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Naher Osten: Nach Vergeltungsschlag: USA und Iran entschärfen ihren Konflikt

Naher Osten

Nach Vergeltungsschlag: USA und Iran entschärfen ihren Konflikt

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    US-Präsident Donald Trump bei seiner mit Spannung erwarteten Stellungnahme zu den iranischen Raketenangriffen.
    US-Präsident Donald Trump bei seiner mit Spannung erwarteten Stellungnahme zu den iranischen Raketenangriffen. Foto: Alex Brandon, AP/dpa

    Als die iranischen Raketen im benachbarten Irak einschlugen, waren in Teheran nicht nur die Militärs hellwach, sondern auch die Diplomaten. Auf einer Luftwaffenbasis bei Bagdad und einem Stützpunkt in Erbil gingen in der Nacht zum Mittwoch 15 Geschosse nieder, ein Vergeltungsschlag gegen die dort stationierten US-Truppen. Kurz danach meldete sich der iranische Außenminister Dschawad Sarif zu Wort: Der Iran und die USA seien jetzt quitt, lautete seine Botschaft. Teheran wollte offenbar mit einer spektakulären Aktion gegen die USA das Gesicht wahren, ohne einen Krieg zu riskieren. US-Präsident Donald Trump bemühte sich später ebenfalls um Deeskalation. „Die Tatsache, dass wir dieses großartige Militär haben, bedeutet nicht, dass wir es einsetzen müssen“, sagte er. Im Gegenteil: „Wir wollen es nicht einsetzen.“

    Iranisches Staatsfernsehen sprach von 80 Getöteten

    Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif.
    Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif. Foto: Iranian Presidency, dpa (Archiv)

    Während das iranische Staatsfernsehen offenbar zu Propagandazwecken von 80 getöteten „amerikanischen Terroristen“ sprach, wurden nach Angaben der US-Regierung keine amerikanischen Soldaten getötet oder verletzt. Die US-Militärs beobachten iranische Abschussrampen per Satellit und konnten ihre Truppen im Irak rechtzeitig in Schutzräume schicken. Auch die rund 90 deutschen Soldaten in Erbil wurden gewarnt. Irakische Soldaten auf den Stützpunkten kamen ebenfalls nicht zu Schaden; die irakische Regierung war von Teheran rechtzeitig vor dem Angriff informiert worden.

    Raketen sind die Hauptwaffen der Iraner, die wegen der westlichen Sanktionen keine moderne Luftwaffe besitzen. Der Iran verfügt aber über Kurz- und Mittelstreckengeschosse, die US-Stützpunkte überall im Nahen Osten und auch die amerikanischen Partner Israel und Saudi-Arabien treffen können. Mit den Angriffen sei der Iran an der unteren Schwelle seiner Möglichkeiten geblieben, betonte ein Berater von Revolutionsführer Ali Chamenei. Außenminister Sarif unterstrich jedoch, dass der Iran von sich aus nichts weiter unternehmen will, um den Tod des Generals Ghassem Soleimani zu sühnen: „Wir wollen keine Eskalation oder Krieg.“ Präsident Hassan Rohani drohte lediglich: „Falls die Amerikaner weitere Angriffe planen sollten, werden wir eine Antwort geben, die noch härter ist als der heutige Angriff.“

    Trump will Iran mit Sanktionen zu Zugeständnissen zwingen

    Experten werten die Vorgehensweise der Iraner als Versuch der Deeskalation. Die Raketenangriffe waren demnach vor allem als symbolische Vergeltung gedacht und weniger als Versuch, Schaden anzurichten. Teheran biete Trump gewissermaßen eine „Autobahnausfahrt“ an, um den Konflikt zu entschärfen, betonte Tobias Schneider von der Denkfabrik GPPI in Berlin. Damit allerdings ist der Konflikt noch nicht beigelegt. Trump will den Iran mit Sanktionen zu weitgehenden Zugeständnissen in der Atomfrage und einem Ende der aggressiven Politik im Nahen Osten zwingen. Dagegen strebt der Iran den Abzug der USA aus der Region an und nimmt die sunnitische Führungsmacht Saudi-Arabien sowie Israel ins Visier.

    Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland und China forderte Trump auf, nicht mehr am alten Atomabkommen mit dem Iran festzuhalten. Sie sollten stattdessen mit den USA an einem neuen Abkommen mit Teheran zu arbeiten, das die Welt „zu einem sichereren und friedlicheren Ort" machen würde. (mit dpa)

    Hier finden Sie unseren Live-Blog: Iran attackiert US-Stützpunkte – Nato verurteilt den Vergeltungsschlag

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