Der Unternehmer habe sich selbst als großzügiger Darlehensgeber angeboten, berichtete die "Welt" (Mittwochsausgabe) unter Berufung auf Vorstandskreise der Euro-kritischen Partei. Die AfD wollte zu dem Bericht keine Stellung nehmen. Ein Parteisprecher verwies auf AFP-Nachfrage darauf, dass es um Privatpersonen gehe und datenschutzrechtliche Gründe einer Kommentierung des Berichts entgegenstünden.
Die Aufnahme des Kredits in Höhe von 640.000 Euro soll nach Informationen der "Welt" im Bundesvorstand diskutiert und schließlich am 8. April bei zwei Enthaltungen beschlossen worden sein. In der entscheidenden Abstimmung sollen sich demnach die AfD-Europakandidaten Hans-Olaf Henkel und Marcus Pretzell enthalten haben. Henkel habe "nicht in die Mithaftung" gehen wollen, falls mit dem Kredit etwas schiefgehe, zitierte die Zeitung aus AfD-Vorstandskreisen. Dabei spiele unter anderem die Frage eine Rolle, wie der Kredit rechtlich zu beurteilen sei, falls ein Mitglied gegen diese Praxis klage.
AfD soll bereits während des Bundestags-Wahlkampf Kredite erhalten haben
Die Forderungen der "Alternative für Deutschland"
Die im April 2013 gegründete Partei "Alternative für Deutschland" richtet sich vor allem gegen den Euro als Gemeinschaftswährung.
Die AfD fordert "eine geordnete Auflösung des Euro-Währungsgebietes."
Gefordert wird auch "die Wiedereinführung nationaler Währungen oder die Schaffung kleinerer und stabilerer Währungsverbünde."
Die Wiedereinführung der DM dürfe kein Tabu sein.
"Wir fordern eine Änderung der Europäischen Verträge, um jedem Staat ein Ausscheiden aus dem Euro zu ermöglichen", heißt es weiter.
Die Partei will außerdem, "dass Deutschland dieses Austrittsrecht aus dem Euro erzwingt, indem es weitere Hilfskredite des ESM mit seinem Veto blockiert."
Und weiter: "Wir fordern dass die Kosten der sogenannten Rettungspolitik nicht vom Steuerzahler getragen werden. Banken, Hedge-Fonds und private Großanleger sind die Nutznießer dieser Politik. Sie müssen zuerst dafür geradestehen".
Der "Welt" zufolge hatte die AfD bereits während des Bundestagswahlkampfes von einem Hamburger Unternehmer zwei zinsgünstige Kredite über je 500.000 Euro erhalten. Angeblich habe der Zinssatz bei zwei Prozent pro Jahr gelegen, schrieb das Blatt. Innerhalb der AfD werde darauf verwiesen, dass die Zinsen sowohl bei den damaligen Krediten als auch beim Kredit des Berliner Unternehmers den derzeit marktüblichen Konditionen entsprächen.
Laut dem Bericht soll es allerdings zumindest ein Gespräch mit einer Sparkasse gegeben haben, die dann aber aufgrund des offenen Wahlausgangs sechs Prozent Zinsen verlangt habe. Auch deshalb habe sich der AfD-Vorstand für den Privatkredit entschieden. Den Informationen der "Welt" zufolge sollen die 640.000 Euro aus dem aktuellen Kredit nicht für den bevorstehenden Europawahlkampf, sondern nahezu vollständig für Landtagswahlkämpfe verwendet werden. afp