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Nahost: Mittler zwischen den verfeindeten Lagern

Nahost

Mittler zwischen den verfeindeten Lagern

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    Bis Mittwoch soll er freikommen: Ein Wandgemälde im Palästinenser-Flüchtlingslager Jebaliya zeigt den israelischen Soldaten Gilad Schalit.
    Bis Mittwoch soll er freikommen: Ein Wandgemälde im Palästinenser-Flüchtlingslager Jebaliya zeigt den israelischen Soldaten Gilad Schalit. Foto: dapd

    Das dicke Lob aus Israel dürfte ihm guttun – nach all der Kritik, die Ernst Uhrlau, der Präsident des Bundesnachrichtendienstes, einstecken musste. Nach einer Reihe von Fehlern wurde öffentlich über den „Pannendienst“ aus Pullach gelästert, das Verhältnis zu Bundeskanzlerin Angela Merkel und Kanzleramtsminister Ronald Pofalla galt als zerrüttet, die Tage des Sozialdemokraten Uhrlau an der Spitze des Geheimdienstes schienen gezählt zu sein.

    Nun jedoch kann der BND-Chef mit einem Erfolgserlebnis im Dezember in den Ruhestand treten: Bei dem bevorstehenden Gefangenenaustausch zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas, die zur Freilassung des vor mehr als fünf Jahren entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit führen wird, spielte ein Vermittler des BND eine entscheidende Rolle, möglicherweise wäre ohne deutsche Hilfe der spektakuläre Gefangenenaustausch – 1027 inhaftierte Palästinenser gegen Schalit – gar nicht zustande gekommen, auch wenn nach Medienberichten aus der Region in der letzten Phase der Verhandlungen Ägypten die zentrale Rolle spielte.

    Lob für den deutschen Vermittler

    Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu jedenfalls war bei der Ankündigung des „Deals“ voll des Lobes über die deutsche Rolle. „Ich danke dem deutschen Vermittler und Kanzlerin Angela Merkel, die seine Mission unterstützt hat“, sagte der Ministerpräsident in ungewohnter Offenheit. Und, noch ungewöhnlicher, auch die Gegenseite schloss sich diesem Lob an. Hamas-Politbürochef Khaled Mechaal lobte gleichfalls die deutsche Vermittlertätigkeit.

    Der Dank galt Gerhard Conrad, Chef des BND-Leitungsstabes, der schon seit vielen Jahren sowohl das Vertrauen Israels als auch der Hamas genießt. Der 57-jährige promovierte Islamwissenschaftler, von israelischen Medien „Mr. Hisbollah“ genannt, kennt die Region mitsamt ihren komplizierten Fallstricken und explosiven Brandherden wie aus der Westentasche, von 1998 bis 2002 führte er die BND-Residenz in der syrischen Hauptstadt Damaskus. Seinen Ruf als Mittler zwischen den verfeindeten Lagern erwarb er sich im Juli 2008, als er nach rund 18-monatigen Verhandlungen zwischen der Tel Aviver Regierung und der libanesischen

    Langwierige Gespräche

    Mitte 2009, drei Jahre nach der Entführung Gilad Schalits, wandte sich der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu an die Bundesregierung und bat um Hilfe bei den ins Stocken geratenen Verhandlungen. Conrad entwickelte daraufhin in langwierigen Gesprächen mit beiden Seiten einen Plan, der dem jetzigen Abkommen sehr nahe kam. Israel sollte für die Freilassung Schalits rund 1000 gefangenen Palästinensern die Rückkehr in die Heimat erlauben. Im Dezember 2009 stimmte Netanjahu dem Deal zu, die Hamas allerdings nicht. Sie warf dem BND-Vermittler vor, parteiisch zu sein und einseitig die Interessen Israels zu vertreten. Conrad zog sich aus der Region zurück.

    Gleichwohl wurde offensichtlich auf der Grundlage seines Plans in den letzten Monaten weiterverhandelt, die Fäden liefen dabei bei der ägyptischen Militärführung in Kairo zusammen. Ihr gelang es bereits im Mai, die verfeindeten Palästinenserorganisationen Fatah und Hamas zu einem Versöhnungsabkommen zu bewegen, gleichzeitig wurden mit der israelischen Regierung die Details des Gefangenenaustausches ausgelotet. BND-Vermittler Gerhard Conrad soll sich zuletzt Anfang Oktober in

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