Wird nach der Coronavirus-Krise alles wieder so wie früher werden? Das hofft zumindest US-Präsident Donald Trump. Er rechne mit einer 100-prozentigen Rückkehr zur Normalität im Land und erwarte wegen der Pandemie keine dauerhaften Veränderungen, sagte Trump.
"Wir wollen, dass es so wird, wie es war." Und dies werde schneller gehen, als viele erwarteten, versprach Trump. Der Präsident äußerte sich erneut auch zuversichtlich, dass die Wirtschaft sich bereits gegen Ende des Jahres von der Krise erholen werde. Vorerst sieht es wirtschaftlich aber düster aus.
ALTE "NEUE NORMALITÄT"?
Experten gehen davon aus, dass die Pandemie langfristige Veränderungen in vielen Lebensbereichen nach sich ziehen wird. Trump sagte dagegen, die "neue Normalität" werde seiner Ansicht nach der Zustand wie vor drei Monaten sein. Er wolle, dass die Stadien bei Baseball- und Football-Spielen wieder voll seien und nicht drei oder vier Sitze zwischen den Zuschauern frei sein müssten. "Ich möchte dorthin zurück, wo wir waren. Dort werden wir hinkommen", versicherte er. "Diese Sache wird vorübergehen." Sicherheit sei wichtig, aber auch die Wirtschaft sei wichtig. Und die Menschen wollten, dass das Land wieder geöffnet werde.
EINE HOFFNUNG OHNE ZEITPLAN
Einen konkreten Zeithorizont für das Szenario nannte Trump nicht. "Es könnte länger dauern." Aber die Bundesstaaten gingen nach und nach bereits Schritte in diese Richtung. Nach Angaben von Vizepräsident Mike Pence haben inzwischen 35 Bundesstaaten Pläne für eine schrittweise Rückkehr zum Normalbetrieb veröffentlicht. Auf die Frage, ob er mit einer "neuen Normalität" rechne, in der Kellner in Restaurants auch in drei Jahren noch Schutzmasken tragen müssten, sagte Trump: "Das sehe ich nicht."
TRUMP WILL SELBST MAL WIEDER RAUS AUS DEM WEIßEN HAUS
Der Präsident kündigte auch an, er selbst werde in den kommenden Wochen wieder Reisen im Land unternehmen. Als erstes sei in der kommenden Woche ein Trip nach Arizona geplant. Perspektivisch hoffe er auch, vor der Präsidentschaftswahl im November wieder große Wahlkampfveranstaltungen abhalten zu können. Er sei nun schon lange im Weißen Haus. "Ich möchte wieder raus", sagte er. So gehe es auch vielen Bürgern. Durch die Pandemie ist das öffentliche Leben in den USA weitgehend zum Erliegen gekommen.
REZESSION IN SICHT
Die US-Wirtschaft steuert auf eine tiefe Rezession zu. Im ersten Quartal ging die Wirtschaftsleistung bereits deutlich zurück, obwohl sich die Pandemie erst im März zugespitzt hatte. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) warnte für das zweite Quartal vor einem "noch nie da gewesenen" Einbruch des Wirtschaftswachstums. Das genaue Ausmaß und die Dauer der Konjunkturdelle werde von der Eindämmung des Virus abhängen, sagte Fed-Chef Jerome Powell. Bis zu einer Erholung werde es "einige Zeit dauern". Trump dagegen gab sich bereits zuversichtlich, das letzte Quartal des Jahres werde in wirtschaftlicher Hinsicht "fantastisch" und das nächste Jahr "unglaublich". Trump tritt Anfang November zur Wiederwahl an.
DRAMATISCH LAGE AM ARBEITSMARKT
Seit März sind in den USA inzwischen mehr als 30 Millionen Menschen arbeitslos geworden. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der Woche bis einschließlich 25. April belief sich auf 3,8 Millionen, wie das US-Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte. In den fünf Wochen zuvor hatten bereits 26,4 Millionen Menschen ihren Job verloren - so viele wie nie zuvor in solch kurzer Zeit. Die Erstanträge gelten als Indikator für die kurzfristige Entwicklung des Arbeitsmarkts in der größten Volkswirtschaft der Welt.
SCHON MEHR ALS 60.000 TOTE
In den USA sind Wissenschaftlern zufolge seit Beginn der Pandemie mehr als 60.000 Menschen durch eine Infektion mit dem Virus ums Leben gekommen. Das ging am Mittwochnachmittag (Ortszeit) aus den Daten der Universität Johns Hopkins hervor. Die Zahl der bestätigten Infektionen in den USA lag demnach bei 1,04 Millionen - fast ein Drittel der weltweit rund 3,2 Millionen Fälle. Trump hatte noch am 17. April gesagt, seine Regierung rechne mit etwa 60.000 bis 65.000 Toten infolge der Epidemie. Angesichts der steigenden Opferzahlen schien das aber nicht mehr realistisch. (dpa)