Nach dem Verzicht von CSU-Chef Markus Söder und der Ausrufung von CDU-Chef Armin Laschet zum Kanzlerkandidaten der Union verzeichnet die CSU einen sprunghaften Anstieg von Anfragen nach Online-Mitgliedschaften.
Man komme bei der Bearbeitung derzeit kaum hinterher, teilte die CSU auf Nachfrage mit. CSU-Generalsekretär Markus Blume bestätigte der "Bild"-Zeitung, dass in der Münchner CSU-Landesleitung allein am Donnerstag mehr als 1000 Anträge auf Online-Mitgliedschaft eingegangen seien.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther kritisierte das Werben um bundesweite Online-Mitgliedschaften. "Das hilft nicht", sagte der CDU-Politiker der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). "Da ist die Situation noch etwas verhärtet." Die Union sei am stärksten, wenn man gemeinsam in eine Richtung ziehe. "Ich finde aber, dass Markus Söder da in den vergangenen Tagen viel getan hat, um den Schulterschluss zu suchen, weil auch er das weiß."
Die CSU bietet schon seit September 2020 Online-Mitgliedschaften an, für die man keinem Ortsverband angehören muss. CSU-Online-Mitglieder haben damit zwar kein innerparteiliches Stimmrecht, können sich aber digital in die Parteiarbeit einbringen. So bekommen sie nach Parteiangaben einen exklusiven Zugang zu Informationen, können sich an Online-Umfragen und -Schulungen beteiligen und an digitalen Parteievents teilnehmen.
Die CDU erklärte auf Anfrage, grundsätzlich freue man sich über jede Unterstützung für die Union. "Denn nur zusammen und engagiert werden wir den anstehenden Bundestagswahlkampf erfolgreich bestreiten", sagte eine Sprecherin der Bundespartei im Berlin. Zugleich räumten aber mehrere CDU-Politiker ein, dass es derzeit eine Reihe von Parteiaustritten gibt.
So sind nach Angaben von Günther in Schleswig-Holstein etwa zwei Dutzend Mitglieder aus dem Landesverband ausgetreten - mit Verweis auf die Entscheidung für Laschet. "Der Eindruck ist sicher nicht falsch, dass ein großer Teil der Basis für Markus Söder gewesen ist und er weiter hohe Sympathien hat", sagte er der FAZ.
Der ehemalige Unionsfraktionschef Friedrich Merz appellierte an die CDU-Mitglieder, in der Partei zu bleiben. "Wir haben derzeit sehr viele Austritte in den Kreisverbänden der CDU. Ich möchte deshalb an dieser Stelle sagen: Bitte bleiben Sie in der CDU, es kommen auch wieder bessere Zeiten. Jetzt müssen wir gemeinsam für ein gutes Bundestagswahlergebnis kämpfen", twitterte er am späten Donnerstagabend. Merz war Laschet im Rennen um den Parteivorsitz unterlegen, hatte den CDU-Chef jedoch im Kampf um die Kanzlerkandidatur unterstützt.
Auch in der niedersächsischen CDU zum Beispiel gab nach dem Votum für Laschet mehr Aus- als Eintritte. Von einer Austrittswelle könne aber keine Rede sein, sagte ein Parteisprecher in Hannover. Konkrete Zahlen gab es nicht. CDU-Landeschef Bernd Althusmann hatte sich früh für Laschet positioniert - Beratungen mit den CDU-Kreisvorsitzenden hatten am Sonntagabend aber ein anderes Stimmungsbild ergeben.
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