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Montagsdemonstrationen: 150.000 Menschen feiern in Leipzig die friedliche Revolution

Montagsdemonstrationen

150.000 Menschen feiern in Leipzig die friedliche Revolution

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    Ex-US-Außenminister Kissinger, der ehemalige deutsche Außenminister Genscher, Bundespräsident Gauck und der frühere US-Außenminister Baker auf dem Augustusplatz in Leipzig.
    Ex-US-Außenminister Kissinger, der ehemalige deutsche Außenminister Genscher, Bundespräsident Gauck und der frühere US-Außenminister Baker auf dem Augustusplatz in Leipzig. Foto: Hendrik Schmidt (dpa)

    Mehr als 150.000 Menschen haben am Donnerstag in Leipzig an die Montagsdemonstrationen und die friedliche Revolution im Oktober 1989 erinnert. Auf dem Augustusplatz versammelten sie sich mit Kerzen in den Händen zum traditionellen Lichtfest. "Ich bin glücklich hier zu sein", rief Bundespräsident Joachim Gauck den Menschen zu, die dicht gedrängt auf dem Platz und in den Straßen der Innenstadt standen. 

    Über 150.000 Menschen erinnern an Montagsdemonstrationen

    Die Erinnerungen an die Ereignisse von 1989 verbinde er mit tiefer Dankbarkeit an jene Menschen, die gezeigt hätten, Deutsche können Freiheit. Gemeinsam mit den vier Staatspräsidenten aus Polen, Tschechien, der Slowakei und Ungarn stellte Gauck auf dem Augustusplatz Kerzen ab, um gemeinsam mit den Leipzigern den leuchtenden Schriftzug "Leipzig 89" zu formen. 

    Auf der 3,6 Kilometer langen historischen Demo-Route von 1989 zogen die Leipziger über den Innenstadtring, vorbei an 20 Stationen mit Installationen, Videoprojektionen, Klängen und Musik. Sie sollten eine Brücke schlagen von 1989 ins Heute.

    Oktober 1989: "Wir sind das Volk"

    Am 9. Oktober 1989 waren in Leipzig mehr als 70.000 Menschen auf die Straße gegangen, um Freiheit und Demokratie zu fordern. Unter dem Ruf "Wir sind das Volk" zogen sie durch die Stadt. Nur einen Monat später, am 9. November, fiel die Berliner Mauer. 

    Blick auf die Montagsdemonstration am 2. Oktober 1989 in Leipzig.
    Blick auf die Montagsdemonstration am 2. Oktober 1989 in Leipzig. Foto:  Archiv (dpa)

    Zuvor hatte Gauck am Morgen zu mehr demokratischem Engagement und zum Kampf gegen Hass und Intoleranz aufgerufen. Der Bundespräsident forderte erneut, Deutschland müsse Verantwortung auch im europäischen und globalen Rahmen übernehmen. Vor 1700 Gästen im Leipziger Gewandhaus sagte Gauck in seiner "Rede zur Demokratie": "Wir dürfen niemals vergessen, dass unsere Demokratie nicht nur bedroht ist von Extremisten, Fanatikern und Ideologen, sondern dass sie ausgehöhlt werden und ausdörren kann, wenn die Bürger sie nicht mit Leben erfüllen." 

    Gauck fordert mehr Einsatz für demokratische Werte

    Als Lehre aus der Geschichte forderte Gauck mehr Einsatz für die demokratischen Werte. "Nur so finden Intoleranz, nationalistische Hybris, Hass und Gewalt keinen Nährboden."

    Gauck würdigte das Engagement der vielen Bürger, das zum Sturz des DDR-Regimes geführt habe. Deshalb habe er auch die Präsidenten Ungarns, Polens, Tschechiens und der Slowakei genau an diesem Tag nach Leipzig eingeladen. Sichtlich bewegt betonte Gauck: "Hier und heute sagen wir es noch einmal ganz deutlich: kein 9. November ohne den 9. Oktober. Vor der Einheit kam die Freiheit." 

    Der Bundespräsident erinnerte an das Unrecht in der DDR. Dort habe ein Klima der Angst und Ohnmacht geherrscht. "Die DDR war ein Unrechtsstaat, es gab keine unabhängige Gerichtsbarkeit", sagte er. "Willkür regierte das Land." 

    Bundespräsident würdigt in Leipzig DDR-Bürger

    Gauck würdigte auch die DDR-Bürger, die dem kommunistischen Regime den Rücken kehrten. Damals habe auch er selbst dies nicht so gesehen, sagte Gauck, der seinerzeit Pastor in Rostock war. "Wir fühlten uns damals von ihnen im Stich gelassen." Erst später habe man begriffen, dass auch diese Menschen große Bedeutung für die Delegitimierung der DDR besaßen. 

    Heute sehe die überwältigende Mehrheit der Deutschen die Wiedervereinigung positiv, sagte der Bundespräsident. "Die Nation wächst zusammen. Die Einheit gelingt." Kritisch bewertete Gauck die internationale Entwicklung. Die Hoffnungen auf ein Jahrhundert des Friedens nach 1989 hätten sich als trügerisch erwiesen. Mit Blick auf die Ukraine meinte er: "Am Rande Europas werden Normen des Völkerrechts missachtet und militärische Mittel eingesetzt, wo friedliche Koexistenz möglich wäre." dpa/AZ

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