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Mysteriöser Tod: Neue Spur: Wird der Fall Uwe Barschel geklärt?

Mysteriöser Tod

Neue Spur: Wird der Fall Uwe Barschel geklärt?

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    Neue Hinweise zum Fall Uwe Barschel (CDU). Foto: Carsten Rehder/Archiv dpa
    Neue Hinweise zum Fall Uwe Barschel (CDU). Foto: Carsten Rehder/Archiv dpa

    Neue Spur im Fall Uwe Barschel: Fast 25 Jahre nach dem mysteriösen Tod des CDU-Politikers in einem Genfer Hotelzimmer haben Spezialisten des Kieler Landeskriminalamts den genetischen Fingerabdruck eines Unbekannten entdeckt.

    DNS-Rückstände an Kleidungsstücken

    Dies sagte der frühere schleswig-holsteinische CDU-Landtagsabgeordnete Werner Kalinka - er hatte die Untersuchung angeregt - am Samstag der Nachrichtenagentur dpa und bestätigte damit einen Bericht der Welt am Sonntag.

    Danach haben die Ermittler DNS-Rückstände einer fremden Person an Kleidungsstücken sichergestellt, die der frühere Ministerpräsident von Schleswig-Holstein in der Nacht seines Todes im Genfer Hotel Beau Rivage trug. Kalinka forderte die Staatsanwaltschaft Lübeck auf, die bereits 1998 eingestellten Ermittlungen wieder aufzunehmen. Diese hatte damals in ihrem Abschlussbericht erklärt, es gebe derzeit keine Perspektive für weitere Untersuchungen, könne aber jederzeit wieder ermitteln. Die Anklagebehörde war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

    Barschels Tod im Zimmer 317: Mord oder Suizid?

    Politik-Skandale - von Watergate bis Barschel

    WATERGATE: Während des US-Wahlkampfs 1972 installierten Einbrecher im hier ansässigen Hauptquartier der Demokratischen Partei Abhöranlagen. Die Spur führte zum Wahlkampfteam der Republikaner und ins Weiße Haus zu Präsident Richard Nixon. Nixon versuchte, die Affäre zu vertuschen, musste aber 1974 zurücktreten.

    MONICA-GATE: Eine Sexaffäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky brachte den demokratischen US-Präsidenten Bill Clinton 1997/98 an den Rand der Amtsenthebung. Zunächst leugnete er unter Eid das Verhältnis, gab aber schließlich eine «unangemessene» Beziehung zu. Ein Antrag zu seiner Entlassung fand im Kongress keine Mehrheit. Clinton blieb im Amt.

    IRAN-CONTRA-GATE: In der Affäre ging es 1986/87 um geheime US-Waffenlieferungen an den verfeindeten Iran. Ein Teil der Erlöse wurde an die rechtsgerichteten «Contras» in Nicaragua weitergeleitet. Der republikanische Präsident Ronald Reagan wusste angeblich von nichts und blieb ungeschoren.

    WATERKANT-GATE: Einer der größten deutschen Politskandale drehte sich 1987 um Machenschaften im schleswig-holsteinischen Landtagswahlkampf. Dabei wurde SPD-Spitzenkandidat Björn Engholm illegal ausgespäht und denunziert. Ministerpräsident Uwe Barschel (CDU) gab sein «Ehrenwort», dass die Vorwürfe haltlos seien. Wenig später wurde er in Genf tot aufgefunden.

    KLIMA-GATE: Hacker kopierten 2009 Mails und Dokumente von Klimaforschern und stellten sie ins Internet. So versuchten sie, die Erkenntnisse führender Wissenschaftler ins Zwielicht zu ziehen. Diese hätten versucht, Gegner ihrer Thesen aus der Diskussion im Weltklimarat zu verdrängen.

    RUBY-GATE: Der damalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi kam 2010 wegen seiner Beziehung zum minderjährigen Partygirl «Ruby» in Bedrängnis. Er soll der 17-jährigen Marokkanerin auch für die Teilnahme an Sexpartys («Bunga-Bunga») viel Geld gezahlt haben - was der längst als «Frauenheld» bekannte Politiker bestreitet.

    Barschel war am 11. Oktober 1987 nach seinem durch einen politischen Skandal erzwungenen Rücktritt in dem Hotel tot in der Badewanne von Zimmer 317 gefunden worden. Ob es Mord oder Selbstmord war, konnte bis heute nicht geklärt werden. Das genetische Material des Unbekannten ist dem Zeitungsbericht zufolge noch gut genug erhalten, um es mit möglichen Verdächtigen vergleichen zu können. Ein und dieselbe Person habe ihre Spuren auf der Strickjacke, den Socken und der Krawatte des Toten sowie auf dem Handtuch des Hotelzimmers hinterlassen.

    Christian Wulffs Kredit-Affäre und der legendäre Anruf: Bundespräsident Wulff geriet wegen eines verheimlichten Privatkredits Ende 2011 in die Schlagzeilen. Anfang 2012 wurde bekannt, dass Wulff mehrere Reportern mit "Krieg" gedroht habe, sollten sie über die Affäre berichten. Sein wütender Anruf bei Bild-Chef Kai Diekmann wurde nicht nur zum Politikum, sondern auch zum Ziel von Häme und Spott.
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    Kalinka sagte dem Blatt, durch die Funde habe sich der Verdacht erhärtet, dass Barschel ermordet worden sei. "Die Staatsanwaltschaft Lübeck ist nun nachdrücklich aufgefordert, die Ermittlungen wieder aufzunehmen." In den vergangenen Jahrzehnten sei die Arbeit der Staatsanwaltschaft Lübeck "alles andere als ruhmvoll" gewesen. "Es drängt sich geradezu die Frage auf, ob an bestimmten Ermittlungen kein oder nur wenig Interesse besteht."

    Fremdes Haar war plötzlich verschwunden

    Noch im vergangenen Jahr hatte die Generalstaatsanwaltschaft nach einer Strafanzeige von Barschels Witwe Freya wegen des Verdachts der Strafvereitelung im Amt die Kieler Anklagebehörde mit einer Untersuchung beauftragt. In der Anzeige gegen Unbekannt ging es um ein fremdes Haar aus Barschels Genfer Hotelbett, das bei der Staatsanwaltschaft Lübeck verschwunden war. (dpa, AZ)

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