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Merkel gegen Schulz: "Zu brav, zu bieder" - die Pressestimmen zum TV-Duell

Merkel gegen Schulz

"Zu brav, zu bieder" - die Pressestimmen zum TV-Duell

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    Martin Schulz war im TV-Duell gegen Angela Merkel für viele Zuschauer zu brav. Das zeigt sich auch in den Pressestimmen.
    Martin Schulz war im TV-Duell gegen Angela Merkel für viele Zuschauer zu brav. Das zeigt sich auch in den Pressestimmen. Foto: Herby Sachs, AFP

    War das TV-Duell die Vorentscheidung im Bundestagswahlkampf? Für SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz war es wohl die letzte Chance, um eine Aufholjagd auf Angela Merkel zu starten. Doch vielen Beobachtern war Schulz zu wenig angriffslustig, als dass er den Rückstand auf die Kanzlerin bis zur Wahl wettmachen könnte. Angela Merkel machte im TV-Duell das, was sie musste - mehr jedoch nicht. Die Pressestimmen:

    Pressestimmen zum TV-Duell zwischen Merkel und Schulz

    Es war ein munteres Duell, lebendiger als die vergangenen Aufeinandertreffen unter Merkel-Beteiligung. Das lag am SPD-Chef. Schulz wusste, dass er angreifen musste. Und das tat er. Schulz versuchte, die Amtsinhaberin in die Defensive zu drängen, bisweilen gelang ihm das auch. (...) Nachteil für Schulz: Seine mitunter ironische Art verfängt bei den Zuschauern womöglich nicht. (...) Es sieht also nicht danach aus, als biete das Duell Schulz die Vorlage für den großen Umschwung. Spiegel

    Schulz ist eigentlich der viel bessere Redner. Aber das Eigentlich zählt nicht an so einem Abend; Schulz konnte es nicht zeigen, er kam zu selten in Fahrt, er konnte sich nicht entfalten, er konnte kaum Punkte sammeln, kaum Treffer landen. Merkel gelang das besser, auch deswegen, weil sie von den Moderatoren viel weniger unterbrochen wurde als Schulz. Die Frager behandelten Merkel wie eine Majestät und Schulz wie ihren Domestiken; und Schulz gelang es zu selten, das abzustellen. Er präsentierte sich zu oft im Konjunktiv, ja er war der personalisierte Konjunktiv. Merkel gab die Regierungschefin, die in der Welt unterwegs ist. Schulz gab den Kumpel von nebenan, der mit dem Zuschauer am Tresen steht. Aber damit kam er gegen sie nicht an. Er war zu brav, zu bieder, zu konziliant, zu wenig machtbewusst. Er war nicht Herausforderer. Süddeutsche Zeitung

    Selbst dieses Duell gab nicht viel mehr als die großen Koalition zu erkennen. Die Konflikte, auf die Merkel und Schulz angesprochen wurden, waren zum großen Teil auch die Konflikte dieser Koalition, und die daran gewöhnte Phantasie der Wähler wird ausreichen, um sich auszumalen, wie sie enden, wenn es wieder dazu kommt. Selbst Unvorhersehbares wie die Flüchtlingskrise gehorcht den Regeln eines berechenbaren Korridors. Merkel und Schulz sind gefangen in diesem Kreislauf der Kompromisse, auch wenn sie sich noch so sehr duellieren wollten. FAZ

    Dass ausgerechnet eine CDU-Kanzlerin sich gezwungen sieht, gegen einen Abbruch der Beitrittsverhandlungen mit der Türkei zu plädieren, während Martin Schulz – im Gegensatz zum eigenen Außenminister – auf harte Konsequenz pocht ("Die einzige Sprache, die Erdoğan versteht"), davon wird noch viel die Rede sein. Es ist Schulz durchaus gelungen, Merkel an einigen Punkten aus der Reserve zu locken. (...) Die Runde verlor sich (jedoch) weitgehend im Klein-Klein. Was haben Zuschauer während der Sendung gegoogelt: die Kapelle, in der Angela Merkels Vater begraben liegt – und das Grab von Frank Schirrmacher. Es wird Herbst. Die Zeit

    Das TV-Duell zwischen Kanzlerin Angela Merkel und SPD-Herausforderer Martin Schulz war auf einem guten Weg, als es am Anfang um Flüchtlinge ging. Wie schaffen wir das? Wie integrieren wir all diese Menschen, die zu uns gekommen sind? Gute, klare, harte Sätze, besonders von Schulz. Doch dann wurde aus dem Duell ein Fachsimpel-Gipfel aus der Ferne. Ja, die Türkei und Erdogan besorgen uns. Aber es wäre wichtig gewesen zu hören, wie es mit maroden Schulen weitergeht. Wie die Kinder in diesem Land besser lernen können, schneller klüger werden. (…) Die Themen im TV-Duell waren vielleicht weltbewegend. Aber es waren nicht die Themen, die Menschen in diesem Land bewegen. Bild-Zeitung

