Angesichts zahlreicher Gegendemonstranten haben Rechtsextreme einen geplanten Aufmarsch in Berlin-Spandau abgesagt und sind in den Osten der Stadt ausgewichen. Das teilte am Samstag die Einsatzleitung der Polizei mit. An einer Gegendemonstration in Spandau beteiligten sich mehr als 1000 Menschen, im Anschluss fand dort ein Demokratiefest mit tausenden Teilnehmern statt.
Einige Neonazis fuhren nach der Absage der Spandauer Kundgebung in den Stadtteil Friedrichshain, wo ebenfalls eine Demonstration von Rechtsextremen angemeldet war. Dort zogen am Nachmittag dann etwa 500 Rechte in Richtung Bahnhof Lichtenberg. Auch hier gab es mehrere hundert Gegendemonstranten.
Auf der Internetseite der Initiative Berlin gegen Nazis hieß es, Rechtsextreme hätten aus dem Demonstrationszug heraus Gegendemonstranten angegriffen. Die Polizei ging nach eigenen Angaben gegen Flaschen- und Steinwürfe einzelner Gegendemonstranten vor. Rangeleien gab es auch, als Gegendemonstranten versuchten, sich den Neonazis in den Weg zu stellen, und von der Polizei abgedrängt wurden.
Rechtsextreme weichen vor Gegendemonstranten in den Osten Berlins aus
Anlass der rechtsextremen Aufmärsche ist der Todestag des einstigen Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß. Zudem gelten die Zahlen 1 und 8 in der Neonazi-Szene als Codes für die Anfangsbuchstaben des Namens von Adolf Hitler, so dass der 18.8.18 als besonderes Datum galt.
Die Gegenkundgebung in Spandau war vom Berliner Bündnis gegen Rechts organisiert worden, an dem zahlreiche Organisationen beteiligt sind. "Wir wollen zeigen, dass wir zu einer ehrlichen Erinnerungskultur stehen und die Verantwortung übernehmen, dass sich die Gräuel der Diktatur des Nationalsozialismus nicht wiederholen. Für eine solche demokratische Gesellschaft stehen wir ein", hieß es in dem Aufruf.
Unterstützt wurde dieser unter anderem von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller und von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (beide SPD) sowie von Grünen, Linkspartei, CDU und SPD, außerdem Kirchen und Gewerkschaften. Müller und Giffey warben für ein tolerantes Berlin und "eine Gesellschaft ohne Hass und Hetze".
Daneben sollte es in unterschiedlichen Stadtteilen weitere Kundgebungen geben. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Heß war bis zu seinem Tod 1987 im Kriegsverbrechergefängnis der Alliierten in Berlin-Spandau inhaftiert. (AZ/AFP)