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Mecklenburg-Vorpommern: Doppelter Triumph für die SPD

Mecklenburg-Vorpommern

Doppelter Triumph für die SPD

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    Zum ersten Mal führte Ministerpräsident Erwin Sellering die SPD in den Wahlkampf. Der 61-jährige Westfale kann sich als absoluter Sieger feiern lassen. In den nächsten Tagen wird Sellering Gespräche mit Vertretern der CDU und der Linken über eine mögliche Koalition führen.
    Zum ersten Mal führte Ministerpräsident Erwin Sellering die SPD in den Wahlkampf. Der 61-jährige Westfale kann sich als absoluter Sieger feiern lassen. In den nächsten Tagen wird Sellering Gespräche mit Vertretern der CDU und der Linken über eine mögliche Koalition führen. Foto: Foto: dpa

    Wie ein Siegertyp sieht er auf den ersten Blick wahrlich nicht aus. Erwin Sellering, 61 Jahre alt, wirkt eher wie der Typ Buchhalter, unauffällig, unscheinbar, unaufgeregt, eine graue Maus, einer, der in seiner raren Freizeit am liebsten Schach spielt. Doch ausgerechnet dieser unscheinbare Erwin Sellering beschert der SPD an diesem Sonntag einen triumphalen Wahlsieg in Mecklenburg-Vorpommern.

    Der Ministerpräsident, ein „West-Import“ aus Westfalen, der vor drei Jahren die Nachfolge des eher kantigen Harald Ringstorff angetreten hat und bis heute außerhalb des eigenen Landes als großer Unbekannter gilt, sorgt als Wahlsieger dafür, dass die seit 1998 im prächtigen Schweriner Schloss regierende SPD auch in den kommenden fünf Jahren an der Macht bleibt – mit dem besten Ergebnis seit 1990. Lag sie vor fünf Jahren nur 1,4 Punkte vor der CDU, hat sich der Abstand auf satte 13 Punkte vergrößert. Gleichzeitig erreicht Sellering auch sein zweites Wahlziel: Er kann sich den Koalitionspartner heraussuchen – entweder Fortsetzung der Großen Koalition mit einer deutlich gerupften

    Entsprechend groß ist der Jubel im Willy-Brandt-Haus. Bei der sechsten Landtagswahl in diesem Jahr gibt es den fünften Sieg eines SPD-Ministerpräsidenten zu feiern, hinzu kommt noch der spektakuläre grün-rote Regierungswechsel in Baden-Württemberg. Eine Bilanz, die Parteichef Sigmar Gabriel persönlich bejubelt. Erwin Sellering habe „verdient gewonnen“ und ein „großartiges Ergebnis“ im nordöstlichsten Bundesland eingefahren. Zum Erfolg geführt habe das „alte Erfolgsrezept der SPD“, die „Kombination aus wirtschaftlichem Erfolg und sozialer Verantwortung“. Union und FDP, sagt er an die Adresse von Bundeskanzlerin Angela Merkel, hätten, wenn jetzt Bundestagswahlen wären, keine Mehrheit im Lande mehr. Er gehe davon aus, dass nach der nächsten

    Lange Gesichter hingegen bei der CDU. Ausgerechnet im politischen Heimatland von Bundeskanzlerin Angela Merkel verliert die Union deutlich und stürzt unter die 25-Prozent-Marke, ihr schlechtestes Ergebnis seit 1990. Es habe „wenig Rückenwind“ aus Berlin gegeben, räumt der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Peter Altmaier, offen ein, die bundespolitische Lage sei „alles andere als einfach“. Das mache sich immer in der Mitte einer Legislaturperiode bemerkbar. Fast flehentlich bittet die Union um eine Fortsetzung der Großen Koalition im Schweriner Schloss. „Die SPD profitiert stärker, aber entscheidend ist, dass wir das Land gemeinsam nach vorne gebracht haben“, streckt CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe noch am Wahlabend den Sozialdemokraten die Hand entgegen. Von einem Denkzettel für die Bundesregierung könne keine Rede sein.

    Mit Bangen blicken die Christdemokraten dagegen auf ihren Koalitionspartner FDP, der im nordöstlichsten Bundesland klar an der Fünf-Prozent-Hürde scheitert und aus dem Landtag fliegt. Die Schwäche der Liberalen droht die Koalition in Berlin zu belasten, weitere Personaldebatten dürften folgen. FDP-Generalsekretär Christian Lindner nennt die Niederlage „bitter“, sie sei aber kein Desaster für die neue Parteiführung um Parteichef Philipp Rösler, beschwichtigt er. Es sei immer klar gewesen, dass der personelle Neuanfang bei den Liberalen nicht von heute auf morgen wirke. „Niemand sollte die FDP abschreiben, wir kämpfen.“

    Dagegen hält der Höhenflug der Grünen unverändert an. Mit über acht Prozent ziehen sie zum ersten Mal in den Schweriner Landtag ein und sind damit zum ersten Mal in ihrer Geschichte in allen 16 Landesparlamenten vertreten. Parteichef Cem Özdemir nennt das Abschneiden seiner Partei eine „wahre Sensation“. Das Ergebnis gebe Rückenwind für die Kommunalwahlen in Niedersachsen und die Abgeordnetenhauswahl in Berlin in zwei Wochen. „SPD und Grüne haben Stimmen gewonnen, das ist auch eine klare Botschaft für die Regierung Merkel in Berlin“, orakelt Özdemir.

    Leicht zulegen kann die Linkspartei, trotz der heftigen innerparteilichen Debatten der letzten Tage und Wochen. Parteichefin Gesine Lötzsch wie Spitzenkandidat Helmut Holter bieten sich noch am Abend als Koalitionspartner an. Knapp schafft die rechtsextremistische NPD den Wiedereinzug in den Landtag.

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