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Nach den Attentaten in Norwegen: Zeuge von Utøya: "Ich flehte, dass er nicht abdrückt"

Nach den Attentaten in Norwegen

Zeuge von Utøya: "Ich flehte, dass er nicht abdrückt"

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    Überlebende des Massakers von Utøya trauern.
    Überlebende des Massakers von Utøya trauern. Foto: Britta Pedersen/dpa

    Ein 32-jähriger Norweger war nach den beiden Anschlägen in Norwegen festgenommen worden. Zuerst war am Freitagnachmittag eine Bombe im Osloer Regierungsviertel explodiert, sieben Menschen starben. Dann kam ein als Polizist verkleideter Mann zum Jugendcamp auf der Insel Utøya, lockte Teilnehmer an und erschoss sie. Insgesamt 85 Menschen.

    Auf der Flucht vor dem Mann waren einige Jugendliche ins Wasser gesprungen und versuchten, zum Festland zu schwimmen. Einen Tag nach dem Massaker barg das Rote Kreuz dort noch Menschen. "Wir haben heute Leute aus dem Wasser gerettet", sagte Rotkreuz-Sprecher Jahn Petter Berendsen am Samstagabend der Nachrichtenagentur dpa in Sundvollen, dem Ort, der der Insel am nächsten liegt. "Sie waren noch am Schwimmen." Der Einsatz dauere nach wie vor an, sagte Berendsen. "Wir suchen immer noch Leute, es werden immer noch Menschen vermisst." Zur Zahl der Vermissten konnte er jedoch keine Angaben machen. Zur Suche wollte die Polizei ein Mini-U-Boot einsetzen. Der Täter soll laut Augenzeugen selbst auf ins Wasser geflohene Menschen geschossen haben.

    Aufgabe des Roten Kreuzes sei außerdem die Betreuung von Angehörigen, sagte der Sprecher des norwegischen Roten Kreuzes. "Wir sind hier, um eine helfende Hand zu bieten, eine Schulter zum Ausweinen, und um Unterstützung zu geben." Neben Ärzten seien auch psychologische Betreuer und Pfarrer vor Ort, sagte Berendsen.

    Überlebender: "Ich flehte, dass er nicht abdrückt"

    Einer, das Massaker überlebt hat, ist der 21-jährige Adrian Pracon. In einem Interview der Nachrichtenagentur dpa sagte er, er sei auf der Flucht vor dem Täter "etwa hundert Meter geschwommen und mir ging die Luft langsam aus - wegen des Adrenalins, aber auch wegen der schweren Kleidung. Ich musste also zurückschwimmen und habe es kaum geschafft. Als ich wieder auf der Insel ankam, stand er (der mutmaßliche  Täter Anders B.) da und zielte mit dem Gewehr auf mein Kopf. Ich flehte, dass er nicht abdrückt - und er tat es nicht".

    Der Schütze sei "sehr ruhig, er war entspannt und kontrolliert. Es schien, als kümmerte es ihn gar nicht richtig. Er ging langsam und sah aus wie einer aus einem Film über Nazis.  (...) er sah aus, als käme er direkt aus einem Film". Pracon fürchtet, dass nun auf der Insel kein Jugendlager mehr stattfinden werde. "Ich glaube, dass es auf dieser Insel nichts mehr geben soll. Ich denke, dass die Insel jetzt nur noch mit dem Tod in Verbindung gebracht wird. Hoffentlich können wir aus dieser Insel einen Ort machen, an dem wir den Opfern gedenken."

    Mutmaßlicher Amokschütze in Norwegen legt Teilgeständnis ab

    Am Samstagnachmittag hatte der Verdächtige ein Teilgeständnis abgelegt. Der Verdächtige gab im  Verhör zu, auf der Insel Utøya das Feuer auf Teilnehmer eines  Jugendlagers der regierenden Arbeiterpartei eröffnet zu haben, wie  die Polizei mitteilte. Der Verdächtige habe zwei Schusswaffen eingesetzt, sagte ein  Ermittler auf einer Pressekonferenz in Oslo. Seine Motive seien  nach wie vor unklar. Der Amoklauf habe etwa anderthalb Stunden gedauert. Der Mann habe sich bei seiner Festnahme nicht widersetzt:  "Es musste kein Schuss abgegeben werden". Bei dem mutmaßlichen  Täter handelt es sich laut Polizei um einen "christlichen  Fundamentalisten" mit Kontakten zu rechtsextremen Kreisen.

    Die Ermittler gingen eigenen Angaben zufolge unter Hochdruck Hinweisen auf einen zweiten Schützen nach, der an dem Blutbad auf  der Insel beteiligt gewesen sein könnte.

    Premierminister Jens Stoltenberg sprach am Samstag von einer  "nationalen Tragödie". "Noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg ist  unser Land von einem Verbrechen dieses Ausmaßes getroffen worden." Regierungschef Stoltenberg besuchte das Gelände, auf dem einige  Überlebende des Angriffs auf die rund 600 Teilnehmer des  Sommercamps versammelt waren. Dabei wurde laut einem  Bericht des Fernsehsenders NRK in der Nähe des Regierungschefs ein  junger Mann mit einem Messer in der Tasche festgenommen. Er gab an,  Mitglied der Jungsozialisten zu sein und das Messer aus  Sicherheitsgründen bei sich getragen zu haben. dpa/afp

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