    Internationale Pressestimmen zum TV-Duell Merkel gegen Schulz

    Drei Wochen, bevor Deutschland darüber entscheidet, ob Bundeskanzlerin Angela Merkel weitere vier Jahre im Amt bleibt, stellte sie sich am Sonntagabend einer Debatte mit ihrem größten Rivalen, die die TV-Sender als Duell angekündigt hatten - die aber zeitweise eher einem Duett glich. (...) Ein Thema nach dem anderen - darunter Flüchtlinge, die Wirtschaft und natürlich (US-) Präsident (Donald) Trump - zeigte das Paar gelegentlich leichte Unstimmigkeiten, sah aber größtenteils von ernsthaften Attacken ab. Trump selbst bekam wesentlich mehr Kritik ab als das, was die beiden Kandidaten gegenseitig auf sich abluden. Washington Post

    Insgesamt eine enttäuschende Nacht für Angela Merkels Herausforderer. Kurz, als es um die Türkei ging, fühlte es sich an, als könnte er die Kanzlerin überraschen. Doch das Format und die Fragen gaben ihm keine Möglichkeit, dieses Momentum zu behalten. Merkel auf der anderen Seite glänzte nicht, aber sie musste es auch nicht. The Guardian

    Das TV-Duell zwischen Angela Merkel (CDU) und Martin Schulz (SPD) wirkte eher wie ein vorgezogenes Koalitionssgespräch denn ein Duell um die Kanzlerschaft. Schulz und Merkel nickten sich oft gegenseitig zu. Der eine sprach, die andere nickte und umgekehrt. Für Schulz ist das schlecht. Es war für ihn, drei Wochen vor der Wahl, das Gespräch der letzten Hoffnung. Jetzt ist diese weg. Schulz hat es in keinem Themenbereich geschafft, dem Publikum eine Politik anzubieten, die sich substanziell von derjenigen Angela Merkels unterscheidet. (...) Mit dem robusten Vorsprung, den Merkel seit Wochen auf Schulz hat, ist für ihn die Bundestagswahl wohl endgültig gelaufen. Es wäre an ihm gewesen, endlich etwas zu riskieren. Aber er hielt es im TV-Duell wie im ganzen Wahlkampf, er wagte nichts. Insofern blieb er sich treu. Neue Zürcher Zeitung

    Auf der einen Seite ein Kandidat, der attackiert, der aber in seinen Positionen seinem Gegenüber frappant ähnelt – man muss um Details streiten, um einen Unterschied für den Wähler herausstreichen. (…) Wem das nützt? Letzten Endes Angela Merkel. Sie kann bei vielen Attacken aus Schulz’ Ecke sagen, dass viele seiner Kritikpunkte eigentlich Konsensprojekte aus der Großen Koalition seien, und da habe er als SPD-Chef ja Mitverantwortung. Die Blitzumfragen, die ARD und ZDF nach Ende des Duells veröffentlichen, sehen die Kanzlerin vorn. Martin Schulz scheint das geahnt haben. Als er am Ende des Duells gefragt wird, ob er eine Große Koalition ausschließt, beginnt er zu herumzueiern; und man wird den Eindruck nicht los, als würde er auch als Vizekanzler in einer schwarz-roten Regierung dienen. Angela Merkel schließt das ohnehin nicht aus. Am Ende des Duells sagt sie dazu passend deinen Satz, den man fast als Seitenhieb auf Schulz verstehen kann: "Gemeinsam können wir das schaffen." Der Kurier

    Das einzige Duell mit ihrem Rivalen, in das die Kandidatin der CDU einwilligte, verlief wie der Wahlkampf, in dem sie allen Umfragen zufolge führt: ohne Turbulenzen, ohne Überraschungseffekte, ohne große Versprechen, ohne Selbstkritik. (...) Merkel verteidigte ihre Entscheidungen (während der Flüchtlingskrise 2015, die Red.), wissend, dass ein Sozialdemokrat niemals - so wie es die ganze Zeit der Fall war - solch eine Solidarität in Frage stellen würde. Schulz hatte bloß in der Frage der Beziehungen zur Türkei eine andere Meinung.El Mundo

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