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Nahost-Konflikt: Experten rechnen mit baldigem Ende der Angriffe

Nahost-Konflikt

Experten rechnen mit baldigem Ende der Angriffe

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    Eskalation im Nahen Osten.
    Eskalation im Nahen Osten.

    Jerusalem "Nach Silvester werden alle aus dem Urlaub zurückkommen und die Arbeit wiederaufnehmen", sagte Ran Peker. Dann, meint der ehemalige israelische Luftwaffenchef in einer Rundfunk-Diskussion mit dem Veteranen Rafi Sevron, würde Israel die Attacken auf den Gazastreifen einstellen - ein Zeitfenster also wie beim Sechstagekrieg 1967 vor mehr als 40 Jahren.

    Sevron hatte damals die Luftwaffe für den Überraschungsangriff auf Militärflugplätze vorbereitet. Damals hatte Israel auf einen Schlag die ägyptische

    Neujahr scheint das Zeitfenster zu sein, das Israels Regierung nun den Militärs gesetzt hat, die Hamas umfassend zu treffen. Jetzt schon ruft die westliche Welt Israel auf, die Offensive gegen den Gazastreifen umgehend zu stoppen. Doch Außenministerin Zipi Livni und zahlreiche für diese Aktion rekrutierte Regierungssprecher beharren noch auf Israels Selbstverteidigungsrecht und auf dem unerträglichen Zustand eines jahrelangen Raketenbeschusses der israelischen Zivilbevölkerung.

    Bei der Diskussion der Luftwaffen-Veteranen Sevron und Peker ging es um einen Vergleich der "Operation Gegossenes Blei" heute mit Kriegen der Vergangenheit.

    In nur vier Minuten wurden die Schmugglertunnel zerstört

    Für sie ist der Krieg von 1967 eher Vorbild als der Libanon-Krieg von 2006. Während Israel ab dem 12. Juli 2006 auf eine Attacke der libanesischen Hisbollah aus dem Affekt und ohne gründliche Vorbereitung reagierte, ist der Schlag gegen die Hamas nach monatelanger Aufklärung und dem Aufbau einer Datenbank mit Hunderten klar definierter Ziele bestens vorbereitet worden. Es begann mit einem vernichtenden Überraschungsschlag gegen sämtliche Militäreinrichtungen der Hamas, wie die islamistische Organisation schon am Samstag eingestand.

    Obgleich sich die Trainingszentren, Polizeistationen und Befehlszentralen teilweise inmitten dicht besiedelter Wohngebiete befanden, waren unter den 220 Toten des ersten Tages nach Angaben der Hamas 180 Kämpfer und Sicherheitsleute, die beim Putsch der Hamas im Juni 2007 die Fatah-Leute der Autonomieregierung brutal ermordet und vertrieben hatten.

    Am Sonntag absolvierte die israelische Luftwaffe angeblich eine militärische Glanzleistung. Mit vierzig Kampfflugzeugen wurden innerhalb von vier Minuten die Schmugglertunnel unter der Grenze zu Ägypten zerstört. Die ehemalige Philadelphi-Achse ist ein nur 100 Meter breiter Streifen. Die Piloten hatten keinen Spielraum für Abweichungen. Eine einzige fehlgeleitete Bombe auf eine ägyptische Grenzstellung hätte zu diplomatischen Verwicklungen mit unvorhersehbaren Konsequenzen führen können.

    Getroffen wurde auch ein Depot mit geschmuggeltem Kraftstoff. Zwischendurch wurden die Studios von El Aksa TV, dem Fernsehsender der Hamas, ausgeschaltet. Jetzt sendet die Hamas nur noch Konserven vom Band aus einem Übertragungswagen und Spruchbänder mit Nachrichten.

    In der Nacht zum Montag hakte die Luftwaffe die Islamische Universität von ihrer Liste ab, ein hoch symbolisches Ziel, die akademische Hochburg der Hamas. Nach israelischen Angaben seien die Labors der Universität für die Entwicklung von Raketen und Herstellung von Sprengstoffen missbraucht worden. Am frühen Morgen traf es den Amtssitz von Hamas-Ministerpräsident Ismail Hanija. Er scheint sich nicht in seinem schwer beschädigten Büro aufgehalten zu haben. Auch die Zerstörung einer Moschee war ein gezielter Treffer gegen eine Ausbildungsstätte der Hamas und ein Waffenlager im Keller.

    Dass es weitere zivile Opfer gibt, kann niemand ausschließen

    Die Marine nahm derweil den Hafen und Einsatzboote der Hamas entlang der Küste unter Beschuss.

    "Wir sollten trotz der Erfolge aus rein militärischer Sicht nicht euphorisch werden", warnte General a. D. Peker. Trotz aller Vorbereitung und Präzision könnten Fehler gemacht werden. Der unbeabsichtigte Treffer eines Wohnhauses mit vielen zivilen Toten oder der Abschuss eines israelischen Flugzeugs seien nicht auszuschließen. Ebenso besitze die Hamas noch viele Raketen.

    Verteidigungsminister Ehud Barak hatte mit zwei- bis dreihundert Raketen pro Tag gerechnet. Israels Bevölkerung im Umkreis von dreißig Kilometern rund um den Gazastreifen wurde mit Anweisungen der Heimfront zum ständigen Aufenthalt in Luftschutzbunkern und sicheren Räumen verpflichtet. Massenversammlungen und Schulunterricht wurden ausgesetzt. Fabriken stellten ihre Produktion ein und Bauern dürfen nicht auf ihre Felder.

    Nur Minuten nach der Experten-Diskussion explodierte eine Grad-Rakete in einem Neubau in Aschkelon. "Ich zähle einen Toten und zehn Verletzte", berichtet Aschkelons Bürgermeister per Handy live im israelischen Rundfunk. "Ich muss mich hier auf den Boden werfen mangels Schutzraum", ruft ein Reporter atemlos ins Telefon, während im Hintergrund Sirenen heulten. Mindestens acht Raketen seien von Dugit aus abgeschossen worden, den Ruinen einer 2005 geräumten israelischen Siedlung am Strand im Norden des Gazastreifens.

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