Natürlich wäre Frank-Walter Steinmeier ein guter Bundespräsident – mit seiner ruhigen, diplomatischen Art hat sich der Außenminister weit über die SPD hinaus Respekt verschafft. Für den Weg ins Schloss Bellevue aber gilt, was auch schon für seine Kanzlerkandidatur 2009 galt: Ein solches Amt auszufüllen ist für einen wie ihn nicht das Problem. Das Problem ist, es überhaupt zu bekommen.
Wenn die Union ihn nicht unterstützt, wird es schwierig. Sollte Joachim Gauck 2017 tatsächlich nicht mehr antreten, können vermutlich weder die Konservativen noch die Sozialdemokraten eigene Kandidaten durchbringen, zumindest nicht in den ersten Wahlgängen.
Beide Lager müssten auf die dritte Runde setzen, in der die einfache Mehrheit reicht und in der alles passieren kann – von einem Zittersieg für einen Bewerber von CDU und CSU bis zum Schulterschluss von Grünen und Linken mit einem Mann wie Steinmeier.
Dass Angela Merkel ihm vor der Bundestagswahl kampflos das Feld überlässt, ist wenig wahrscheinlich. Steinmeier braucht deshalb vor allem eines: Stehvermögen. Auch Johannes Rau scheiterte 1994 im ersten Anlauf klar und wurde fünf Jahre später doch noch Präsident.