Ein halbes Jahr nach dem Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU) steht die Anklage gegen die drei Tatverdächtigen kurz bevor. Um den Jahreswechsel herum soll sie nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur erhoben werden. Hauptbeschuldigter ist weiterhin Stephan E. aus Kassel. Er soll den CDU-Politiker auf dessen Terrasse mit einem Revolver ermordet haben. Gegen zwei andere Männer, Markus H. und Elmar J., wird wegen Beihilfe zum Mord ermittelt. Alle drei sitzen weiter in Untersuchungshaft. Den Verdächtigen wird voraussichtlich gemeinsam der Prozess gemacht. Zuständig ist das Oberlandesgericht Frankfurt.
Stephan E. will ein neues Geständnis im Fall Lübcke ablegen
Anfang Juni war der Kasseler Regierungspräsident erschossen worden. Der 45-jährige Stephan E. hatte die Tat gestanden, widerrief dann aber sein Geständnis. Nun hat der Anwalt von E. ein neues Geständnis angekündigt. "Mein Mandant hat mich gebeten, dem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof mitzuteilen, dass er ein ausführliches Geständnis abgeben möchte und nun endlich die Wahrheit über die Tatnacht ans Tageslicht bringen will", erklärte Pflichtverteidiger Frank Hannig am Donnerstag. Mit dem Geständnis wolle E. "alle noch offenen Fragen über den Tathergang klären". Zuvor hatte der NDR darüber berichtet.
Der Verdächtige E. war als Rechtsextremist aktenkundig
Einen Termin für eine erneute Einlassung gibt es laut seinem Anwalt noch nicht. Auch inwiefern sich seine neue Äußerung vom damaligen Geständnis unterscheidet, ist unklar. "Man wird kaum davon ausgehen können, dass Herr E. gar nichts mit der Tat zu tun hat", sagte sein Anwalt Hannig dem NDR-Magazin "Panorama": "Das heißt, die Erwartung, er würde jetzt plötzlich sagen, er war überhaupt nirgendwo dabei, dürfte unrealistisch sein." Der Anwalt geht demnach davon aus, dass ein zweiter Mann am Tatort gewesen sein könnte. Der zuständige Generalbundesanwalt kommentierte die Ankündigung eines weiteren Geständnisses nicht. Man äußere sich nicht zu laufenden Verfahren, sagte ein Sprecher.
E. war als Rechtsextremist beim Verfassungsschutz aktenkundig gewesen. Die Bundesanwaltschaft geht von einem rechtsextremen Hintergrund der Tat aus. Markus H. soll dabei den Kontakt zu Elmar J. hergestellt haben, der Stephan E. die Tatwaffe verkauft haben soll. (dpa)
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