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Menschenrechte: Unfreiwillige Organspende: China will grausige Praxis beenden

Menschenrechte

Unfreiwillige Organspende: China will grausige Praxis beenden

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    Ein zum Tode verurteilter Gefangener in Xuyi im Osten Chinas wird vor seiner Hinrichtung öffentlich zur Schau gestellt.
    Ein zum Tode verurteilter Gefangener in Xuyi im Osten Chinas wird vor seiner Hinrichtung öffentlich zur Schau gestellt. Foto: dpa (Archivbild)

    Es reicht der Diebstahl von Benzin oder Hochverrat durch eine Teilnahme an verbotenen Protesten – mehr als 50 Delikte können nach dem chinesischen Rechtssystem mit dem Tode bestraft werden. Auch der Tibeter Lobsang Gyaltsen wurde 2009 wegen Hochverrats angeklagt. Er ging auf die Straße und demonstrierte für die Unabhängigkeit der Provinz Tibet – ein halbes Jahr später war der junge Mann tot. Er wurde von Henkern in einem chinesischen Gefängnis hingerichtet.

    Was in den meisten anderen Ländern auf der Welt für Aufsehen gesorgt hätte, war den chinesischen Staatsmedien nicht einmal eine Meldung wert. Denn das kommunistische Land richtet jedes Jahr mehr Menschen hin als der Rest der Welt zusammen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International schätzt die Zahl auf zuletzt 2400 Exekutionen. Dabei geht die Zahl der Hinrichtungen seit Jahren zurück. 2002 waren es noch 12000.

    Ärzte entnahmen hingerichteten Chinesen ihre Organe 

    Es ist kein Geheimnis, dass das Land bislang eine grausige Prozedur an den Hingerichteten durchführt: Ärzte entnehmen den Getöteten unmittelbar nach der Hinrichtung die Organe. Offizielle Angaben des chinesischen Gesundheitsministeriums erklären lediglich, dass jährlich mehr als 10000 Nieren, Lebern, Herzen und Lungen verpflanzt werden. Nach Schätzung von Amnesty International stammt mehr als die Hälfte der Organe von hingerichteten Gefangenen.

    Seit Jahren beschuldigen Menschenrechtsorganisationen die chinesischen Behörden, Exekutierten ohne Einverständnis ihrer Familien Organe zu entnehmen. Nun räumt China zum ersten Mal indirekt das Vorgehen ein. Denn nun heißt es, die Praxis werde ab dem 1. Januar „vollständig beendet“, wie staatliche Medien unter Berufung auf den Leiter des staatlichen Transplantationskomitees, Huang Jiefu, berichten. Die Organe für Transplantationen sollten künftig nur noch von freiwilligen Spendern kommen, erklärte der frühere Vize-Gesundheitsminister.

    Vor einigen Jahren sollen mehr als 90 Prozent der Transplantate aus Haftanstalten gekommen sein

    Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch betrachtet die Ankündigung „sehr skeptisch“, wie Sprecher Wolfgang Büttner unserer Zeitung sagte. „Es ist praktisch unmöglich, das in allen Teilen zu überwachen“, sagt er. Zudem würde China „vieles versprechen und dann nicht einhalten“.

    Noch vor wenigen Jahren sollen Krankenhäuser mehr als 90 Prozent ihrer Transplantate aus den Haftanstalten bekommen haben, wie Amnesty International berichtet. Heute kämen nur noch 60 bis 70 Prozent von zu Tode Verurteilten. Nach Recherchen des Südwestrundfunks wurden in dem Land bis heute insgesamt mehr als 100000 Organe von zigtausenden getöteten Häftlingen entnommen.

    Auch westliche Unternehmen sollen von den Organentnahmen in China profitieren

    China hat laut Menschenrechtlern auch die Hinrichtungsmethoden immer mehr auf die Entnahme von Organen ausgerichtet. Wurden früher Gefangene noch durch einen Kopfschuss hingerichtet, steige nun der Einsatz von Giftspritzen, da dies die spätere Organentnahme erleichtere, berichtet Amnesty International. Zwischen den Gefängnissen und den Gerichten pendeln dafür sogar mobile Hinrichtungsfahrzeuge mit Kühlkammern, um die Tötungen und Organentnahmen schneller und effizienter vornehmen zu können.

    Von der Praxis sollen auch westliche Unternehmen und Krankenhäuser profitieren. Laut Informationen des Südwestrundfunks versorgen Pharmafirmen den Markt in China mit Medikamenten gegen Organabstoßung. Auch deutsche Kliniken und Ärzte sollen chinesische Transplantationszentren unterstützen. So haben laut SWR 500 chinesische Ärzte ein fünfjähriges Training in Berlin absolviert, in dem sie im Bereich der Transplantationsmedizin geschult wurden.

    In China ist die Bereitschaft, Organe zu spenden, noch geringer als in westlichen Ländern. Laut Amnesty liegt die Zahl bei nur sechs Spendern pro zehn Millionen Einwohner. In Deutschland ist die Rate 18-mal höher. Viele Chinesen glauben an eine Reinkarnation nach dem Tod und wollen unversehrt bestattet werden.

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