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Naher Osten: Droht ein Krieg zwischen Israel und dem Iran?

Naher Osten

Droht ein Krieg zwischen Israel und dem Iran?

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    Das syrische Fernsehen zeigte Bilder, die angeblich den Abschuss israelischer Raketen zeigen.
    Das syrische Fernsehen zeigte Bilder, die angeblich den Abschuss israelischer Raketen zeigen. Foto: afp

    Das ging atemberaubend schnell: Nur zwei Tage, nachdem der US-Präsident Donald Trump per Unterschrift seinen Ausstieg aus dem internationalen Atomabkommen erklärt hat, löste ein iranischer Raketenangriff auf die israelischen Golan-Höhen heftige und umfassende Gegenschläge Israels auf iranische Stellungen in Syrien aus. Im syrisch-israelischen Grenzgebiet entladen sich jetzt die seit Wochen wachsenden Spannungen zwischen dem Iran und Israel. Die bange Frage ist, ob nun ein Krieg zwischen dem Iran und Israel droht.

    Nachdem die Al-Kuds-Brigaden nun 20 Raketen auf die von Israel besetzten Golan-Höhen abgefeuert hatten, antwortete die israelische Luftwaffe mit den schwersten Angriffen in Syrien seit dem Beginn des Bürgerkrieges 2011. Mindestens 23 Menschen – Syrer und Iraner – sollen bei dem israelischen Beschuss ums Leben gekommen sein. Israel machte die Al-Kuds-Brigaden, die in erster Linie im Ausland aktive Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarden, für den Angriff verantwortlich. Es handelt sich um die erste Attacke iranischer Streitkräfte aus Syrien auf israelische Ziele.

    Israels Luftwaffe habe daraufhin mehr als 50 iranische Militärziele in Syrien angegriffen, teilte die Armee mit. „Wir haben kein Interesse an einer Eskalation, aber wir müssen auf jedes Szenario vorbereitet sein“, sagte der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman. Er fügte hinzu, dass es sich um einen punktuellen Konflikt Israels mit den Al-Kuds-Brigaden handele. „Alle wollen den Konflikt genau auf dieses Karree beschränken.“

    Radaranlage und Munitionslager offenbar zerstört

    Die israelischen Luftangriffe in Syrien gehörten zu den „größten, die Israels Armee jemals gegen iranische Ziele unternommen hat“, sagte der israelische Armeesprecher Jonathan Conricus. Man habe dem iranischen Militär schweren Schaden zugefügt. Man habe auch das Gefährt zerstört, von dem aus die Raketen auf die Golan-Höhen abgefeuert wurden. Es habe sich in 30 bis 40 Kilometern Entfernung von Damaskus befunden. Die syrische Armee teilte mit, die Angriffe hätten eine Radaranlage und ein Munitionslager zerstört und mehrere Luftabwehranlagen beschädigt. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte trafen Israels Raketen zahlreiche Ziele im Zentrum und Süden Syriens.

    Angegriffen worden seien Stellungen der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah und anderer regierungstreuer Milizen. Diese werden vom Iran unterstützt. Den Menschenrechtlern zufolge wurden zudem Militärposten bombardiert, an denen iranische Kämpfer sowie Soldaten der syrischen Armee stationiert waren. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur „Sana“ meldete, Syriens Luftabwehr habe dutzende israelische Raketen abgeschossen. Die meisten hätten ihr Ziel nicht erreicht. Die syrische Luftabwehr habe israelische Flugzeuge beschossen, aber nicht getroffen, erklärte der israelische Armeesprecher Conricus. Man habe Russland vor dem Angriff in Syrien informiert.

    Iran baute Truppen in Syrien auf

    Den gegenseitigen Angriffen ging ein iranischer Truppenaufbau in Syrien voraus, der von Israel als Bedrohung des eigenen Staatsgebietes gesehen wird. Trumps Iran-Entscheidung habe eine direkte Konfrontation zwischen dem Iran und Israel wahrscheinlicher gemacht, sagte der Nahost-Experte Ibrahim al-Assil vom Washingtoner Middle East Institute unserer Redaktion.

    Auch der am Mittwoch gemeldete Raketenbeschuss auf die saudi-arabische Hauptstadt Riad durch die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen erscheint als Teil einer regionalen Eskalation. Der Iran ist nicht nur in Syrien und im Jemen vertreten, sondern kann auch über die Hisbollah im Libanon starken Druck auf seine Gegner ausüben. Im Irak, wo US-Truppen für den Kampf gegen den Islamischen Staat stationiert sind, verfügt Teheran ebenfalls über erheblichen Einfluss.

    In Washington ließ Trump erklären, die iranischen Angriffe auf Israel zeigten, wie richtig seine Entscheidung zum Ausstieg aus dem Iran-Deal gewesen sei. Indem Trump nun die Wiedereinführung amerikanischer Sanktionen verfügt, befreit er den Iran von der Verpflichtung, sich an die Auflagen des Atomvertrages zu halten, die unter anderem eine Uran-Anreicherung für die Atomwaffenherstellung verbieten. Trump habe mit seiner Entscheidung die iranischen Hardliner ermutigt und gleichzeitig Nordkorea einen Grund geliefert, an seinen Atomwaffen festzuhalten, kritisierte der frühere CIA-Chef John Brennan auf Twitter.

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