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Nemzow-Mord: Nemzow-Mitarbeiter äußert Zweifel an islamistischem Tatmotiv

Nemzow-Mord

Nemzow-Mitarbeiter äußert Zweifel an islamistischem Tatmotiv

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    Die angeblich islamistischen Tatmotive der mutmaßlichen Mörder werden von einem Nemzow-Vertrauten bezweifelt.
    Die angeblich islamistischen Tatmotive der mutmaßlichen Mörder werden von einem Nemzow-Vertrauten bezweifelt. Foto: Yuri Kochetkov (dpa)

    Nach ersten Festnahmen im Mordfall des Kremlkritikers Boris Nemzow haben Weggefährten des Oppositionspolitikers massive Zweifel an einem angeblichen islamistischen Tatmotiv geäußert. Die "schwachsinnige Version" diene dazu, die Rolle des Kremls herunterzuspielen, teilte Nemzows langjähriger Mitarbeiter Ilja Jaschin am Montag in Moskau mit. Er forderte die Ermittler auf, Präsident Wladimir Putin "als Zeugen" zu vernehmen. "Ich kann ihn nicht direkt beschuldigen, aber es ist offenbar, dass die Hintermänner in den Machtstrukturen zu suchen sind", sagte er.

    Nemzow hatte Charlie-Hebdo-Karikaturen verteidigt

    Gut eine Woche nach dem Mord an Nemzow waren am Wochenende fünf Männer aus dem islamisch geprägten Nordkaukasus festgenommen worden. Ein Verdächtiger soll eine Beteiligung an der Tat gestanden haben, es handelt sich um einen ehemaligen Offizier aus Tschetschenien.

    Der tschetschenische Republikchef Ramsan Kadyrow bezeichnete den Mann als "tiefgläubigen Menschen" und "echten Patrioten". Der Verdächtige sei "wie alle Muslime" schockiert gewesen über die islamkritischen Veröffentlichungen des Pariser Magazins "Charlie Hebdo". Nemzow hatte die Karikaturen mit den Worten verteidigt, der Islam betreibe eine "mittelalterliche Inquisition". Russische Ermittler behaupten, er habe sich damit zur Zielscheibe militanter Islamisten gemacht.

    Ehemaliger FSB-Chef vermutet Auftragsmord

    Der 55-jährige Nemzow war am 27. Februar auf einer Brücke vor den Mauern des Kreml im Zentrum Moskaus erschossen worden. Die Ermordung des Regierungsgegners löste in Russland und weltweit Bestürzung aus. Der frühere Vize-Ministerpräsident war einer der prominentesten Widersacher von Staatschef Wladimir Putin und ein entschiedener Kritiker der russischen Ukraine-Politik. Der frühere FSB-Chef und heutige Abgeordnete Nikolai Kowalew sagte nach den Festnahmen am Samstag, bei den Festgenommenen handele es sich womöglich um Auftragsmörder. Entscheidend sei, die Hintermänner des Verbrechens ausfindig zu machen. Der Kreml hatte die Tat als eine gegen die Regierung gerichtete "Provokation" bezeichnet. Das Ermittlungskomitee nannte den Mord einen "Versuch zur Destabilisierung der politischen Lage". dpa/afp/AZ

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