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Nato bietet ein Bild der Zerrissenheit

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Nato bietet ein Bild der Zerrissenheit

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    NATO.
    NATO. Foto: dpa

    Brüssel Das Zeugnis fällt denkbar miserabel aus: Drei Tage brauchte das mächtigste Militärbündnis der Welt, um sich auf eine Überwachung des Waffenembargos gegen Libyen auf dem Meer zu einigen. Details für einen Operationsplan zur Überwachung des Flugverbotes sollen erst heute folgen. Der frühere Generalinspekteur Harald Kujat kann nur noch den Kopf schütteln: „Am Ende des Einsatzes könnte es zwei große Verlierer geben: Gaddafi und die Nato.“ Nie zuvor hat die Allianz ein derart entscheidungsschwaches Bild abgeben.

    Augenzeugen berichten von regelrechten Wutausbrüchen

    Augenzeugen berichten von regelrechten Wutausbrüchen einzelner Botschafter, die – ihre Außenminister am Telefon – im Kreis des Bündnisrates immer wieder gegeneinander anschrien. Mit fatalen Ergebnissen: Italiens Außenminister Franco Frattini drohte, die bereits erteilte Genehmigung zur Benutzung der Militärbasen als Stützpunkte wieder zurückzuziehen. Norwegen ordnete an, dass die sechs entsandten Jets nicht mehr starten dürfen, bis die Allianz die Führung innehat. Und Deutschland erntet von Tag zu Tag für seine Enthaltung in New York mehr Kopfschütteln.

    Misstrauen schlägt insbesondere Präsident Sarkozy entgegen

    Das Desaster wirft ein fahles Licht auf Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen, den man gerade wegen seiner Besonnenheit an die Spitze der Allianz geholt hatte. Doch inzwischen fragt man sich, ob Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy möglicherweise alle Tricks genutzt hat, um seine Verbündeten zu täuschen. Noch vor knapp zwei Wochen trafen sich die Verteidigungsminister der EU zu einem informellen Meinungsaustausch, ohne dass der Pariser Kollege von den bereits laufenden Vorbereitungen auch nur ein Wort sagte. Sarkozy will das Bündnis angeblich raushalten, weil es im arabischen Raum einen schlechten Ruf genießt.

    Inzwischen scheint das Tischtuch zwischen Paris und Brüssel zerschnitten. Denn in Brüssel und vor allem im militärischen Hauptquartier in Mons (bei Brüssel) ahnt man, wie das Ganze weitergehen könnte: „Sarkozy bombt noch ein bisschen weiter, meldet dann Erfolge und gibt anschließend alles an uns ab. Und wir müssen dann gucken, woher wir die Ziele bekommen, die er nicht hatte.“

    Ex-General Kujat könnte recht behalten.

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