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Niederlande: Mark Rutte - ein Mann mit Bodenhaftung

Niederlande

Mark Rutte - ein Mann mit Bodenhaftung

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    Der amtierende Ministerpräsident und Wahlgewinner Mark Rutte.
    Der amtierende Ministerpräsident und Wahlgewinner Mark Rutte. Foto: Daniel Reinhardt, dpa

    Sieben Jahre hat er das Land bereits geführt – und er will es weiter tun. Mark Ruttes liberal-konservative Partei VVD hat bei der Wahl in den Niederlanden zwar ebenfalls Mandate verloren, bleibt aber stärkste Kraft. Entsprechend euphorisch war der 50-Jährige: Dass er klar vor dem Rechtspopulisten Geert Wilders liegt, strahlte Rutte, sei „ein Fest für die Demokratie“.

    Der Premier selbst hat es ansonsten eigentlich lieber eine Nummer kleiner, bescheidener. Eine Zeitung hat ihn einmal als den „am wenigsten materialistischen Politiker seit Gandhi“ porträtiert. Der ehemalige Unilever-Manager Rutte lebt nicht auf großem Fuß. Privat fährt er einen Wagen aus zweiter Hand, statt eines schicken Smartphones soll er noch immer ein altes Nokia besitzen, und dass der Premier nicht in einer prächtigen Villa lebt, sondern in einer Etagenwohnung in einem ganz normalen Wohnhaus in Den Haag, passt in das Bild eines „normal“ gebliebenen Politikers. Auch Fremden stellt er sich häufig kurz und kumpelhaft als „Mark“ vor.

    Den Haag ist die Stadt, in der Rutte aufgewachsen ist. Er ist das jüngste von sieben Kindern aus zwei Ehen seines Vaters, der als Handelsdirektor in der Kronkolonie Niederländisch-Indien tätig war, dem heutigen Indonesien. Zu seiner Mutter Hermina Cornelia Dilling, inzwischen 94 Jahre alt, hat der protestantisch erzogene Rutte ein inniges Verhältnis. Musikalisch begabt, stand zwischenzeitlich im Raum, den Jüngsten der Familie ans Konservatorium zu schicken, um ihn zum Pianisten ausbilden zu lassen. Doch Rutte, der bereits mit 21 Jahren Vorsitzender der Jungliberalen geworden war, entschied sich anders und studierte Geschichte – die Liebe zur klassischen Musik allerdings blieb.

    Spekulationen über das Privatleben von Mark Rutte

    Eine eigene Familie hat er nicht. Der „Richtigen“ sei er noch nicht begegnet, sagt er bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen er über sein Privatleben spricht. Freundinnen habe es gegeben, das ja, die letzte aber schon in seiner Studentenzeit. Aber nein, keinen Freund: Immer wieder ist Rutte nachgesagt worden, in Wahrheit schwul zu sein. Er selbst sagt dazu: „Das letzte Tabu in den Niederlanden ist, alleinstehend zu sein.“ Meistens vermisse er nichts, manchmal aber dann eben doch...

    Als Rutte 22 war, starb sein 18 Jahre älterer Bruder – sein „großes Vorbild“ – an Aids. „Sein Tod hat meine Einstellung zum Leben drastisch verändert“, hat er einmal gesagt. „Mir ist seitdem klar, dass ich nur dieses eine Leben habe.“

    Neben seiner Regierungsarbeit geht der Mann, den ein Magazin vor einigen Jahren zu den am besten gekleideten Staatenlenkern gezählt hat, deshalb noch ganz anderen, für einen Regierungschef höchst ungewöhnlichen Verpflichtungen nach. Jeden Donnerstagmorgen gibt Rutte in Den Haag an einer weiterführenden Schule Gemeinschaftskundeunterricht. Unter anderem klärt er seine Klassen darüber auf, wer und was eigentlich dieser Premier ist: „Ha, das bin ja ich.“ mim, dpa

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