FDP-Chef Christian Lindner war 17, als im Jahr 1996 vielen Deutschen eine der größten Enttäuschungen ihres Lebens widerfuhr. Angelockt vom freundlichen Konzern-Chef Ron Sommer und dem gemütlich-vertrauten Schauspieler Manfred Krug kauften sie enthemmt Telekom-Aktien zu je 28,50 D-Mark.
Bis heute sind sie mit dem Investment nicht froh geworden. Bis heute verursacht es jenen, in deren Depots die Aktien vor sich hin gammeln, Schmerzen, den Kurs in Erfahrung zu bringen. Gestern notierte das Sorgen-Papier bei lediglich rund 13 Euro.
Magenta, die Farbe der Verlierer
Der Telekom-Börsengang, mit dem deutsche Aktienmuffel zu Wertpapier-Enthusiasten erzogen werden sollten, fand in einem Werbe-Meer aus Broschüren und Fahnen in Magenta statt. Und schließlich fuhr der Radrennfahrer Jan Ullrich so lange im magentafarbenen T-Mobile-Trikot, ehe die Vorwürfe, er neige zum Konsum leistungsfördernder Substanzen, zu laut wurden.
Wohl kaum eine Farbe vereint so viel Negatives in sich, zumal es auch noch die Legende gibt, der Name stamme von der italienischen Stadt Magenta bei Mailand ab. Dort soll der Boden nach einer Schlacht im Sardinischen Krieg derart blutgetränkt gewesen sein, dass er die Farbe annahm. Aus dem hellen Purpur, das früher viel schöner „Fuchsia“ hieß, wurde Magenta.
Beim Telekom-Börsengang konnte damit kaum einer etwas anfangen. Manche verstanden zunächst „Maggienta“, als ob es um das Suppen-Verfeinerungsmittel geht. Die delikate Würze des Themas müsste Lindner bewusst sein. Aber er ist wohl ein mutiger Mann, hätte er sich sonst die im Parteienspektrum noch freie Farbe angelacht?
Ein warmer Touch für die FDP
Sie soll der FDP, der soziale Kälte unterstellt wird, einen warmen Touch geben. Die Sache könnte jedoch zu heiß für die Liberalen werden, sind doch Anleger allergisch gegen alles Magentahafte. Da sehen sie nur noch rot. Hoffentlich wird der immer etwas traurig wirkende Lindner am Ende nicht als Ron Sommer der Politik verspottet.
Seine nach einem Wählerstimmen-Doping lechzende FDP will sicher nicht die T-Aktie der Parteienlandschaft sein. Warum musste es ausgerechnet Magenta sein? Mit Beige oder Perlweiß hätte Lindner zumindest nichts falsch gemacht.