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Naher Osten: Immer mehr Todesopfer im Gazastreifen - darunter auch Deutsche

Naher Osten

Immer mehr Todesopfer im Gazastreifen - darunter auch Deutsche

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    Angehörige der getöteten siebenköpfigen deutsch-palästinensischen Familie zeigten am Dienstag bei der Beerdigung in Gaza-Stadt ihre tiefe Betroffenheit.
    Angehörige der getöteten siebenköpfigen deutsch-palästinensischen Familie zeigten am Dienstag bei der Beerdigung in Gaza-Stadt ihre tiefe Betroffenheit. Foto: Mohammed Saber, dpa

    Unter dem Eindruck rasant wachsender Opferzahlen im Gazastreifen ringen die Uno und die USA um eine schnellstmögliche Waffenruhe im Nahen Osten. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und US-Außenminister John Kerry forcierten am Dienstag ihre Vermittlungsbemühungen in Ägypten, dem bei der Vermittlung einer Feuerpause zwischen Israelis und der im

    UN-Generalsekretär Moon: "Hört auf zu kämpfen!"

    Ban forderte Israel und die Palästinenser auf, die Waffen niederzulegen und in Verhandlungen zu treten. Er habe an Israelis und Palästinenser dieselbe Botschaft, sagte er in Tel Aviv bei einer Pressekonferenz an der Seite des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. „Hört auf zu kämpfen, fangt an zu reden.“ Später wiederholte er dies auch auf einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York, zu der er per Videokonferenz zugeschaltet war.

    Zwei Wochen nach dem Beginn des jüngsten Gaza-Konflikts und der israelischen Militäroffensive „Operation Schutzlinie“ berieten Ban und Kerry zunächst in Kairo miteinander über die Lage. Die Probleme seien „sehr kompliziert“, sagte Kerry, der Ägypten trotz des von der radikalislamischen Hamas abgelehnten – und von Israel angenommenen – Vorschlags einer Waffenruhe für seine Vermittlungsbemühungen dankte.

    Über 600 Palästinenser wurden im Gazastreifen getötet

    Nach Angaben von Rettungskräften wurden im Gazastreifen bislang mehr als 600 Palästinenser getötet, die israelische Seite beklagte den Tod von 27 Soldaten und zwei Zivilisten. Auch am Dienstag wurden palästinensischen Angaben zufolge wieder mehr als 20 Menschen durch israelische Bombenangriffe getötet, unter ihnen eine schwangere Frau und ein vierjähriges Mädchen. Wie die Rettungsdienste mitteilten, galten die Angriffe den Flüchtlingslagern Al-Bureidsch und Al-Magasi im Zentrum des Gazastreifens sowie einem Ziel in Rafah im Süden.

    Deutsch-palästenische Familie wurde Opfer eines Luftangriffs

    Zuvor war bekannt geworden, dass eine siebenköpfige deutsch-palästinensische Familie bei einem Angriff getötet wurde. Nach palästinensischen Angaben handelt es sich um den 53-jährigen Ibrahim al-Kilani, seine 47 Jahre alte Frau Taghrid und fünf Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren. Die Familie sei am Montagabend Opfer eines Luftangriffs auf ein Gebäude in der Stadt Gaza geworden. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts sagte in Berlin: „Wir müssen aufgrund mehrfacher Hinweise davon ausgehen, dass es sich bei den Toten um diese Familie handelt.“

    Ein Neffe des Familienvaters sagte, der Ingenieur sei vor 20 Jahren nach Deutschland gezogen. Er habe dort an der Universität Siegen studiert und in Hessen gelebt. Seine erste, geschiedene Frau sei Deutsche. Al-Kilani habe mit ihr zwei Kinder, die noch in

    Israelische Streitkräfte weichen nicht ab

    Trotz der Kritik von US-Außenminister Kerry wollen die israelischen Streitkräfte an ihrem Kurs festhalten. „Wir werden diesen Einsatz fortführen“, sagte Armeesprecher Peter Lerner. Das Militär warf der Hamas erneut vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen und „von Schulen, Krankenhäusern und Moscheen aus auf Israel zu schießen“. In den vergangenen zwei Wochen wurden mehr als 2000 Raketen vom Gazastreifen aus auf israelische Ziele abgefeuert.

    Washington sagte den notleidenden Zivilisten im Gazastreifen umgerechnet 35 Millionen Euro an humanitären Hilfen zu. Nach UN-Schätzungen sind mehr als 100 000 Menschen im Gazastreifen vor den Kämpfen auf der Flucht. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bat die UN-Staaten um 85 Millionen Euro für die Menschen im Gazastreifen.

    Flugverkehr nach Israel stark eingeschränkt

    „Wegen der unsicheren Lage“ stellt die Lufthansa-Gruppe ihre Flüge nach Tel Aviv für zunächst 36 Stunden ein. Wie das Unternehmen am Dienstagabend mitteilte, sind davon die Flüge der Lufthansa, Germanwings, Austrian Airlines und Swiss betroffen. Die US-Luftfahrtbehörde FAA hatte zuvor bereits für alle US-Airlines ein 24-stündiges Flugverbot zum Flughafen Ben Gurion ausgesprochen. Auch die Air France fliegt Tel Aviv vorerst nicht an.

    Die Europäische Union hat ihre Forderungen an Israelis und Palästinenser nach einem Waffenstillstand bekräftigt. „Wir müssen endlich einen Ausweg aus der Spirale der Gewalt finden“, sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) nach einem Treffen der EU-Außenminister in Brüssel. Es müsse erreicht werden, „dass der Gazastreifen nicht länger das Waffenlager der Hamas bleibt“. Gleichzeitig müssten aber auch die Lebensbedingungen der Menschen dort verbessert werden, forderte Steinmeier.

    Die Chefdiplomaten Deutschlands, Italiens und Frankreichs verurteilten bei dem Treffen zudem in einer gemeinsamen Erklärung die „hässlichen antisemitischen Äußerungen, Demonstrationen und Übergriffe der letzten Tage in aller Schärfe“. (afp, dpa)

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