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Mobilität: Wie Bahn, Flixbus und Co. die Maskenpflicht (nicht) umsetzen

Mobilität

Wie Bahn, Flixbus und Co. die Maskenpflicht (nicht) umsetzen

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    Ein Reisender mit Mundschutz in der Bahn. Der Konzern will sicherstellen, dass alle Fahrgäste Maske tragen.
    Ein Reisender mit Mundschutz in der Bahn. Der Konzern will sicherstellen, dass alle Fahrgäste Maske tragen. Foto: Sebastian Gollnow, dpa (Symbolbild)

    Als Sophie Müller* den Fernbus betritt, erschrickt sie: In der Linie 021 Richtung Stuttgart blickt sie in nackte Gesichter. Müller setzt sich und zählt. Sie zählt die Gefahren an Bord.

    Denn 50 Prozent der Passagiere des voll besetzten Flixbusses fahren ohne Mundschutz, so Müllers Einschätzung. Sie ist wütend und schickt ein Foto. Und so kann man sie sitzen sehen, lauter junge Menschen, die trinken und essen, die sich unterhalten, die dösen und all das tun sie ohne Mundschutz. Das Warnschild am Eingang des Busses, das das Tragen eines Mund- und Nasenschutzes zur Pflicht erhebt, missachtet die Hälfte der Fahrgäste wissentlich.

    Grüne fordern Durchsetzung der Maskenpflicht in Fernzügen

    Wie soll das Gebot zum Tragen einer Maske durchgesetzt werden? Die Grünen fordern nun, dass die Regeln wenigstens in den Zügen der Deutschen Bahn strenger eingehalten werden sollen. Sie fordern, dass die Bundespolizei bei dieser Aufgabe eine stärkere Rolle einnehmen soll.

    Denn nicht nur im Fernbus, sondern auch in der Bahn steigen immer wieder Gäste zu, die sich nicht den vorgeschriebenen Mund- und Nasenschutz über das Gesicht ziehen wollen. Eine Bahn-Pendlerin, die anonym bleiben möchte, ärgert sich darüber. Morgens auf dem Hinweg von Bamberg nach Nürnberg sei die Bereitschaft noch da, sich an die Vorschriften zu halten. "Da sind ja auch nur wir unterwegs", sagt sie am Telefon und meint die Pendler.

    In der Bahn baumeln Masken an Ohren

    Aber auf dem Rückweg, am Nachmittag, würde sie immer häufiger bemerken, wie Bahnfahrer ihre Maske am Kinn tragen, oder dass sie ihren Schutz an einem Ohr baumeln ließen. Sie bemerke auch, wie ihre Mitreisenden in kleinen Schlucken das Feierabendbier trinken, um die Masken nicht aufsetzen zu müssen. Manche schafften es gar, in einer halbstündigen Zugfahrt nur eine Stulle Brot zu essen. Was fordert die Pendlerin? Sie ist ratlos. Die Schaffner könnten das niemals durchsetzen, dafür seien sie zu wenige. Und die Polizei? Sie sagt: "Die Polizei hat bestimmt Wichtigeres zu tun, als Maskenverweigerer zu kontrollieren."

    Wenn es nach den Grünen ginge, soll in der Bahn bald Schluss gemacht werden mit der laxen Durchsetzung der Regeln gegenüber Uneinsichtigen. Die Grünen fordern für den Fernverkehr, dass die Pflicht zum Tragen einer Maske rigoros durchgesetzt wird. Ihr bahnpolitischer Sprecher, Matthias Gastel, beklagt, während seiner Fahrten in Fernzügen habe er "kein einziges Mal" wahrgenommen, "dass das Bahnpersonal Reisende ohne Maske auf ihr Fehlverhalten anspricht". Er fordert eine "klare Zuständigkeit der Bundespolizei".

    Bahnfahren in Corona-Zeiten: Extra-Bahnabteile für Risikogruppen

    Darüber hinaus solle das Reservierungssystem so umgestellt werden, dass es Sitzplätze auf Abstand zuteile. Einzelne Wagen könnten Risikogruppen vorbehalten bleiben. Sparpreis-Tickets solle es nur für gering ausgelastete Züge geben, um nicht mehr Fahrgäste in absehbar volle Züge zu locken. Gastel hat einen "Fünf-Punkte-Plan" aufgestellt, den er auf seiner Homepage veröffentlicht hat. Darin fordert er, dass die Bundespolizei unangekündigte Kontrollen in den Zügen durchführen solle. Gastel schreibt: "Notorische Maskenverweigerer" seien aus den Zügen zu verweisen.

    Auch die Bahn verschärft nun den Ton gegenüber Reisenden, die sich nicht an die Regeln halten wollen. "Wenn eine Minderheit geltende Regeln missachtet, ist dies für uns nicht hinnehmbar", heißt es. Weiter teilt ein Sprecher mit, dass die Bahn auch in Zukunft Maskenverweigerer aus den Zügen verweisen will. Der Konzern gibt an, dass dies bereits "konsequent" getan werde, auch mit Hilfe der Bundespolizei. Auf Anfrage, wie oft die Bahn schon mit der Bundespolizei in Sachen Maskenverweigerern zusammengearbeitet hat, teilt das Unternehmen mit: "Bis 30. Juni war dies in einem Fall erforderlich."

    Dass die Bahn nun wirklich durchgreifen will, liegt an einem Schreiben aus dem Bundesverkehrsministerium. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte darin die Verantwortlichen aufgefordert, die Maskenpflicht konsequent durchzusetzen. Von Woche zu Woche war der Druck auf Scheuer und die Bahn gestiegen. Immer wieder schilderten Bürger etwa in sozialen Netzwerken ihre Erlebnisse aus Fernzügen. Sie kritisierten in ihren Beiträgen, dass sie noch immer viele Menschen anträfen, die der Maskenpflicht nicht nachkommen. Viele fordern: Maskenverweigerer sollten von der Beförderung ausgeschlossen und mit Bußgeldern bestraft werden. Die Bahn hatte in der Vergangenheit stets mitgeteilt, dass es sich bei Maskenverweigerern nur um Einzelfälle handele und kein vermehrter Handlungsbedarf bestehe. Stattdessen verwies man auf neu gegründete Präventionsteams, die in den Bahnhöfen Reisende über ihre Pflichten informieren.

    In der Praxis kommt selten die Polizei

    Die Schilderungen in den Netzwerken, die Gespräche mit Reisenden zeigen: Die sogenannten Einzelfälle häufen sich. Und nur in seltenen Fällen wird hart durchgegriffen. Wie oft bei Bahn-Konkurrent Flixbus schon die Polizei anrücken musste?

    Dazu will sich das Unternehmen auf Anfrage nicht äußern. Eine Sprecherin teilt mit, dass theoretisch von der Möglichkeit Gebrauch gemacht werde, die Polizei anzurufen. Die Sprecherin sagt, die Busfahrer seien aufgefordert, Reisende an das Tragen einer Maske zu erinnern. Erst wenn diese Maßnahme erfolglos bleibe, werde die Polizei informiert.

    Als Sophie Müller jüngst mit dem Flixbus unterwegs war, hat der Fahrer nicht die Polizei alarmiert. Warum das nicht geschehen ist, darüber schweigt das Omnibusunternehmen. Stattdessen verweist es auf seine Hygienerichtlinien und auf die Ansagen sowie die Warnhinweise im Bus.

    *Name geändert

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