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Nahost-Konflikt: Israels Armee greift nach Raketenangriffen Ziele im Gazastreifen an

Nahost-Konflikt

Israels Armee greift nach Raketenangriffen Ziele im Gazastreifen an

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    Raketen werden von der islamistischen Hamas aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert.
    Raketen werden von der islamistischen Hamas aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert. Foto: Mohammed Talatene, dpa

    Militante Palästinenser im Gazastreifen haben am Dienstag ihre Raketenangriffe auf Israel fortgesetzt. Extremisten feuerten nach Angaben des israelischen Militärs bislang mehr als 200 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel. In direkter Umgebung des Küstengebiets und in Aschkelon ertönten am Dienstag immer wieder Warnsirenen. Israels Militär reagierte auf den Beschuss mit rund 130 Angriffen auf Ziele im Gazastreifen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bereitete seine Landsleute auf einen längeren Konflikt vor.

    Nach Angaben eines Armeesprechers wurden nach derzeitigem Stand 15 Mitglieder der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas und des militanten Islamischen Dschihads getötet. Das Gesundheitsministerium in Gaza gab die Zahl der Toten im Zuge der Eskalation der Gewalt mit 23 an, unter ihnen neun Kinder. Mehr als 100 Menschen seien verletzt worden. 

    Die Hamas herrscht im Gazastreifen. Sie wird von Israel, den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft. Sie hat die Zerstörung Israels zu ihrem Ziel erklärt. Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern hatte sich in den vergangenen Tagen zugespitzt. In Jerusalem - und dort insbesondere auf dem Tempelberg - gab es im Laufe des muslimischen Fastenmonats Ramadan mehrfach schwere Zusammenstöße mit zahlreichen Verletzten. Auslöser waren unter anderem Polizei-Absperrungen an der Altstadt sowie drohende Zwangsräumungen von palästinensischen Familien im Viertel Scheich Dscharrah durch israelische Behörden. Am frühen Montagabend begannen militante Palästinenser im Gazastreifen damit, Raketen auf Israel abzuschießen. 

    Ein Sprecher der im Gazastreifen herrschenden, islamistischen Hamas nannte die Angriffe eine Botschaft an den Feind Israel und eine "Reaktion auf seine Verbrechen und Aggression gegen die heilige Stadt". Mehrere Raketen wurden am Montag am Jerusalem-Tag, an dem in Israel an die Eroberung des arabischen Ostteils einschließlich der Altstadt während des Sechstagekriegs 1967 erinnert wird, auch in Richtung der Stadt abgefeuert. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sah dadurch eine rote Linie überschritten. Er stimmte die israelischen Bürgerinnen und Bürger auf einen längeren Konflikt ein. Die EU und die USA sowie die deutsche Bundesregierung verurteilten die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen.

    Israel: Abwehrsystem fängt Großteil der Raketen ab

    Der Status Jerusalems ist eine der zentralen Streitfragen im Nahost-Konflikt. Israel beansprucht Jerusalem als "ewige und unteilbare Hauptstadt" für sich. Die Palästinenser halten ihrerseits an ihrem Anspruch auf Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines unabhängigen Staates fest. Der Tempelberg in der Altstadt mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist für Juden wie Muslime von herausragender Bedeutung. Es ist die drittheiligste Stätte im Islam. Zugleich standen dort früher zwei jüdische Tempel, von denen der letzte im Jahr 70 von den Römern zerstört wurde. Die Klagemauer ist ein Überrest jenes zerstörten Tempels und die heiligste Stätte der Juden.

    Einem Armeesprecher zufolge fing das Abwehrsystem Eisenkuppel einen Großteil der Raketen aus dem Gazastreifen ab. Die Erfolgsquote liege bei über 90 Prozent. Er fügte an, rund ein Drittel aller abgefeuerten Raketen sei noch im Gazastreifen niedergegangen. Dies sei außergewöhnlich viel und habe dort wohl auch Opfer zur Folge. Das von Israel entwickelte mobile System "Iron Dome" (Eisenkuppel) soll das Land vor Raketen schützen. Ein Radargerät erkennt anfliegende Geschosse und gibt die Information an einen Raketenwerfer weiter. Der startet eine Abfangrakete, um das feindliche Geschoss möglichst vor dem Einschlag noch in der Luft zu zerstören.

    Einem Fernsehbericht zufolge wurden bei den Angriffen dennoch zwei Wohngebäude in Aschkelon getroffen. Nach Angaben von Rettungskräften wurden sechs Menschen verletzt. Die Al-Kassam-Brigaden, der militärische Flügel der Hamas, teilte mit, der Beschuss von Aschkelon sei die Reaktion darauf, dass das israelische Militär ein Wohnhaus im Westen des Gazastreifens angegriffen habe. Wenn die Armee damit fortfahre, werde Aschkelon in eine Hölle verwandelt.

    Israel attackiert Einrichtungen zur Produktion von Raketen, Lager- und Trainingseinrichtungen

    Nach Angaben des Sprechers der israelischen Armee reagierte das Militär auf den Beschuss mit rund 130 Angriffen auf Ziele im Gazastreifen. Kampfflugzeuge und Drohnen hätten vor allem Einrichtungen zur Produktion von Raketen, Lager- und Trainingseinrichtungen sowie militärische Stellungen beschossen. Zudem seien zwei Tunnel attackiert worden. Augenzeugen berichteten von lauten Explosionen.

    Seit der gewaltsamen Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen im Jahre 2007 haben sich Israel und die radikale Palästinenserorganisation drei Kriege geliefert. Israel und Ägypten halten das Gebiet unter Blockade und begründen dies mit Sicherheitserwägungen. Rund zwei Millionen Menschen leben dort nach Angaben von Hilfsorganisationen unter miserablen Bedingungen. Im August 2020 verkündete die Hamas nach Vermittlung Katars eine Waffenruhe mit Israel. Aber auch danach gab es immer wieder Verstöße.

    Im Zuge der jüngsten Eskalation kam es Medienberichten zufolge auch in Ortschaften im Norden und Süden Israels zu Konfrontationen. Arabische Israelis bewarfen demnach dort Polizisten mit Steinen. Fernsehreporter verglichen die Vorfälle mit dem zweiten Palästinenseraufstand (Intifada) vor zwei Jahrzehnten. (dpa/AZ)

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