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Münchner Sicherheitskonferenz 2016: Putin schickt mit Dmitri Medwedew sein liberales Aushängeschild

Münchner Sicherheitskonferenz 2016

Putin schickt mit Dmitri Medwedew sein liberales Aushängeschild

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    Russlands Ministerpräsident Dmitri Medwedew ist bei der Münchner Sicherheitskonferenz zu Gast. (Archiv)
    Russlands Ministerpräsident Dmitri Medwedew ist bei der Münchner Sicherheitskonferenz zu Gast. (Archiv) Foto: Paulo Novais (dpa)

    Was macht eigentlich Dmitri Medwedew? Er war immerhin von 2008 bis 2012 Präsident Russlands. Das war in jener Amtsperiode, für die Wladimir Putin nicht kandidieren durfte, weil er schon zwei Amtszeiten als Staatschef hinter sich hatte. Medwedew wurde der Platzhalter für Putin. Seit 2012 sitzt der Platzhirsch aber wieder persönlich auf dem Thron. Und Medwedew arbeitet seither – vom Ausland wenig beachtet – als Regierungschef.

    Putin, 63, und Medwedew, 50, bilden seit Jahrzehnten ein politisches Duo mit klarer Rollenverteilung: Putin ist der Boss, Medwedew der Gehilfe. Begonnen hat die Kooperation der beiden in den frühen 90er Jahren in der St. Petersburger Kommunalpolitik. Der junge, frisch promovierte Jurist Medwedew arbeitete als Experte in dem von Putin geleiteten städtischen Komitee für Auslandsbeziehungen mit. Daneben unterrichtete er als Hochschullehrer und betrieb eine Anwaltskanzlei.

    Medwedew, der Putin-Zögling

    Als Putin Ende der 90er Jahre Regierungschef und im Jahr 2000 Präsident wurde, holte er Medwedew jeweils nach und betraute ihn mit wichtigen Aufgaben in seinem Umfeld. 2005 stieg dieser zum Ersten Vize-Ministerpräsidenten auf. Dann folgte der Ritterschlag: Putin präsentierte ihn 2007 als Präsidentschaftskandidaten. Im Gegenzug versprach Medwedew, Putin zum Regierungschef zu ernennen.

    So eingespielt das Duo auch über die Jahre funktionierte, der aus einer Professorenfamilie stammende Medwedew verstand es, den Eindruck zu erwecken, er sei liberaler als Putin. Vom Typ her unterscheiden sich die beiden ohnehin: Während sich Putin gerne als Macho inszeniert, ist Medwedew eher der Typ netter Nachbar. Er ist verheiratet, hat einen Sohn, ist Fan des Fußballklubs Zenit St. Petersburg und fotografiert gerne, bevorzugt stimmungsvolle Landschaften.

    Das unterscheidet Medwedew von Putin

    Doch den Beweis seiner Liberalität ist er schuldig geblieben. Medwedew plädierte für marktwirtschaftliche Reformen – übernahm dann aber ungerührt den Aufsichtsratsvorsitz beim Monopolisten Gazprom. Im Präsidentschaftswahlkampf setzte er sich für eine unabhängige Justiz ein – doch geändert hat er als Kremlchef nichts.

    Auch machtpolitisch entschied Medwedew ganz im Sinne Putins: Als 2008 russische Friedenstruppen in dem von Georgien abgespaltenen Südossetien angegriffen wurden, ließ er die Armee marschieren. Unter seiner Ägide entstand zudem eine Militärdoktrin, nach der Russland die Interessen seiner Bürger auf der ganzen Welt wahren will.

    In München ist Medwedew als Vertreter des im Moment nicht reisewilligen Putin der prominenteste Teilnehmer der Sicherheitskonferenz. Neben ihm ist wie stets auch Außenminister Sergej Lawrow präsent. Das zeigt, dass die russische Seite über die Probleme in Syrien und der Ukraine gesprächsbereit ist. Ob sie allerdings auch gewillt ist, einzulenken, steht auf einem ganz anderen Blatt.

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