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Nordkorea: "Abschaum": Kim Jong Un rechtfertigt Hinrichtung seines Onkels

Nordkorea

"Abschaum": Kim Jong Un rechtfertigt Hinrichtung seines Onkels

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    Kim Jong Un hat sich zum ersten Mal zur Hinrichtung seines Onkels geäußert. Diese sei eine "rechtzeitige, richtige Entscheidung" gewesen, sagte der Diktator von Nordkorea.
    Kim Jong Un hat sich zum ersten Mal zur Hinrichtung seines Onkels geäußert. Diese sei eine "rechtzeitige, richtige Entscheidung" gewesen, sagte der Diktator von Nordkorea. Foto: AFP PHOTO / KCNA VIA KNS

    Kim Jong Un bezeichnete seinen hingerichteten Onkel Jang Song Thaek als "Abschaum", gegen den die Partei  "entschlossen" vorgegangen sei. Sein Onkel habe sich eine eigene Machtbasis innerhalb der Partei  aufbauen wollen, sagte Kim in seiner Ansprache an die nordkoreanische Nation, die  im Staatsfernsehen übertragen wurde. Er äußerte sich erstmals  öffentlich zur Hinrichtung des Familienmitglieds. Die  "rechtzeitige, richtige Entscheidung", antirevolutionäre "Elemente"  zu beseitigen habe sehr dabei geholfen, die Einheit und Solidarität  innerhalb der Partei zu festigen, sagte Kim.

    Sein einst mächtiger Onkel Jang war Anfang Dezember nach einem  kurzen Prozess vor einem militärischen Sondertribunal wegen  angeblicher Umsturzpläne hingerichtet worden. Jang wurde als  "Verräter" gebrandmarkt, die amtliche Nachrichtenagentur KCNA  bezeichnete ihn als "verabscheuungswürdigen menschlichen Abschaum",  der die oberste Macht habe an sich reißen wollen. Zudem habe er auf  Staatskosten einen "kapitalistischen" Lebensstil gepflegt.

    In machtvollen Worten rief Kim das nordkoreanische Volk nun dazu  auf, den kleinsten Anschein von Widerstand gegen die Einheit  auszumerzen. Die "revolutionäre Disziplin und Ordnung" müsse  überall etabliert werden, sagte Kim und warnte vor der Abkehr von  der Ideologie und vor einer dekadenten Lebensweise, wie sie auch  seinem Onkel nachgesagt worden war. Jang galt nach dem Tod von Kims  Vater Kim Jong Il Ende 2011 als starker Mann im Staatsapparat und  war maßgeblich daran beteiligt, den unerfahrenen Kim aufzubauen.

    Kim Jong Un für "günstiges Klima" mit Südkorea

    Die Kim-Dynastie in Nordkorea

    Seit fast 70 Jahren herrscht die Familie Kim über das international weitgehend isolierte Nordkorea.

    KIM IL SUNG: Der zum «Großen Führer» aufgestiegene Bauernsohn wurde 1912 geboren. Nach der Besetzung des Nordens von Korea durch sowjetische Truppen 1945 wurde Kim dort Stalins Mann. Als 1948 die Demokratische Volksrepublik Korea ausgerufen wurde, ließ er sich zum Regierungschef ernennen. Er herrschte über den abgeschotteten Staat mit eiserner Hand bis zu seinem Tod 1994. Der bis heute gottgleich verehrte Kim Il Sung trägt den ihm vorbehaltenen Titel «Ewiger Präsident».

    KIM JONG IL: Sein Sohn wurde 1942 (oder 1941) in einem Ausbildungslager in der Sowjetunion geboren. Die Propaganda verlegte die Geburt in ein Widerstandscamp am mythischen Berg Paektu in Korea während der japanischen Besatzung. Der «Geliebte Führer» setzte den despotischen Kurs seines Vaters fort. In seine Herrschaftszeit fällt der vollständige Zusammenbruch der Wirtschaft mit Hungersnöten. 2008 erlitt er vermutlich einen Schlaganfall und war bis zu seinem Tod am 17. Dezember 2011 gesundheitlich angeschlagen.

    KIM JONG UN: Der jüngste seiner drei bekannten Söhne kam Anfang der 1980er Jahre zur Welt, das exakte Geburtsjahr ist umstritten. Er soll eine Schule in der Schweiz besucht haben. Kim Jong Il erhob ihn 2010 zum General. Ende 2011 wurde Kim Jong Un Oberbefehlshaber der Streitkräfte, im April 2012 auch Erster Vorsitzender der Zentralen Verteidigungskommission und damit laut Verfassung «Oberster Führer» des Landes.

    An die Adresse des Erzfeindes Südkorea gerichtet sprach sich Kim  für ein "günstiges Klima" aus. Es sei "höchste Zeit" für beide  Länder, alles zu unterlassen, was die nationale Einheit und die  Versöhnung gefährde. Pjöngjang werde jedem die Hand reichen, der  sich wahrhaftig für die Wiedervereinigung einsetze, sagte Kim.  Sollte allerdings erneut ein Krieg ausbrechen, wären auch die USA  nicht sicher. "Wir sind mit einer gefährlichen Situation  konfrontiert, in der ein kleiner, zufälliger militärischer Konflikt  zu einem umfassenden Krieg führen kann."

    Südkorea und Nordkorea praktisch im Kriegszustand

    Südkorea sieht in Kims Auftreten einen Versuch, seine Herrschaft  weiter zu zementieren und den Staats- und Parteiapparat hinter sich  zu vereinen. Es bleibe nun abzuwarten, ob Nordkorea tatsächlich  "seine Haltung ändern" werde, während es gleichzeitig den Süden  weiter kritisiere, erklärte das südkoreanische  Vereinigungsministerium am Mittwoch mit Bezug auf die  Versöhnungsgeste.

    Südkorea und Nordkorea befinden sich faktisch noch im  Kriegszustand. Wiederholt provozierte der Norden seinen südlichen  Nachbarn sowie die internationale Gemeinschaft mit Atomtests und  Kriegsdrohungen.

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