Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Ukraine: Massenmord: Janukowitsch per Haftbefehl gesucht

Ukraine

Massenmord: Janukowitsch per Haftbefehl gesucht

    • |
    Kurz vor seiner Entmachtung: Viktor Janukowitsch im Präsidentenpalast in Kiew.
    Kurz vor seiner Entmachtung: Viktor Janukowitsch im Präsidentenpalast in Kiew. Foto: Tim Brakemeier (dpa)

    Russland stemmt sich mit harschen Worten gegen die Umwälzungen in der Ukraine: Regierungschef Dmitri  Medwedew bezweifelte am Montag die Legitimität der neuen Führung in  Kiew, der von Moskau zudem "diktatorische Methoden" vorgeworfen  wurden. Das ukrainische Innenministerium erließ seinerseits gegen  den abgesetzten Präsidenten Viktor Janukowitsch Haftbefehl wegen "Massenmords". Der Westen suchte derweil nach Wegen, Kiew vor dem finanziellen Bankrott zu bewahren.

    "Einige unserer westlichen Partner halten sie für legitim", sagte  Medwedew mit Blick auf die ukrainische Übergangsregierung. "Aber es  erscheint mir als eine Verirrung, für legitim zu halten, was in  Wahrheit das Ergebnis einer bewaffneten Revolte ist." Das russische  Außenministerium warf der neuen Führung in Kiew "diktatorische und  teils terroristische Methoden" vor. Es würden Gesetze beschlossen,  die die "Menschenrechte der Russen" verletzten. Damit reagierte das  Ministerium auf die Rücknahme eines Gesetzes in der Ukraine, wonach  Russisch in bestimmten Regionen bisher als zweite Amtssprache galt.

    Janukowitsch ist untergetaucht

    In der Ukraine war am Samstag der prorussische Präsident  Janukowitsch vom Parlament abgesetzt worden, nachdem die Opposition  die Macht in der Volksvertretung übernommen hatte. Neuer  Übergangspräsident ist Alexander Turtschinow, ein Vertrauter der am  Samstag aus dem Gefängnis freigelassenen Ex-Regierungschefin Julia  Timoschenko.

    Janukowitsch seinerseits ist untergetaucht. Sein Aufenthaltsort sei  unbekannt, sagte Übergangs-Innenminister Arsen Awakow am Montag. Er  verkündete zugleich die Ausstellung eines Haftbefehls gegen den  Ex-Präsidenten und mehrere Vertreter der Sicherheitsdienste wegen  "des Massenmords an friedlichen Zivilisten". Bei Zusammenstößen  zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitskräften waren in der  vergangenen Woche in Kiew fast hundert Menschen getötet worden.

    25 Milliarden Euro, um die Ukraine zu modernisieren

    Die neue ukrainische Führung warnte zudem vor einem Bankrott des  Landes. Der Finanzbedarf bis Ende 2015 liege bei umgerechnet 25  Milliarden Euro, sagte Interimsfinanzminister Juri Kolobow. Er  schlug vor, mit der EU, den USA, dem Internationalen Währungsfonds  (IWF) und anderen Organisationen eine Geberkonferenz zu  organisieren, um Mittel für die Modernisierung der Ukraine zu  erhalten.

    Dieser Vorschlag wurde unter anderem vom griechischen Außenminister  Evangelos Venizelos unterstützt, dessen Land derzeit den EU-Vorsitz  innehat. Die EU schickte ihre Außenbeauftragte Catherine Ashton  nach Kiew, wo sie nach Angaben ihres Büros mit Übergangspräsident  Turtschinow unter anderem über "Maßnahmen zur Stabilisierung der  wirtschaftlichen Situation" sprach. Der Präsident des  Europaparlaments, Martin Schulz, forderte die internationale  Gemeinschaft auf, den "drohenden wirtschaftlichen Kollaps" der  Ukraine abzuwenden.

    Kontaktgruppe für die Ukraine

    Das Auswärtige Amt kündigte an, Bundesaußenminister Frank-Walter  Steinmeier (SPD) werde bei seinem anstehenden Besuch in Washington  mit dem IWF über Finanzhilfen für die Ukraine sprechen. Für die USA  wird am Dienstag Vize-Außenminister William Burns in Kiew erwartet,  wo er neben der politischen Lage nach Angaben aus Washington auch  über einen wirtschaftlichen Wiederaufbau der Ukraine sprechen will.  Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE)  schlug die Schaffung einer Kontaktgruppe für die Ukraine vor. Janukowitsch: Haftbefehl wegen Massenmordes

    Bereits am Wochenende hatten die Finanzminister der G-20-Staaten in  Sydney über ein Hilfspaket für die Ukraine diskutiert. Russland  hatte Janukowitsch 15 Milliarden Dollar zugesagt, doch wurde die  Auszahlung der Hilfen wegen der Unruhen gestoppt und dürfte nach  der Absetzung des prorussischen Präsidenten auch nicht mehr  aufgenommen werden.

    Einheit des Landes in Gefahr

    Neben einem möglichen Bankrott der Ukraine fürchtet der Westen auch  ein Auseinanderbrechen des Landes. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon  erklärte, die "Einheit und die territoriale Integrität" der Ukraine  müssten unbedingt bewahrt werden. Ähnlich äußerten sich die  sogenannten Visegrad-Staaten Tschechien, Ungarn, Polen und  Slowakei, von denen drei Nachbarländer der Ukraine sind. afp

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden