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Münster: Katholikentag in Münster zeigt ein neues Gesicht der Kirche

Münster

Katholikentag in Münster zeigt ein neues Gesicht der Kirche

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    Mit 90.000 Teilnehmern war der Katholikentag in diesem Jahr der bestbesuchte seit 1990.
    Mit 90.000 Teilnehmern war der Katholikentag in diesem Jahr der bestbesuchte seit 1990. Foto: Guido Kirchner, dpa

    Dieser Katholikentag unter dem Motto „Suche Frieden“ im westfälischen Münster hat so aktuell wie selten den Nerv der Zeit getroffen. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, nannte ihn „hochpolitisch“, dabei eher nachdenklich als kämpferisch mit differenzierter Argumentation und respektvoller Auseinandersetzung. Selbst als am Samstag beim Auftritt des AfD-Politikers Volker Münz in

    Kardinal Reinhard Marx dagegen betonte: „Das Leben aus dem Glauben und das gesellschaftliche Engagement gehören beide auf den Katholikentag.“ Angesichts der gesellschaftlichen Tendenzen, das Christliche im Alltag zu verdrängen, stärker in Gegnerschaften und Schwarzweißdenken zu verfallen und Religion für politische Zwecke zu instrumentalisieren, „gilt es, einen klaren Kopf zu bewahren – dafür ist der Katholikentag bestens geeignet“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

    Katholikentag in Münster zeigt neues Gesicht der Kirche

    Im Abschlussgottesdienst des Katholikentags in Münster warb Kardinal Reinhard Marx für die Einheit der Christen. Alle Getauften seien „Glieder am Leibe Christ – ob evangelisch, katholisch oder orthodox, wir gehören zu ihm“.
    Im Abschlussgottesdienst des Katholikentags in Münster warb Kardinal Reinhard Marx für die Einheit der Christen. Alle Getauften seien „Glieder am Leibe Christ – ob evangelisch, katholisch oder orthodox, wir gehören zu ihm“. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Gemeinsam mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, dem bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, hatte Marx in einer Bibelarbeit das Kreuz als ein Zeichen der Freiheit von Angst sowie der Hoffnung, dass am Ende alles gut wird, gedeutet. Es sei „nichts Lautes“ und „will nicht Andere wegstoßen“. Die Christen seien wegen des Kreuzes an der Seite der Opfer, der Schwachen und der Verletzlichen. Beide leitende Bischöfe beteuerten ihre geistliche Freundschaft und beschworen ihre „größere Leidenschaft“, im Bekenntnis zu Christus zur Einheit zu gelangen. Kardinal Marx registrierte auf dem Katholikentag ein erstarktes ökumenisches Interesse – „das Drängen wird größer“.

    Den schwelenden Streit unter den deutschen Bischöfen, ob evangelische Ehepartner zur Kommunion zugelassen werden dürfen, wollte Marx nicht anheizen. „Es ist normal, dass auch in der Bischofskonferenz miteinander gerungen wird. Wir werden darüber reden und die Möglichkeiten ausloten“, sagte er. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hatte davor gewarnt, auf dem Katholikentag „aus aktuellem Anlass Druck aufzubauen“. Dagegen allerdings hatte sich das ZdK gewehrt: „Selbstverständlich“ werde auch über innerkirchliche und theologische Themen diskutiert.

    Nach der Überzeugung des ZdK-Präsidenten Sternberg hat der Katholikentag „das frische und aufgeweckte Gesicht der Kirche gezeigt. Es waren keine verschüchterten Schafe, die sich hier getroffen haben, sondern ein selbstbewusstes Gottesvolk.“ Das tue der katholischen Kirche gut, die in den vergangenen Monaten mit Finanzskandalen und weiteren Missbrauchsfällen „wahrlich nicht mit positiven Schlagzeilen geglänzt hat, die leider in den meisten Fällen auch berechtigt waren“, sagte er selbstkritisch.

    Die Resonanz war so groß wie lange nicht mehr: Mit fast 90.000 Teilnehmern war der Katholikentag in Münster nach ZdK-Angaben der bestbesuchte seit 1990. Am Sonntag nahmen 30.000 am Abschlussgottesdienst auf dem Schlossplatz teil. Die größere Sorge, die Deutschlands Katholiken umtreibt, besteht freilich in der Bildung immer größerer Seelsorgeeinheiten aufgrund des Priestermangels. Auf dem Katholikentag schlug immer wieder die Erfahrung auf, dass sich die Priester von den Gläubigen entfernen „Verweigern wir uns den Konzentrationsprozessen!“, rief sie der Schweizer Moraltheologe Daniel Bogner aus Fribourg auf. Kirche möge in Zukunft von den Bedürfnissen der Gemeinden her gedacht werden.

    AfD-Vertreter Volker Münz über die Rolle der Kirch ein der Politik

    In den sechs Bundestagsfraktionen von CDU, SPD, FDP, Grüne, Linke und AfD sind Kirche und Glaube meist gut angesehen. „Ankerpunkt“, „Kompass“, „Grund zur Hoffnung“ nannten deren religionspolitische Sprecher auf dem Katholikentag ihre christliche Basis. Der AfD-Vertreter Volker Münz gestand indes: „Als Politiker muss ich anderen Gesetzen folgen als den biblischen Geboten, um für Recht und Frieden zu sorgen.“

    Zu Ende des Katholikentags gab es zwei Entschuldigungen. Buchautor Erik Flügge („Wie die Kirche an ihrer Sprache verreckt“) nahm die im Interview mit unserer Redaktion geäußerte Kritik zurück, der Katholikentag sei „eine brutale Geldverschwendung“, weil eh nur kirchlich Engagierte hingehen. Gerade ihnen, sagte Flügge jetzt, täten Großveranstaltungen dieser Art gut. Und Kabarettist Eckart von Hirschhausen bedauerte, dass er den Kölner Kardinal Woelki mit seiner Bemerkung provoziert hat, als Protestant zahle er Kirchensteuer für seine katholische Frau. Dafür wolle er „auch die Oblate – oder mein Geld zurück“.

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