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Mohammed-Kritik: Weltweit massive Proteste - wegen diesem mysteriösen Film

Mohammed-Kritik

Weltweit massive Proteste - wegen diesem mysteriösen Film

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    Demonstrationen gegen die angebliche Verunglimpfung des Propheten Mohammed gibt es in der gesamten muslimischen Welt – wie hier in Gaza.
    Demonstrationen gegen die angebliche Verunglimpfung des Propheten Mohammed gibt es in der gesamten muslimischen Welt – wie hier in Gaza. Foto: Mohammed Saber, dpa

    Der Film, der im Zentrum der blutigen anti-amerikanischen Proteste in der arabischen Welt steht, ist vor allem eines: ein Mysterium. Wer hat ihn gemacht? Von wem wurde er im Internet verbreitet? Und warum?

    Wer Antworten auf diese Fragen sucht, stößt vor allem auf Spekulationen. Sicher scheint mittlerweile nur eines: der Name Sam Bacile, ursprünglich als Macher des Films gehandelt, ist ein Pseudonym. Die Gewalt vor den US-Botschaften in der arabischen Welt ist echt, die Geschichte hinter dem Film ist dagegen ein Wirrwarr aus Halbwahrheiten und Fehlinterpretationen.

    Die Äußerungen der am Film beteiligten US-Schauspieler machen den Fall nicht weniger rätselhaft. Sie hätten nicht gewusst, dass das Werk anti-islamischer Propaganda diene, zitierte die Zeitung Los Angeles Times aus einer Mitteilung der Mitwirkenden. Sie seien für einen andersnamigen Film engagiert worden. Die provokantesten Kommentare im Film seien erst im Nachhinein bei der Synchronisation hinzugefügt worden, hieß es. „Die Darsteller und die Crew sind extrem wütend und fühlen sich vom Produzenten hinters Licht geführt.“ Sie stünden in keiner Weise hinter dem Film.

    Die zentrale Figur hieß ursprünglich „George“

    Eine Schauspielerin, die namentlich nicht genannt werden will, sagte dem Nachrichtensender CNN, der Mohammed im Film habe während der Dreharbeiten „George“ geheißen.

    Nach Informationen der BBC könnte der Film bereits Ende Juni in einem kleinen Kino in Los Angeles gezeigt worden sein. Nur wenig später sei er dann erstmals im Internet aufgetaucht, verbreitet von einem gewissen „sambacile“. In den auf YouTube veröffentlichten Sequenzen des Films „Innocence of Muslims“ („Unschuld der Muslime“) wird der Prophet als ein blutrünstiger Gangster, Schürzenjäger, blasser Trottel und Pädophiler dargestellt. Produziert wurde der amateurhaft wirkende Film offensichtlich mit einfachen Mitteln.

    Das Wall Street Journal hatte den vermeintlichen Macher des Films, Sam Bacile, anfangs als einen amerikanisch-israelischen Mittfünfziger beschrieben, der für den rund zweistündigen Film fünf Millionen Dollar (rund 3,9 Millionen Euro) von 100 jüdischen Spendern eingesammelt habe. Spätestens seit Donnerstag ist das nicht mehr haltbar. Der Name Sam Bacile sei weder bei amerikanischen noch bei israelischen Behörden registriert, schreibt das Blatt nun.

    Ein vergessenes Video wurde plötzlich bekannt

    Eine Spur führt zu Steve Klein, der sich selbst als militanter Christ bezeichnet, und der  „Sam Bacile“ getroffen haben soll. „Sein Name ist ein Pseudonym“, sagte Klein dem US-Magazin The Atlantic. „Er ist kein Israeli. (...) Ich bezweifle, dass er Jude ist.“

    Stattdessen führen die jüngsten Recherchen amerikanischer Medien, darunter das Wall Street Journal, zu dem koptischen Christen Nakoula Basseley Nakoula in Kalifornien. Dieser gab an, der Manager der Produktionsfirma zu sein, die für den Film verantwortlich sei – bestritt aber, Sam Bacile zu sein. Die christliche Minderheit der Kopten fühlt sich in Ägypten von der muslimischen Bevölkerungsmehrheit unterdrückt und diskriminiert.

    Ein weiterer Name spielt laut Wall Street Journal eine zentrale Rolle: Morris Sadek. Er sei dafür verantwortlich, dass das vergessene Video plötzlich bekannt wurde. Anfang September habe der in Washington lebende koptische Christ Journalisten weltweit einen Link zu dem YouTube-Video geschickt. In Ägypten übersetzten einige das Video auf Arabisch und veröffentlichten es. Unterstützt wurde der Film später vom umstrittenen US-Pastor Terry Jones, der 2010 mit einer Koranverbrennung weltweit Proteste ausgelöst hatte. D. Donnebaum, A. Goldberg, dpa

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