Den Parteichef hielt es nicht in Berlin. Entgegen den üblichen Gepflogenheiten, den Ausgang einer Landtagswahl im Willy-Brandt-Haus, der SPD-Parteizentrale im Bezirk Kreuzberg, zu analysieren, war am Sonntag nach Bremen gereist, um dabei zu sein, wenn sein Parteifreund Jens Böhrnsen den in allen Umfragen vorhergesagten Wahlsieg in der Hansestadt feiert.
SPD-Generalsekretärin gibt sich optimistisch nach Bremen-Wahl
In Berlin versuchte derweil SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi das Ergebnis schön- und die Schlappe ihrer Partei an der Weser kleinzureden. „Die SPD hat abermals den klaren Auftrag zur Bildung einer Regierung“, sagte sie, es stehe fest, dass Bremen auch nach 70 Jahren weiter von der SPD regiert werde. „Das ist eine gute Nachricht für die SPD“, zumal sie weiterhin in 14 von 16 Ländern regiere und in neun Ländern den Regierungschef stelle. Eine Große Koalition mit der CDU stehe trotz der herben Verluste von SPD und Grünen nicht zur Debatte.
Sichtliche Freude und offen zur Schau gestellte Zufriedenheit herrschte dagegen bei der CDU, auch wenn sie wusste, dass es für sie nichts zu gewinnen gab. Seit bald 70 Jahren stellt die SPD den Regierungschef im Rathaus der Hansestadt, und genau so lange bemühen sich die Christdemokraten, den Sozialdemokraten den Chefsessel abzujagen – ohne Erfolg.
„Es ist kein Geheimnis, dass Bremen für die CDU ein schwieriges Pflaster ist“, räumte Generalsekretär Peter Tauber ein. Gleichwohl habe man alle Wahlziele erreicht. Die CDU habe Stimmen hinzugewonnen und sei wieder zweitstärkste Partei, nachdem es 2011 nur zu Platz drei hinter SPD und Grünen reichte. Zudem habe Rot-Grün eine herbe Schlappe erlitten. Noch am Wahlabend bot er der SPD an, mit der Union eine „stabile Regierung“ zu bilden.
Landtagswahl in Bremen: "Schwere Verluste" bei den Grünen
Lange Gesichter bei den Grünen. Die Partei blieb sogar hinter dem Ergebnis von 2007. Grünen-Chefin Simone Peter räumte „schwere Verluste“ ein, aber es sei ein Erfolg, wenn es für eine Fortsetzung von Rot-Grün reiche. Im Gegensatz dazu feierten die Liberalen den Wiedereinzug in die Bürgerschaft der Hansestadt, in der sie ganze 20 Jahre lang nicht mehr vertreten waren. In der Stunde des Erfolges gab sich Parteichef Christian Lindner allerdings bescheiden. Das Ergebnis zeige, dass der Erfolg bei der Wahl in Hamburg im Februar „kein Zufallsergebnis“ war, sagte er. „Wir bleiben gelassen und ruhig.“ Das sei insgesamt noch „kein Comeback“, wohl aber „eine Richtungsanzeige, dass wir auf die richtigen Themen setzen, aber noch viel zu arbeiten haben“.