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Münster: Suizid-Experte: Täter wollte gleiche Aufmerksamkeit wie Terroristen

Münster

Suizid-Experte: Täter wollte gleiche Aufmerksamkeit wie Terroristen

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    Nach dem Amoklauf in Münster ist klar: Es handelt sich um einen Einzeltäter. Offenbar wollte er große Aufmerksamkeit erzielen.
    Nach dem Amoklauf in Münster ist klar: Es handelt sich um einen Einzeltäter. Offenbar wollte er große Aufmerksamkeit erzielen. Foto: Marcel Kusch, dpa

    Ein Mann fährt am Samstag mit einem Campingbus in der Altstadt von Münster in eine Menschenmenge. Eine 51-Jährige und ein 65-Jähriger sterben. Der Täter erschießt sich selbst. Drei Opfer schwebten nach Angaben der Universitätsklinik in

    Amokfahrer wollte Aufmerksamkeit wie Terroristen

    Nur warum kopieren suizidgefährdete Personen terroristische Anschläge, um sich selbst und anderen das Leben zu nehmen? Die beiden Experten Hans Wedler und Manfred Wolfersdorf haben sich dieses Themas angenommen. Im Gespräch mit unserer Zeitung erklären die Herausgeber des Buches „Terroristen-Suizide und Amok“, was hinter der Tat von Münster stecken könnte. „

    Ähnlich wie die Terroristen, die immer neue Wege finden, so viele Menschen wie möglich zu töten, würden auch Amokläufer auf andere Mittel – wie etwa Autos oder Lastwagen – zurückgreifen. „Meistens sind es Einzelne, die ein kaputtes Leben haben und anderen die Schuld dafür geben“, sagt der Psychiater. Ein erweiterter Suizid beinhalte immer ein hohes Ausmaß an Hass und Rachegefühlen. Vor allem erwachsene Täter haben häufig eine paranoide Erkrankung oder fühlen sich vereinsamt.

    Das sieht auch Wedler so: „Solche Selbstmorde haben oft eine aggressive Komponente gegen andere, der Täter möchte nicht nur sich selbst bestrafen.“ Im Falle des 48-jährigen Todesfahrers von Münster handle es sich um einen Menschen mit einer psychischen Vorerkrankung, der bereits in der Vergangenheit wegen kleinerer Straftaten auffällig gewesen sei. Das bestätigten auch die Ermittler. Dass die Amokfahrt an einen terroristischen Anschlag erinnert, kann aus Sicht der Experten durchaus etwas mit Imitation, also dem Nachahmen, zu tun haben. „Die Medien breiten diese groß aus, der Täter möchte die gleiche Aufmerksamkeit erreichen wie die Terroristen“, sagt Wedler, Herausgeber der Zeitschrift „Suizidprophylaxe“. Er könne sich gut vorstellen, dass es künftig noch weitere Nachahmer geben werde. „Die Entwicklung zurzeit ist sehr bedenklich.“

    Der entscheidende Unterschied zwischen Amokläufern und Terroristen ist für den Experten folgender: „Die einen wollen aus möglichen religiösen Weltanschauungen so viele Menschen wie möglich töten, die Amokläufer wollen so viele Menschen wie möglich für ihr schlechtes Leben bestrafen und töten.“ Der Vater des Amokfahrers sagte: "Schuld ist seine psychische Krankheit."

    Wie kann man Amokfahrer aufhalten?

    Die Politik diskutiert nun, wie man Täter, die mit Fahrzeugen morden wollen, aufhalten kann. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sagte der Bild-Zeitung, dass Poller in Münster hätten helfen können. Sein Parteifreund Volker Ullrich, innenpolitischer Sprecher der

    Was können Suizidgefährdete tun, wenn sie sich helfen lassen wollen? „Es gibt Präventionsstellen oder auch Hotlines“, sagt Wedler. Die TelefonSeelsorge Deutschland ist kostenfrei unter 0800/1110-111 und -222 erreichbar. Dort bekomme man schnell Hilfe. Wolfersdorf sieht auch Angehörige und Freunde in der Pflicht: „Wenn ich aus meinem Umfeld etwas höre über Pläne für einen erweiterten Suizid, ist es am besten, sofort die Polizei und Staatsanwaltschaft einzuschalten.“

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