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Missbrauchsskandal: Gutachter sieht elf Pflichtverletzungen bei Erzbischof Heße

Missbrauchsskandal

Gutachter sieht elf Pflichtverletzungen bei Erzbischof Heße

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    Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki kann noch so sehr um Entschuldigung bitten: Unzählige Menschen nehmen ihm nicht mehr ab, dass er es aufrichtig meinen könnte.
    Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki kann noch so sehr um Entschuldigung bitten: Unzählige Menschen nehmen ihm nicht mehr ab, dass er es aufrichtig meinen könnte. Foto: Marcel Kusch, dpa

    Der Strafrechtler Björn Gercke hat dem heutigen Hamburger Erzbischof Stefan Heße elf Pflichtverletzungen im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Missbrauchsvorwürfen im Erzbistum Köln vorgeworfen. Beim Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sehen Gercke und sein Team dagegen keine Pflichtverletzungen. Das sagten Gercke und die Rechtsanwältin Kerstin Stirner am Donnerstag in Köln bei der Vorstellung ihres Gutachtens.

    Jahrzehnte lang habe sich niemand getraut, die Missbrauchsfälle anzuzeigen

    Heße war vor seiner Berufung nach Hamburg Personalchef und Generalvikar im Erzbistum Köln. In dieser Funktion musste er sich mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Priester auseinandersetzen. Heße bestreitet bisher die bereits in anderem Zusammenhang gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Nach dem Urteil der Gutachter sind elf Pflichtverletzungen nachweisbar.

    Gercke stellte am Donnerstag sein 800 Seiten starkes Gutachten vor. Die Auswertung der Akten von 1975 bis 2018 habe unter anderem ergeben, "dass sich Jahrzehnte offenbar niemand getraut hat, solche Fälle zur Anzeige zu bringen", kritisierte er.

    Gercke nimmt Kardinal Rainer Maria Woelki in Schutz

    Ein erstes Gutachten einer Münchner Kanzlei war vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki unter Verschluss gehalten worden, wofür er rechtliche Bedenken anführte. Dieses Verhalten Woelkis hatte eine Vertrauenskrise im größten deutschen Bistum ausgelöst.

    Woelki wurde von Gercke nun aber ausdrücklich in Schutz genommen. "Medial wäre es für uns am einfachsten gewesen, Herrn Woelki hier zum Schafott zu führen", sagte der Strafrechtler. Dafür gebe es aber keine Grundlage. Auch in dem zurückgehaltenen Münchner Gutachten sei Woelki nicht belastet worden.

    Woelki zieht personelle Konsequenzen

    Als Konsequenz daraus hat Woelki zwei Mitarbeiter vorläufig von ihren Dienstpflichten entbunden. "Daher möchte ich auch aus der Situation der Stunde heraus und auch auf der Grundlage dessen, was ich hier gerade gehört habe, die gerade Genannten, Weihbischof Schwaderlapp und Herrn Offizial Assenmacher, mit sofortiger Wirkung vorläufig von ihren Aufgaben entbinden", sagte Woelki am Donnerstag in Köln. (dpa)

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Daniel Wirsching: Gutachten zum Missbrauchsskandal: Kein Befreiungsschlag für Woelki

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