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Nicaragua: Wo Regen schnell zur Katastrophe führt

Nicaragua

Wo Regen schnell zur Katastrophe führt

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    Klimaflüchtlinge: Nach schweren Regenfällen und Erdrutschen mussten Bauern in Nicaragua mitsamt den Tieren ihr Dorf verlassen.
    Klimaflüchtlinge: Nach schweren Regenfällen und Erdrutschen mussten Bauern in Nicaragua mitsamt den Tieren ihr Dorf verlassen. Foto: dpa

    Kolibris, kreischende Papageien, Viehweiden, Bananenstauden, ein friedlich dahinplätschernder Bergbach. Auf den ersten Blick mutet das nicaraguanische Bergdorf Despoblado an wie ein bukolisches Paradies. Die meisten Monate im Jahr ist es das auch, doch wenn die tropischen Tiefausläufer sich hier austoben, kann aus dem Paradies innerhalb kürzester Zeit die Hölle werden. Bäuerin Rosario Ruiz erinnert sich noch an Hurrikan Mitch 1998. Es regnete tagelang ohne Unterlass, der Bach verwandelte sich in eine reißende Lawine aus Schlamm und Baumstämmen. Die Straßen in die nächstgelegene Kleinstadt Estelí waren unpassierbar, Berge rutschten ab. In ihrem Haus stand hüfthoch das Wasser, tagelang harrte die Familie mit ein paar geretteten Habseligkeiten auf dem Dach aus, bis Hilfe kam.

    Es war eine Naturkatastrophe biblischen Ausmaßes, die alleine in Nicaragua 3.800 Menschenleben kostete. Derartige Extremsituationen werden immer häufiger, 2010 mussten in

    Dürren und Hurrikane mit schweren Folgen in  Mittelamerika

    Der Klimawandel, so hat das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha) festgestellt, trifft Mittelamerika am härtesten. Dürren, Hurrikane, Unwetter – sie wiederholen sich in immer kürzeren Abständen, und in der Landenge zwischen Süd- und

    Doch das soll sich jetzt ändern. Herrschte nach Hurrikan Mitch noch ein absolutes Chaos, weil der Katastrophenstab weder Informationen aus den Krisengebieten hatte noch eine Liste über die verfügbaren Ressourcen, gibt es seit zwei Jahren eine umfassende Datenbank beim Nationalen Geographischen Institut (Ineter). Nur einen Mausklick entfernt sind nun Informationen über die Zahl der Notunterkünfte, die Kontaktdaten der Krisenstabsleiter, die besonders gefährdeten Siedlungen und vieles mehr. Die Datenbank umfasst bislang 153 Gemeinden an der dicht bevölkerten Pazifikküste.

    „Das ist ungemein wichtig, weil man nach einem Unglück rasch handeln muss. In den ersten 72 Stunden können noch Menschenleben gerettet werden”, weiß der Informatiker Carlos Herrera von der Welthungerhilfe, der das Programm entworfen hat. Inzwischen interessieren sich schon die Nachbarländer für seine Entwicklung.

    Hoffen auf das  Frühwarnsystem

    Doch die Datenbank ist nur ein Aspekt des Frühwarnsystems. Es gibt jetzt Rettungsbrigaden, die für den Notfalleinsatz ausgebildet wurden. Und die Anwohner am Fluss messen täglich den Pegelstand und die Niederschlagsmenge. In Estelí werden die Daten ausgewertet. „So können wir frühzeitig die gefährdeten Viertel evakuieren“, sagt Oberstleutnant Alvaro Rivas, der Leiter des Katastrophenstabs. Rund 170.000 der 525.000 Einwohner der Region sind laut Rivas von Überschwemmungen bedroht, 25.000 von Erdrutschen, hundert Dörfer von Waldbränden. Die Menschen können nur hoffen, dass das Frühwarnsystem künftig funktioniert.

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