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Medizin: Neuer Bluttest soll Brustkrebs erkennen können

Medizin

Neuer Bluttest soll Brustkrebs erkennen können

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    Prof. Dr. Sarah Schott und Prof. Dr. Christof Sohn von der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg stellen den von ihnen entwickelten Bluttest zur Erkennung von Brustkrebs vor.
    Prof. Dr. Sarah Schott und Prof. Dr. Christof Sohn von der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg stellen den von ihnen entwickelten Bluttest zur Erkennung von Brustkrebs vor. Foto: Universitätsklinikum Heidelberg, dpa

    Die Uni-Klinik in Heidelberg spricht von „einem Meilenstein in der Brustkrebsdiagnostik“: Mit einem neu entwickelten Test, für den nur wenige Milliliter Blut nötig sind, sollen Gynäkologen nun mit einer relativ hohen Genauigkeit Brustkrebs erkennen können. Der Test soll künftig von jedem Labor durchgeführt werden können. Er sei für Frauen aller Altersgruppen geeignet, wurde von der Universitäts-Frauenklinik

    „Der Bluttest ist eine neue, revolutionäre Möglichkeit, eine Krebserkrankung in der Brust schnell anhand von Biomarkern im Blut zu erkennen“, sagt Professor Christof Sohn, der geschäftsführende ärztliche Direktor der Universitäts-Frauenklinik. „Das neue Verfahren ist deutlich weniger belastend für Frauen, weil es weder schmerzhaft ist noch mit einer Strahlenbelastung einhergeht“, ergänzt Professorin Sarah Schott, die das Projekt zusammen mit Sohn leitet. Sie spielt damit auf die Ängste vieler Frauen bei der Mammografie an. Sie wird von vielen Frauen abgelehnt – weil während der Untersuchung die Brust häufig gequetscht werden muss und Patientinnen Strahlenemissionen fürchten.

    Treffergenauigkeit von 75 Prozent

    Die Heidelberger Forscher weisen darauf hin, dass der Bluttest, bei dem sogenannte Biomarker (die als Tumormarker auf die Existenz eines Tumors deuten) analysiert werden, eine Treffergenauigkeit von 75 Prozent aufweist (die Mammografie hat teils ähnliche Werte). Diese Zahl wurde in den vergangenen zwölf Monaten bei 500 Brustkrebspatientinnen ermittelt. Bei Frauen unter 50 Jahren betrage die Quote sogar 80 bis 90 Prozent. Besonders profitierten also jüngere Frauen unter 50 Jahren und Frauen mit besonderer familiärer Risikohäufung für eine Brustkrebserkrankung, bei denen eine Mammografie etwa aufgrund des dichten Brustdrüsengewebes wenig Aussage liefert. Die Mediziner aus Heidelberg sehen in dem neuen Verfahren keine Konkurrenz, sondern eher eine Ergänzung zu den bestehenden Diagnoseverfahren Mammografie, Ultraschall und MRT. „Der Test soll ein Frühwarnsystem sein, um Frauen zu weiteren Untersuchungen zu überweisen“, sagte Christof Sohn der Bild.

    Das Verfahren war bereits im Jahr 2016 als Patent angemeldet und weiterentwickelt worden. Im Blut von an Brustkrebs erkrankten Frauen konnten 15 verschiedene Biomarker identifiziert werden. Auf diese Weise könnten nun auch schon recht kleine Tumoren nachgewiesen werden. Es gilt als möglich, dass der Test auch bei anderen Krebsarten zum Einsatz kommen kann – etwa bei Eierstockkrebs.

    Häufigste Krebserkrankung bei Frauen

    Wie man Brustkrebs frühzeitig erkennen kann

    Brustkrebs ist mit etwa 31 Prozent die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Seit den 80er Jahren hat sich die Zahl der Fälle verdoppelt: Über 70.000 Mal im Jahr stellen Ärzte die Diagnose „Mammakarzinom“, gut 17.000 Frauen sterben jährlich daran.

    Experten empfehlen Frauen, ein Mal im Monat die Brust im Spiegel anzuschauen und abzutasten. Etwa 60 bis 70 Prozent aller Geschwulste werden auf diese Weise von Frauen selbst entdeckt. Umfragen zufolge tastet jedoch ein Drittel der Frauen die Brust nie ab.

    Die ärztliche Tastuntersuchung ist Teil des gesetzlichen Krebs-Früherkennungsprogramms ab dem 30. Lebensjahr. Ein Mal jährlich werden die Brustdrüsen und die Lymphknoten in den Achselhöhlen, am Schlüssel- und Brustbein abgetastet, die Form und Größe der Brust und Brustwarzen kontrolliert.

    Die medizinische Tastuntersuchung wird von blinden Frauen durchgeführt und in Bayern bislang in sieben Arztpraxen in Gunzenhausen, Nürnberg, Fürth, Erlangen, München, Ottobrunn und Vilshofen durchgeführt. Die Untersuchung kostet 46,50 Euro. Zwölf Krankenkassen übernehmen die Kosten derzeit.

    Zusätzlich zur jährlichen Tastuntersuchung werden Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre schriftlich zur Röntgen-Mammografie eingeladen. Dies ist Bestandteil des gesetzlichen Früherkennungsprogramms.

    Bei der Mammografie wird jede Brust von zwei Seiten geröntgt. Damit die dargestellten Gewebsschichten möglichst dünn sind, wird die Brust zwischen zwei Plexiglasscheiben gepresst. Das kann unter Umständen schmerzhaft sein. (sok)

    Brustkrebs ist in Deutschland die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Im vergangenen Jahr sind etwa 70.000 Frauen neu an Brustkrebs erkrankt, das sind etwa 30 Prozent aller Krebsneuerkrankungen insgesamt. Bei einer frühzeitigen Erkennung ist die Heilungschance mit 95 Prozent jedoch sehr hoch, so die Forscher.

    Das Deutsche Krebsforschungszentrum weist allerdings darauf hin, dass bislang noch keine begutachtete Studie zu dem Verfahren in einem Fachmagazin erschienen ist. Die Direktorin der Universitätsfrauenklinik Düsseldorf, Tanja Fehm, spricht von spannenden wissenschaftlichen Daten. Allerdings sei es noch viel zu früh, um den Test als Routineuntersuchung zu etablieren. Zunächst seien noch Tests an viel mehr Frauen nötig.

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