), der von nordkoreanischen Flüchtlingen betrieben wird, ließ das kommunistische Regime den 67-jährigen Jang und einige seiner Gefolgsleute bereits in der vergangenen Woche hinrichten. Bilder des Staatsfernsehens, die die Festnahme Jangs am vergangenen Sonntag bei einer Sitzung des Politbüros der herrschenden Arbeiterpartei zeigten, seien manipuliert gewesen, hatte FNK am Dienstag berichtet. dpa/AZ

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