In Italien und Deutschland haben die Strafverfolgungsbehörden bei einer Anti-Mafia-Operation am Dienstagmorgen mehr als 160 Verdächtige festgenommen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im kalabrischen Catanzaro richten sich gegen einen Clan der kalabrischen ’Ndrangheta, der nicht nur in
Italienische Ermittler sprachen von einer „kriminellen Holding“, die illegale Geschäfte in mehreren italienischen Regionen betreibt und ihre Fühler bis in die Bundesrepublik ausstreckt. Mehrere Wohnungen und Restaurants wurden durchsucht. Das Bundeskriminalamt berichtete von elf Festnahmen, vier davon in Baden-Württemberg. Neben der Staatsanwaltschaft Stuttgart und dem Landeskriminalamt
Die elf in Deutschland gefassten Mafia-Verdächtigen sollen so schnell wie möglich nach Italien überstellt werden. "Es gibt noch keinen genauen Termin, aber es sollte nicht lange dauern", sagte ein Sprecher der Carabinieri im süditalienischen Crotone der Deutschen Presse-Agentur in Rom.
Mario L. galt als Duz-Freund von Günther Oettinger
Das Vorgehen der mutmaßlichen Mafiosi in Deutschland konzentrierte sich offenbar ganz auf den Gastronomiesektor. In Mafia-Manier sollen aus Kalabrien stammende italienische Gastwirte und Pizzeria-Betreiber in Baden-Württemberg und Hessen gezwungen worden sein, Gastronomie-Produkte aus der Gegend um Cirò in Kalabrien zu verwenden. Die italienischen Ermittler berichteten, den Restaurantbetreibern in Deutschland sei der Kauf von Wein, Milchprodukten, Öl und vorgefertigtem Pizzateig aufgezwungen worden. Die Produkte stammten aus Betrieben in Italien, die der Farao-Marincola-Clan kontrolliert. Die Erpresser hätten sich als Mitglieder eines Vereins italienischer Gastwirte getarnt.
Unter den Verhafteten in Italien ist auch der Stuttgarter Pizzeria-Betreiber Mario L., der bereits früher in Verbindung mit der kalabrischen ’Ndrangheta gebracht wurde. L. galt als Duz-Freund des ehemaligen Ministerpräsidenten und heutigen EU-Kommissars Günther Oettinger (CDU) und organisierte in seiner Pizzeria Feste für die
Ermittler beschlagnahmen auch Mafia-Güter im Wert von rund 50 Millionen Euro
In Italien beschränkte sich der ’Ndrangheta-Clan von Cirò nicht auf den Gastronomie-Sektor. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft flochten die unter dem Kommando des inhaftierten Bosses Giuseppe Farao stehenden Männer ein regelrechtes Kartell. Ein knappes Dutzend Lokalpolitiker, darunter drei Bürgermeister und der Präsident der Provinz Crotone, sicherten den Einfluss der Mafiosi in der Politik. „Früher stellten wir fest, dass
Die Geschäfte der Bosse erstreckten sich auf die unterschiedlichsten Bereiche wie Müllentsorgung, Tourismus, Unterbringung von Flüchtlingen, Aufstellen von Spielautomaten, die Kontrolle des Hafens von Cirò, den Fischverkauf, Bäckereien bis hin zur Kontrolle des Bestattungsgeschäfts. Den insgesamt 169 Verdächtigen werden Straftatbestände wie Bildung einer Mafia-Vereinigung, versuchter Mord, Erpressung, Veruntreuung, Korruption, aber auch Verstöße gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Das einträglichste Geschäft der kalabrischen ’Ndrangheta, den Drogenhandel, erwähnten die italienischen Ermittler diesmal nicht.
Festnahmen gab es nicht nur in Kalabrien, sondern auch in den Regionen Latium, Kampanien, Toskana, Emilia-Romagna, Venetien, Lombardei und Piemont. Die Ermittler beschlagnahmten in Italien Güter im Wert von etwa 50 Millionen Euro. (mit dpa)
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