Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

News zu Plagiaten: Mathiopoulos verliert vermutlich ihren Doktortitel

News zu Plagiaten

Mathiopoulos verliert vermutlich ihren Doktortitel

    • |
    Nach einer Reihe von Spitzenpolitikern steht auch die Politikberaterin Margarita Mathiopoulos vor dem Verlust ihres Doktortitels.
    Nach einer Reihe von Spitzenpolitikern steht auch die Politikberaterin Margarita Mathiopoulos vor dem Verlust ihres Doktortitels. Foto: Michael Urban/Archiv

    Nach einer Reihe von Spitzenpolitikern steht auch die Politikberaterin Margarita Mathiopoulos vor dem Verlust ihres Doktortitels. Zu dieser Entscheidung komme der Promotionsausschuss der Universität Bonn, sagte ein Hochschulsprecher am Montag der Nachrichtenagentur dapd und bestätigte einen Bericht von "Zeit Online". In letzter Instanz müsse allerdings der Fakultätsrat urteilen. Der Beschluss des Ausschusses wertete er als eine "Tendenz". Man könne davon ausgehen, dass dieser die Entscheidung nicht leichtfertig getroffen habe.

    Die Dissertation der Potsdamer Honorarprofessorin, die seit 2002 die FDP in außenpolitischen Fragen berät, war bereits Ende der 80er Jahre in die Kritik geraten. Damals waren handwerkliche Mängel, jedoch keine Verfehlungen festgestellt worden. Die neue Überprüfung, die seit Juli läuft, hatten die Plagiatsfahnder von "VroniPlag" in Gang gesetzt.

    Sie wollen inzwischen auf fast jeder zweiten Seite der Dissertation mit dem Titel "Amerika: das Experiment des Fortschritts. Ein Vergleich des politischen Denkens in Europa und in den USA" fündig geworden sein.

    Chronologie der Affäre Guttenberg

    15. Februar 2011: Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet vorab über mögliche Plagiate in der Doktorarbeit von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Die Arbeit wurde 2006 an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth eingereicht. Guttenberg hatte dafür die Bestnote summa cum laude erhalten.

    16. Februar: In der "Süddeutschen Zeitung" stehen erste Plagiatsbeispiele, die der Bremer Juraprofessor Andreas Fischer-Lescano festgestellt hat. Guttenberg weist die Vorwürfe noch als "abstrus" zurück.

    Kurz darauf berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" in ihrer Online-Ausgabe, dass die Einleitung der Doktorarbeit aus einem Artikel in dem Blatt abgeschrieben sein soll. Der einleitende Absatz der Arbeit decke sich fast wortwörtlich mit einem 1997 erschienenen Text der Politikwissenschaftlerin Barbara Zehnpfennig.

    17. Februar: Während Guttenberg die deutschen Truppen in Nordafghanistan besucht, werden in Deutschland fast stündlich neue Plagiatsvorwürfe laut. Erstmals werden Rufe nach einem Rücktritt laut. Im Internet wird eine Webseite für die Schummel-Recherche eröffnet. Unter "Guttenplag-Wiki" sollen die Vorwürfe gegen den CSU-Politiker gesammelt und bewertet werden.

    18. Februar: Erstmals gehen Strafanzeigen gegen Guttenberg wegen der Plagiatsvorwürfe ein. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagt ihrem Minister Unterstützung für den Fall zu, dass er sich zu den Vorwürfen erkläre.

    In einem eilig einberufenen Pressestatement entschuldigt sich Guttenberg am Mittag für "Fehler" und erklärt, er werde seinen Doktortitel bis zur Aufklärung durch die Uni Bayreuth nicht führen. Zugleich versichert er erneut: "Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat."

    21. Februar: Die Bundestagsfraktionen von SPD und Grünen wollen die Plagiatsvorwürfe zum Thema im Bundestag machen. "Guttenplag-Wiki" legt einen Zwischenbericht vor: Danach stehen 271 Seiten der Dissertation oder knapp 70 Prozent unter Plagiatsverdacht.

    22. Februar: Der Wissenschaftsverlag Duncker und Humblot will Guttenbergs Doktorarbeit künftig weder ausliefern noch neu auflegen.

    23. Februar: Die Universität Bayreuth entzieht Guttenberg den Doktortitel.

    28. Februar: Wissenschaftler übergeben einen von 23.000 Doktoranden unterzeichneten offenen Brief an Merkel, in dem sie der CDU-Politikerin in der Plagiatsaffäre eine "Verhöhnung" aller wissenschaftlichen Hilfskräfte vorwerfen.

    1. März: Guttenberg gibt seine politischen Ämter auf, wie er in einem kurzfristig anberaumten Statement erklärt. "Das ist der schmerzlichste Schritt meines Lebens", sagt er.

    3. März: Guttenberg legt auch sein Bundestagsmandat nieder.

    7. März: Die Staatsanwaltschaft Hof nimmt Ermittlungen gegen Guttenberg auf.

    8. April: Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass die Universität offenbar davon ausgeht, dass Guttenberg absichtlich getäuscht hat.

    15. April: Guttenberg hat kein politisches Mandat mehr. Der Kreistag des oberfränkischen Landkreises Kulmbach stimmt einstimmig Guttenbergs Antrag auf Niederlegung seines Amtes zu.

    6. Mai: Jetzt ist es amtlich: Die Universität Bayreuth geht in ihrem Abschlussbericht davon aus, dass Guttenberg absichtlich getäuscht habe. "Nach eingehender Würdigung der gegen seine Dissertationsschrift erhobenen Vorwürfe stellt die Kommission fest, dass Herr Freiherr zu Guttenberg die Standards guter wissenschaftlicher Praxis evident grob verletzt und hierbei vorsätzlich getäuscht hat".

    11. Mai: Die Universität stellt den über 80 Seiten langen Abschlussbericht inklusive einer Übersicht einiger der Zitierverstöße Guttenbergs in Bayreuth vor. "Evidente Plagiate" hätten sich über die ganze Arbeit verteilt gefunden.

    23. November: Die Staatsanwaltschaft Hof gibt bekannt, dass die Ermittlungen gegen Guttenberg gegen Zahlung einer Geldauflage in Höhe von 20.000 Euro eingestellt wurden.

    Details zu der Entscheidung des Gremiums nannte der Hochschulsprecher nicht. Nach einer Stellungnahme von Mathiopolous' Anwalt habe der Fakultätsrat die abschließende Beurteilung auf den 1. Februar vertagt. "Die Stellungnahme wirft Fragen auf", sagte der Sprecher. Eigentlich sollte die Entscheidung über die Aberkennung des Doktortitels bereits am Mittwoch gefällt werden. Der

    Erst im Juli hatte die Universität Bonn dem FDP-Politiker Jorgo Chatzimarkakis wegen Plagiaten dessen Doktortitel entzogen. Damals war der Fakultätsrat dem Urteil des Promotionsausschusses gefolgt.

    Margarita Mathiopoulos Arbeit hat handwerkliche Mängel

    Mathiopoulos hatte zu des Beginn des Verfahrens erklärt, sie sei sicher, dass die neuerliche Untersuchung ihrer Arbeit "zu keinem anderen Ergebnis kommen wird, als die Überprüfung der Dissertation im Jahre 1991" Damals habe es der Promotionsausschuss als wesentlich erachtet, dass die Arbeit trotz ihrer handwerklichen Mängel eine originelle These habe und das Werk bei namhaften Wissenschaftlern anerkannt sei. dapd

    Vroniplag: http://url.dapd.de/cmcVGh

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden