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Libyens Despot: Muammar al-Gaddafi: Der Machthaber mit Größenwahn

Libyens Despot

Muammar al-Gaddafi: Der Machthaber mit Größenwahn

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    Der libysche Despot Muammar al-Gaddafi im Sommer 2009. Archivfoto: Allesandro Di Meo dpa
    Der libysche Despot Muammar al-Gaddafi im Sommer 2009. Archivfoto: Allesandro Di Meo dpa

    Das Leben von Muammar al-Gaddafi hat ein unrühmliches Ende genommen. Der libysche Ex-Machthaber al-Gaddafi soll am Donnerstag bei einem Gefecht in seiner Heimatstadt Sirte tödlich verletzt worden sein. Der Sender meldete unter Berufung auf die Truppen des Übergangsrates, Gaddafi sei schwer verletzt festgenommen worden. Kurz darauf sei er an den Folgen seiner Verletzungen gestorben. Seine Leiche sei in die Stadt Misrata gebracht worden. Gaddafi wurde 69 Jahre alt.

    Gaddafi liebte den Kult um seine Person

    Gaddafi wurde 1942 als Sohn eines nomadisierenden Bauern in der Nähe der Stadt Sirte geboren. Gaddafi liebte den Kult um seine Person. Er ließ seine Fotos überall aufhängen. Wenn er in New York oder Brüssel weilte, schlief er in einem luxuriösen Zelt. Muammar al-Gaddafi trug bunte Gewänder mit klimpernden Orden. Legendär sind seine Auftritte mit seinen weiblichen Leibwächtern. Gaddafi machte sich einen Spaß daraus, Staatsgäste vor laufenden Fernsehkameras zu brüskieren.

    Gaddafi führte sein Land erst von der Monarchie in eine Art Volksrepublik. Dennoch hatte sich der Despot  selbst den Titel "König der Könige von Afrika" gegeben. Gaddafi hielt sich für unfehlbar und konnte Niederlagen nicht eingestehen. Gaddafi hätte nach seiner der Machtergreifung 1969 am liebsten gleich die gesamte arabische Welt mit seiner hausgemachten Volksbefreiungsideologie beglückt. Doch die Araber zeigten ihm die kalte Schulter. Enttäuscht wandte er sich den Afrikanern zu, die ihn dank großzügiger Spenden gerne in ihrer Mitte aufnahmen.

    Gaddafi konnte es nicht verstehen, dass sich die Mehrheit des libyschen Volkes im Frühjahr 2011 gegen ihn wandte und seinen Sturz forderte. So sehr hatte sein Größenwahn ihm den Blick vernebelt. Da Kritik am "Bruder Führer" von Gaddafi stets mit Haft und Folter geahndet worden war, wussten die libyschen Revolutionäre von Anfang an, dass sie viel riskierten.

    Auch nach Beginn des Aufstandes im Osten Libyens Mitte Februar gab Gaddafi noch markige Parolen aus: "Wir können jeden Angriff abwehren und das Volk bewaffnen, wenn nötig", sagte er. Die Revolutionäre beschimpfte er als "Ratten", die er bis zur letzten Patrone bekämpfen werde.

    Rückblick auf Gaddafi: Er wurde immer neurotischer

    Gaddafi war mit den Jahren immer neurotischer und aufbrausender geworden. Er misstraute fast jedem. Er achtete darauf, dass niemand außer ihm selbst in Libyen Berühmtheit erlangte und verließ sich zuletzt bevorzugt auf die eigene Familie. Im Jahr 2003 verkündete er dann plötzlich, Terror und Aufrüstung seien sinnlos. Deshalb werde er nun die Unterstützung von Extremistengruppen beenden und alle Programme zur Entwicklung von Massenvernichtungswaffen einstellen. Belohnt wurde Gaddafi für diese Kehrtwende mit verbesserten Beziehungen zu mehreren westlichen Staaten. Besonders eng wurde der Kontakt zu Italien - wohl auch, weil sich Gaddafi und der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi auf der menschlichen Ebene bis zuletzt gut verstanden hatten.

    Gaddafis Traum von der Rückkehr an die Macht

     Wenn seine Herrschaftsform kritisiert wurde, behauptete Gaddafi stets, in Libyen regiere das Volk. Das von ihm geschaffene System war jedoch so korrupt und ineffektiv, dass der Lebensstandard in Libyen trotz der großen Öl-Reserven nicht besonders hoch war. Obwohl Gaddafi kein öffentliches Amt bekleidet, ging ohne seinen Segen in Libyen in den vergangenen vier Jahrzehnten fast nichts. Viele Weggefährten aus den Revolutionsjahren stieß er später vor den Kopf. Nach dem Einmarsch der Rebellen in Tripolis verschwand er zunächst mit unbekanntem Ziel. Seinen Traum von der Rückkehr an die Macht gab er jedoch nicht auf. Zuletzt meldete er sich aber nur noch telefonisch bei einem obskuren arabischen Fernsehsender. dpa/AZ

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