Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Niederbayern: Wahlkampf am Gillamoos: Ist Guttenberg wirklich unverzichtbar?

Niederbayern

Wahlkampf am Gillamoos: Ist Guttenberg wirklich unverzichtbar?

    • |
    Der ehemalige Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) spricht auf dem Gillamoos-Festplatz in Abensberg im Zelt der CSU beim politischen Gillamoos.
    Der ehemalige Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) spricht auf dem Gillamoos-Festplatz in Abensberg im Zelt der CSU beim politischen Gillamoos. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Wenige Stunden nach dem großen TV-Duell mit Kanzlerin Angela Merkel (hier mehr dazu) wartet auf ihren SPD-Herausforderer Martin Schulz in Niederbayern die nächste Herausforderung. Im idyllischen Örtchen Abensberg muss sich der SPD-Chef am Montag (10.00 Uhr) mit den Spitzenkandidaten von FDP, Christian Lindner, Grünen, Cem Özdemir, und für die Union mit dem ehemaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg messen. Erstmals ist auch die AfD mit von der Partie: Aus Platzmangel müssen sich die EU-Abgeordnete Beatrix von Storch und Parteichef Jörg Meuthen allerdings mit einem Auftritt außerhalb der Festwiese zufrieden geben.

    Der Gillamoos ist einer der ältesten Jahrmärkte Niederbayerns, immer rund um das erste Septemberwochenende. Am letzten Tag des fünftägigen Festes treten traditionell Spitzenpolitiker parallel in Bierzelten auf, die nur einen Steinwurf voneinander entfernt sind. Nach dem Politischen Aschermittwoch ist dies das größte Politikspektakel in Bayern. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der

    Martin Schulz am Gillamoos: Auftritt bei einem der ältesten Jahrmärkte Niederbayerns

    Wie immer geht es bei den zeitgleich stattfindenden Rededuellen in den Bierzelten auf dem Gillamoos-Volksfest weniger um politische Korrektheit oder Fakten als um derbe Worte, scharfe Attacken, Applaus und jede Menge Bier, Blasmusik und Schweiß. Hier gibt es keine Tabus oder Ausreden für Frontalangriffe im Wahlkampf. Karl-Theodor zu Guttenberg scheinen auf dem Volksfest die Herzen nur so zuzufliegen. "Und irgendwann und immer wieder bin ich gerne zurück in diesem Land, in meiner Heimat." Es ist Guttenbergs letzter Satz in der mehr als 80-minütigen Rede, der jene Hoffnungen auf sein politisches Comeback nährt, die dieser Tage und Wochen im Freistaat so gerne aufkeimen. Doch mehr gibt es nicht. Das klare Bekenntnis bleibt der gescheiterte Verteidigungsminister "KT" auch auf dem Gillamoos schuldig. Den bierseligen Zuhörern ist dies aber beinahe egal: "Ein brillanter Redner, er ist einfach der Beste", loben ihn viele nach dem Auftritt. Was genau er Brillantes gesagt habe, könnten sie nicht mehr sagen.

    Hier zeigt sich ein Gegensatz zu seiner Premiere an dieser Stelle 2009. Damals noch als Bundeswirtschaftsminister wurde Guttenberg auch während seiner Rede wie ein Popstar gefeiert, etwa für seine heftige Kritik an Rot-Rot-Grün. Doch mit seinem heutigen - für ein Bierzelt zu schwermütigen - Krisen-Tenor zwischen Nordkorea, Türkei, US-Präsident Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin lässt sich eben nicht so richtig feiern. Die langen Sätze Guttenbergs scheinen die Zuhörer ebenfalls zu überfordern.

    Die in Bierzelten gerne gehörten derben Späße auf Kosten politischer Mitbewerber fehlen bei "KT" weitgehend. Nur die FDP und Ex-SPD-Kanzler Gerhard Schröder ("Gazprom-Gerd") bekommen ein wenig ihr Fett weg: Dank FDP-Chef Christian Lindner wäre Schwarz-Gelb "die erste Koalition mit nur einem Mann" und Parteivize Wolfgang Kubicki wohl der "erste Minister für Dampfplauderei und Talkshowfragen".

    Karl-Theodor zu Guttenberg schweigt weiterhin über politisches Comeback

    Einzig bei den selbstironischen Spitzen ("Vor acht Jahren lief hier von AC/DC das Lied Highway to Hell, die Autobahn zur Hölle, die habe ich dann mit der Überholspur genommen"), den persönlichen Ansagen ("Ich habe gelernt, wenn man mit Wucht auf die Schnauze fällt, diese Schnauze abzuwischen, aufzustehen und wieder neu anzufangen.") und bei den wenigen innenpolitischen Schlagworten (TV-Duell, Leitkultur, Integration, Grenzsicherung, Bedeutung der CSU) kommt Stimmung auf. 

    CSU-Chef Horst Seehofer dürfte sich trotzdem nach den ersten Tagen der Guttenberg-Tournee genüsslich die Hände reiben: Er könne sich ihn in Berlin und in München als Minister vorstellen, sagte Seehofer der "Passauer Neuen Presse". Wie sich die Zeiten ändern. Zu Guttenbergs Karrierehöhepunkt war dieser für ihn noch ein "Glühwürmchen".

    Trotz dieser Steilvorlage Seehofers schweigt sich Guttenberg weiter aus. In ihrer Not interpretieren die Zuhörer sogar schon seine Freude über einen Trachtenhut als Indiz für die Rückkehr: "Sehr schön, nicht schon wieder eine Baseball-Kappe. Das ist Heimat." Aber wie passt dazu die Aussage Guttenbergs vom Vorabend im Fernsehen? "Ich stehe nicht zur Wahl und da werden viele in diesem Land sagen: Gott sei Dank. In zwei Wochen sehen Sie mich wieder in den USA." Darauf haben sie hier in Bayern auch keine Antwort. Noch nicht. dpa/lby

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden