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Nachruf: Peter Struck war einer mit Ecken und Kanten

Nachruf

Peter Struck war einer mit Ecken und Kanten

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    Der nachdenkliche Blick und die Pfeife waren Markenzeichen von Peter Struck. Gestern starb der SPD-Politiker in Berlin im Alter von 69 Jahren an den Folgen eines schweren Herzinfarktes.
    Der nachdenkliche Blick und die Pfeife waren Markenzeichen von Peter Struck. Gestern starb der SPD-Politiker in Berlin im Alter von 69 Jahren an den Folgen eines schweren Herzinfarktes. Foto: Stephanie Pilick/ Archiv

    Ein Mann großer Worte war er nie, das Pathos, das andere gerne pflegen, wenn sie politische Entscheidungen zu begründen versuchen, brauchte er nicht. Peter Struck war anders, wortkarg, kantig, knorrig, manchmal polternd, aber immer aufrecht und daher authentisch. Für viele Genossinnen und Genossen wer er ein echter Kumpeltyp, auf den Verlass war, für den politischen Gegner aber eine Reizfigur, weil er gerne austeilte. Fast 30 Jahre gehörte er dem Bundestag an, er war lange Zeit Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion, zwei Mal deren Chef und dazwischen Verteidigungsminister, zuletzt noch Vorsitzender der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Völlig überraschend starb Struck, einen Monat vor seinem 70. Geburtstag, am Mittwoch nach einem schweren Herzinfarkt in der Berliner Charité.

    Peter Struck fuhr mit dem Motorrad zum Bundestag

    Reaktionen auf den Tod von Peter Struck

    SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück nannte Struck «eine der prägenden Gestalten der letzten Jahrzehnte». In seinen Ämtern als Verteidigungsminister und Fraktionsvorsitzender habe er viele Jahre sozialdemokratische Politik gestaltet und vertreten. «Mehr als das, er hat nicht nur unsere Positionen in Parlament und Regierung vertreten, er hat unsere Werte gelebt. Er war ein unverwechselbarer Charakter auf der Bühne der Politik, über die Parteigrenzen hinweg geschätzt und in der Öffentlichkeit als authentische Persönlichkeit wahrgenommen», sagte Steinbrück.

    Der heutige SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier sagte zu Strucks Tod: «Wir verlieren nicht nur einen großen Politiker, einen der für viele Menschen im Land ein Vorbild war. Wir verlieren einen Freund, einen engen Weggefährten, einen Mann voller Herzenswärme, Humor und Lebensklugheit».

    Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) würdigte Struck als «überzeugten Streiter für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität» Sie sagte laut Mitteilung: «Alle, die ihn kannten, verlieren jemanden, der sich seine Gradlinigkeit ebenso bewahrt hatte wie seine tiefe Liebe zu den Menschen. Wir haben heute einen aufrechten und charakterfesten politischen Weggefährten verloren (...).»

    Der FDP-Vorsitzende Philipp Rösler würdigte Struck als «einen prägenden Kopf der Politik unserer Republik». Die Liberalen hätten Struck stets als einen geradlinigen Menschen zu schätzen gewusst, «als einen vertrauenswürdigen Politiker, der seine Sicht der Dinge offen vortrug und das Wohl der Bürger im Auge hatte», erklärte der Bundeswirtschaftsminister. «Wir haben mit ihm manchen Strauß ausgefochten, aber auch viele Gemeinsamkeiten geteilt, wenn es darum ging, beharrlich beste Lösungen für die Sicherheit des Landes zu suchen.»

    Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) würdigte Struck als «großen Sozialdemokraten». Die SPD habe immer auf ihn bauen können, teilte er am Mittwoch mit. Er hatte Struck 2002 das Amt des Verteidigungsministers übertragen. «Als Bundeskanzler habe ich eng und vertrauensvoll mit ihm zusammengearbeitet. Seine persönliche Integrität und Loyalität haben mich tief beeindruckt.» Struck sei ein Freund der Soldaten und zuvor als Vorsitzender der SPD-Fraktion eine tragende Säule für den Erfolg der rot-grünen Koalition gewesen. «Auf sein Wort war immer Verlass. Er war ein geradliniger, verlässlicher und lebensfroher Niedersachse», erklärte Schröder.

    Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hat mit großer Trauer auf den Tod seines Amtsvorgängers Peter Struck reagiert. «Die Nachricht vom Tode Peter Strucks erfüllt mich mit tiefster Trauer», erklärte de Maizière am Mittwoch in Berlin. «Mit ihm verliert Deutschland einen aufrechten und authentischen Charakter, der wie kaum ein anderer die Verteidigungspolitik des Landes verkörpert hat.» Er habe die Soldaten gemocht und sie ihn. «Die Gedanken der ganzen Bundeswehr und meine eigenen sind in dieser schweren Stunde bei den Angehörigen».

    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den gestorben SPD-Politiker Peter Struck als «bedeutenden Parlamentarier und großen Sozialdemokraten» gewürdigt. Die Nachricht von seinem Tode erfülle sie mit großer Trauer, erklärte Merkel am Mittwoch. «In der Großen Koalition habe ich ihn als einen hart argumentierenden, dabei jedoch stets verlässlichen Partner kennen- und schätzen gelernt.» Als Verteidigungsminister habe sich Struck hohe fachliche Anerkennung und die Wertschätzung der Soldatinnen und Soldaten erworben. Ihr Mitgefühl gelte seiner Familie, betonte Merkel.

    Die Grünen-Fraktionschefs Jürgen Trittin und Renate Künast teilten mit, die Nachricht von Peter Strucks Tod erfülle sie mit großer Trauer und Betroffenheit. «In Peter Struck verliert unser Land einen großen Sozialdemokraten und leidenschaftlichen Parlamentarier. Sein Spruch, dass kein Gesetz den Bundestag so verlasse wie es hineingekommen sei, wurde als »Strucksches Gesetz» zum geflügelten Wort.» Als Vorsitzender der SPD-Fraktion im Bundestag von 1998 bis 2002 und danach als Bundesminister der Verteidigung habe er entscheidend zum Zustandekommen und Erfolg der rot-grünen Regierungskoalition beigetragen. «Wir erinnern uns mit Dankbarkeit an eine faire und partnerschaftliche Zusammenarbeit.»

    Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) äußerte sich tief betroffen. «Peter Struck ist in der Zeit der großen Koalition zu einem verlässlichen Freund und Wegbegleiter geworden. Er hat sich um unser Land als aufrechter Demokrat verdient gemacht», sagte Kauder mit Blick auf seine enge Zusammenarbeit mit Struck in der Koalition aus CDU/CSU und SPD von 2005 und 2009. Als Verteidigungsminister habe Struck die Bundeswehr in schwierigen Zeiten sicher geführt.

    Linke-Fraktionschef Gregor Gysi betonte: «Über viele Jahre konnte und durfte ich mit Peter Struck zusammenarbeiten. Er war fleißig, engagiert und verlor nie das Gefühl für die Situation der Bevölkerung, für Menschen in Armut. Er konnte sich freundschaftlich, kollegial und solidarisch verhalten, inzwischen eher eine Rarität in der Politik. Er besaß auch Humor und war lebenslustig, fuhr - für mich völlig unverständlich - gerne Motorrad. Wir sollten versuchen, ihn mit seiner Lebenslust in Erinnerung zu behalten.»

    Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) würdigte Struck als «großen Sozialdemokraten». Die SPD habe immer auf ihn bauen können, teilte er am Mittwoch mit. Er hatte Struck 2002 das Amt des Verteidigungsministers übertragen. «Als Bundeskanzler habe ich eng und vertrauensvoll mit ihm zusammengearbeitet. Seine persönliche Integrität und Loyalität haben mich tief beeindruckt.» Struck sei ein Freund der Soldaten und zuvor als Vorsitzender der SPD-Fraktion eine tragende Säule für den Erfolg der rot-grünen Koalition gewesen. «Auf sein Wort war immer Verlass. Er war ein geradliniger, verlässlicher und lebensfroher Niedersachse», erklärte Schröder.

    Der SPD-Landeschef von Schleswig-Holstein, Ralf Stegner, würdigte den gestorbenen früheren Verteidigungsminister Peter Struck als «aufrechten Sozialdemokraten mit Ecken und Kanten», dem die SPD vieles zu verdanken habe. Aber nicht nur um die SPD, sondern um die gesamte sozialdemokratische Familie habe sich Struck große Verdienste erworben. «Unser Beileid und Mitgefühl gilt den Angehörigen von Peter Struck», erklärte Stegner.

    Der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier sagte zu Strucks Tod: «Wir verlieren nicht nur einen großen Politiker, einen der für viele Menschen im Land ein Vorbild war. Wir verlieren einen Freund, einen engen Weggefährten, einen Mann voller Herzenswärme, Humor und Lebensklugheit. Er genoss von Anfang an hohe Anerkennung in der Fraktion. Und über die Jahre wurde aus Anerkennung tiefe Zuneigung. Die Menschen mochten ihn für seine Offenheit, Geradlinigkeit und für seine klaren Ansagen. Er stand auch ohne Bundestagsmandat noch mitten im politischen Leben. Umso fassungsloser macht uns sein plötzlicher und völlig unerwarteter Tod. Wir werden ihn vermissen.»

    Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat sich erschüttert gezeigt vom plötzlichen Tod von Peter Struck. «Mit ihm verlieren wir einen großen Sozialdemokraten aus unseren Reihen. Für mich persönlich war Peter Struck ein verlässlicher und prinzipientreuer Wegbegleiter - in allen seinen hohen Ämtern und Funktionen.» Struck werde immer in Erinnerung bleiben als Mann klarer Worte, aber eben auch geradlinig mit großen Überzeugungen. «Er war ein großer Sozialdemokrat und ein großer sozialer Demokrat. Ich verneige mich vor ihm in Dankbarkeit für alle Mitglieder der SPD.»

    Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) würdigte Struck als «überzeugten Streiter für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität» Sie sagte laut Mitteilung: «Alle, die ihn kannten, verlieren jemanden, der sich seine Gradlinigkeit ebenso bewahrt hatte wie seine tiefe Liebe zu den Menschen. Wir haben heute einen aufrechten und charakterfesten politischen Weggefährten verloren.

    Der FDP-Vorsitzende Philipp Rösler würdigte Struck als «einen prägenden Kopf der Politik unserer Republik». Die Liberalen hätten Struck stets als einen geradlinigen Menschen zu schätzen gewusst, «als einen vertrauenswürdigen Politiker, der seine Sicht der Dinge offen vortrug und das Wohl der Bürger im Auge hatte», erklärte der Bundeswirtschaftsminister. «Wir haben mit ihm manchen Strauß ausgefochten, aber auch viele Gemeinsamkeiten geteilt, wenn es darum ging, beharrlich beste Lösungen für die Sicherheit des Landes zu suchen.»

    In einem gewissen Sinne war der promovierte Jurist ein politisches Urgestein. Oft stand freitags sein Motorrad, eine schwere BMW 1200 RT, vor dem Reichstag, im Abgeordnetenbüro lagen Lederanzug und Helm schon parat. Kaum war die Sitzung zu Ende, schwang er sich auf seine Maschine und düste in seine niedersächsische Heimat in Uelzen. Die Bürger in seinem Wahlkreis schätzten ihn. Nachdem er von 1980 bis 1994 jeweils über die Landesliste Niedersachsen in den Bundestag eingezogen war, eroberte er bei den Wahlen 1998, 2002 und 2005 unangefochten das Direktmandat, zuletzt mit 46,7 Prozent der Stimmen. 2009 schied er aus dem Parlament aus. „Ich habe 29 Jahre Bundespolitik hinter mir. Das reicht“, sagte er damals.

    SPD: Peter Struck war Abgeordneter unter Helmut Schmidt

    Als junger Abgeordneter erlebte Struck die Endphase der Kanzlerschaft Helmut Schmidts mit, der 16 Jahre auf den Bänken der Opposition folgten. Diese Ohnmacht prägte ihn. Als er nach dem Wahlsieg von Gerhard Schröder und der Regierungsübernahme durch die rot-grüne Koalition im Herbst 1998 zum SPD-Fraktionschef gewählt wurde, tat er alles, um den Kurs der Regierung zu unterstützen, kein leichtes Unterfangen. Sein Ton war gefürchtet, immer wieder wurde er mit dem großen „Zuchtmeister“ Herbert Wehner verglichen.

    Nach dem Rücktritt von Verteidigungsminister Rudolf Scharping wurde Struck im Sommer 2002 von Schröder zu dessen Nachfolger berufen. Er trat ein schweres Erbe an, wenige Monate zuvor waren die ersten deutschen Soldaten nach Afghanistan entsandt worden, der Einsatz war in der rot-grünen Koalition umstritten. Struck verteidigte ihn mit dem einfachen Satz: „Die Sicherheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt.“ Mit seiner offenen, direkten Art gelang es ihm, die Herzen der Soldaten zu erobern, ohne sich bei ihnen anzubiedern. Er traf einfach den richtigen Ton.

    Peter Struck erlitt bereits 1989 zwei Herzinfarkte

    Schließlich wurde ausgerechnet der überzeugte Sozialdemokrat zu einem Eckpfeiler der Großen Koalition zwischen 2005 und 2009 und einer Stütze von Kanzlerin Angela Merkel. Als Fraktionschef arbeitete er eng mit dem bekennenden Konservativen Volker Kauder zusammen, und was niemand für möglich hielt, die beiden wurden erst Vertraute, dann sogar Freunde.

    Mehrfach war Peter Struck schwer krank, er hatte 1989 zwei Herzinfarkte und erlitt in seiner Zeit als Verteidigungsminister einen Schlaganfall. Doch er erholte sich davon. Erst am Montag wurde er als Vorsitzender der Ebert-Stiftung wiedergewählt. In Erinnerung bleibt ein überzeugter Parlamentarier mit Ecken und Kanten zwischen Kumpelhaftigkeit und Pöbelei. Und es bleibt das Struck’sche Gesetz, das die Macht der Abgeordneten gegenüber der Regierung unterstreicht: „Kein Gesetz kommt aus dem Bundestag so heraus, wie es eingebracht worden ist.“ Mehr Worte brauchte er nicht, um alles zu sagen.

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