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Missbrauchsdebatte: Äußerungen zu Kindersex: CSU attackiert Grüne wegen Cohn-Bendit

Missbrauchsdebatte

Äußerungen zu Kindersex: CSU attackiert Grüne wegen Cohn-Bendit

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    Äußerungen zu Kindersex: CSU attackiert Grüne wegen Cohn-Bendit
    Äußerungen zu Kindersex: CSU attackiert Grüne wegen Cohn-Bendit

    Der Generalsekretär der CSU, Alexander Dobrindt, greift die Grünen frontal an, weil sie bislang nicht bereit seien, „Teile ihrer Vergangenheit aufzuarbeiten, die sich mit pädophilen Äußerungen ihrer Mitglieder beschäftigen“. Für Dobrindt ist es ein „unhaltbarer Vorgang, dass der grüne Europapolitiker Daniel Cohn-Bendit mit Unterstützung der Grünen-Spitze Unterlagen bis zum Jahr 2031 wegsperren lässt, bei denen der Verdacht besteht, dass darin eine Verharmlosung von Sex mit Kindern betrieben wird“.

    Cohn-Bendit beschreibt in seinem Buch von 1975 Intimitäten mit Kindern

    In dem Buch „Der große Basar“ aus dem Jahr 1975 hatte Cohn-Bendit, der auch als Erzieher in einem alternativen Frankfurter Kindergarten tätig war, seine Intimitäten mit Kindern beschrieben. Dort steht etwa: „Mein ständiger Flirt mit allen Kindern nahm bald erotische Züge an. Ich konnte richtig fühlen, wie die Mädchen schon gelernt hatten, mich anzumachen.“

    Daniel Cohn-Bendit bedauert  den „unsinnigen Text“

    Der 68-Jährige bedauert inzwischen den „unsinnigen Text“. Die Äußerungen seien eine „unerträgliche Provokation“, die so hätten „nicht geschrieben werden dürfen“. Cohn-Bendits Büro hat Archivmaterial, in dem es zum Beispiel um erotische Spiele mit Kindern geht, in das Archiv der Heinrich-Böll-Stiftung („Grünes Gedächtnis“) gegeben. Nach Recherchen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung befinden sich dort unter dem Schlagwort „Kindesmissbrauch“ 40 Deposita und Parteiakten. Nur zwei davon sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich – die eines Bundestagsabgeordneten und die von Cohn-Bendit. Wer die Akte hat sperren lassen, ist bisher nicht eindeutig geklärt.

    Dobrindt attackiert Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt

    Dobrindt attackiert vor allem die Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt, die sich auch als Präses der EKD-Synode „offensichtlich schützend vor solche Personen stellt“ und damit „ein erhebliches Maß an Doppelmoral offenbart“. Göring-Eckardt, die heute 47 Jahre alt wird, lässt ihr kirchliches Amt bei der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) jedoch während der Spitzenkandidatur für den Bundestagswahlkampf ruhen.

    Der CSU-Generalsekretär hält es für eine „dringende Aufgabe der Grünen, ihr ungeklärtes Verhältnis zu diesen Vorgängen zu beenden“. Göring-Eckardt stehe als Grünen-Spitzenkandidatin in einer „besonderen Verantwortung. Sie muss hier für Aufklärung sorgen. Ansonsten würde dies weitere Fragen aufwerfen.“ Er fordert die Grünen-Spitzenpolitikerin auf, „alle Schriften und Reden Cohn-Bendits zugänglich zu machen und einer unabhängigen Kommission zur Prüfung vorzulegen“.

    Claudia Roth unterstützt jetzt eine Aufarbeitung

    Inzwischen unterstützt mit Parteichefin Claudia Roth erstmals die Grünen-Spitze, dass Pädophilie-Vorwürfe gegen Mitglieder aus der Gründerzeit untersucht werden sollen. Gegenüber Spiegel online sagte sie, unabhängige Wissenschaftler sollten dieses Kapitel der Parteigeschichte aufarbeiten. Gleichzeitig verwies Roth darauf, dass pädophile Strömungen bei den Grünen niemals mehrheitsfähig gewesen seien.

    Eine scharfe Diskussion um die jahrzehntealten Äußerungen Cohn-Bendits kam vor wenigen Wochen auf, als der Europapolitiker am 20. April in Stuttgart mit dem Theodor-Heuss-Preis ausgezeichnet wurde. CDU und FDP boykottierten die Veranstaltung. Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, sagte als Festredner ab. Jetzt verzichtet Cohn-Bendit auf den Deutsch-Französischen Medienpreis, der ihm am 4. Juli in Paris verliehen werden sollte – für sein Engagement für die europäische Integration und die Fortentwicklung der europäischen Demokratie. Die in die Kritik geratene Galionsfigur der Grünen fürchtet, dass die Würdigung sonst im Wahlkampf instrumentalisiert wird.

    Für CSU-Generalsekretär Dobrindt ist es „unverständlich, wie man auf die Idee kommen kann, Cohn-Bendit einen Preis zu verleihen, wenn wesentliche Teile seiner Schriftstücke heute nicht mehr hergezeigt werden sollen und auch die Aufarbeitung darüber verweigert wird“. Cohn-Bendit habe sich von seinen pädophilie-freundlichen Aussagen nie wirklich distanziert und sei nicht bereit, reinen Tisch zu machen. „Stattdessen hüllt er über die dunklen Flecken in seinem Leben den Mantel des Schweigens.“

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