Organspenden können Leben retten. Am Tag der Organspende werben nun Politiker parteiübergreifend, sich einen Spenderausweis zuzulegen.
SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier zeigte sich am Freitag zuversichtlich, dass der Bundestag noch in diesem Jahr ein neues Transplantationsgesetz verabschieden wird. Und auch CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe appellierte am Samstag an die Bürger, Organspende durch den Besitz eines Spenderausweises zu fördern.
Am Samstag findet in Frankfurt am Main eine zentrale Veranstaltung zum Tag der Organspende statt. Dabei werden Steinmeier und die Parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, die CDU-Politikerin Annette Widmann-Mauz, sprechen.
Steinmeier betonte, es bestehe unter den Fraktionschefs aller im Bundestag vertretenen Parteien Einigkeit darüber, dass eine Änderung des Gesetzes das Aufkommen an Spenderorganen in Deutschland verbessert werden kann. Die Fraktionen hätten verabredet, einen überparteilichen Entwurf vorzulegen, sagte Steinmeier dem Hörfunksender HR-Info.
Details für das neue Transplantationsgesetz offen
Steinmeier äußerte sich noch nicht weiter zu Details für das neue Transplantationsgesetz. Er selbst schlägt die sogenannte Entscheidungslösung vor. Diese sieht vor, jeden Menschen mindestens einmal in seinem Leben danach zu fragen, ob er Organspender sein will. Die Entscheidung könnte dann in einen Dokument wie dem Personalausweis, dem Führerschein oder der Versichertenkarte der Krankenkasse eingetragen werden.
Steinmeier könne auch mit der sogenannten Widerspruchslösung nach spanischem und österreichischem Vorbild leben: Danach gilt jeder Mensch als Organspender, wenn er nicht ausdrücklich Widerspruch dagegen einlegt. Er wisse aber, dass es dagegen "viele ethische und religiöse Sensibilitäten" gebe.
Auch CDU-Generelsekretär Gröhe äußerte sich am Freitag nicht näher zu den Einzelheiten einer Lösung, wies aber auf das Problem fehlender Spenderorgane hin. Mit einer Transplantation könne Leben gerettet und die Lebensqualität schwerkranker Menschen nachhaltig verbessert werden. Allerdings sei der Bedarf nach wie vor weitaus größer als die Zahl der zur Verfügung stehenden Organe, sagte Gröhe.
Obwohl eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung belegte, dass drei Viertel der Bevölkerung grundsätzlich bereit sei, Organe zu spenden, besitze nur ein Viertel der Menschen einen Spenderausweis. Deswegen müsse die Information und Aufklärung gefördert und vermehrt werden.
Grüne gegen Widerspruchslösung bei Organspenden
Die Grünen mahnten, die Menschen müssten sensibel und kompetent über mögliche Chancen und Risiken von Organspenden aufgeklärt werden. An erster Stelle sollte jedoch die selbstbestimmte und freie Entscheidung aller Bürger für oder gegen eine Organspende stehen, erklärten der Grünen-Gesundheitsexperte Harald Terpe und die Pflegeexpertin Elisabeth Scharfenberg.
Die Einführung der Widerspruchslösung wäre hierbei ein "Vorgehen nach der Holzhammermethode" und stelle keine bewusste Entscheidung aufgeklärter Bürger dar. Die Grünen sind weiter der Meinung, die zu geringe Zahl der Spender sei nicht allein auf die fehlende Bereitschaft in der Bevölkerung zurückzuführen.
Viele Organspenden scheiterten schon im Vorfeld daran, dass sie von den Kliniken häufig überhaupt nicht gemeldet würden. Spanien erreiche seine weltweit höchsten Spenderzahlen, weil sie über eine sehr gute Koordinierung und die notwendige finanzielle Ausstattung des Systems verfügten. Auch der Einsatz von Transplantationsbeauftragten erhöhe die Chancen auf Organspenden. dapd/AZ