Kiew Einen Monat vor der Fußball-Europameisterschaft deutet sich im Fall der früheren ukrainischen Regierungschefin Julia Timoschenko eine Wende an. Nach zweiwöchigem Hungerstreik soll die inhaftierte ukrainische Oppositionspolitikerin
Die neue Entwicklung teilte der Chef der Berliner Charité, Karl Max Einhäupl, nach einem Besuch in dem ukrainischen Gefängnis mit. Die unter Bandscheibenproblemen leidende Politikerin, die mit einem Hungerstreik gegen ihre Haftbedingungen protestiert, hatte bislang auf einer Behandlung in der Charité bestanden. Timoschenko habe ihre vorläufige Zustimmung erteilt, am Dienstag in ein Krankenhaus in Charkow verlegt zu werden, erklärte Einhäupl, der die 51-jährige Ex-Regierungschefin zuvor zusammen mit Orthopädie-Chef Norbert Haas besucht hatte. Behandelt werden soll Timoschenko seinen Angaben zufolge von einem Arzt der Charité, der dabei von ukrainischen Medizinern unterstützt wird.
Nach Angaben von Timoschenkos Tochter Jewgenija hat sich das Befinden ihrer Mutter in den vergangenen Tagen jedoch weiter verschlechtert. Außenminister Guido Westerwelle sagte, die Hilfe durch die deutschen Ärzte könne nur eine „vorläufige Hilfe“ sein. Mit Timoschenko solle aber auch erörtert werden, „welche Lösungsmöglichkeiten es aus ihrer Sicht geben kann“. Sollte Timoschenko nun ihren Hungerstreik nicht abbrechen, erwägen die ukrainischen Behörden eine Zwangsernährung des prominenten Häftlings. „Wir werden sie auf jeden Fall nicht sterben lassen“, zitierte eine ukrainische Zeitung einen Gefängnis-Mitarbeiter.
Unklar bleibt, ob Kanzlerin Angela Merkel zur bevorstehenden Fußball-EM in die Ukraine reisen werde. Ein Regierungssprecher sagte, dies werde „relativ kurzfristig“ entschieden. „Im Übrigen geht es der Bundeskanzlerin nicht um Frau Timoschenko allein“, fügte er hinzu. „Sondern die Bundesregierung hat den Eindruck, dass die
Kiew droht Bundesrepublik mit negativen Folgen
Der Vizepräsident der ukrainischen Regierungspartei, Leonid Koschara, drohte unterdessen Deutschland mit wirtschaftlichen Folgen, wenn das geplante Wirtschaftsabkommen zwischen der Ukraine und der EU ausgesetzt bleibe. „Ohne Abkommen wird der deutsche Zugang zum ukrainischen Markt begrenzt sein“, sagte Koschara. Die Ukraine ist mit einem Volumen von 7,2 Milliarden Euro für die Bundesrepublik der wichtigste osteuropäische Handelspartner hinter Russland. (afp, dpa)