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CDU-Parteitag: Markus Söder beschwört die Geschlossenheit der Union

CDU-Parteitag

Markus Söder beschwört die Geschlossenheit der Union

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    Markus Söder und Annegret Kramp-Karrenbauer.
    Markus Söder und Annegret Kramp-Karrenbauer. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Bis zur nächsten Bundestagswahl sind es noch knapp zwei Jahre – Markus Söder aber ist schon auf Betriebstemperatur. Nicht die dauerdepressive SPD, prophezeit er, werde dann der größte Gegner der Union sein, und auch nicht die AfD, die alles sei, nur keine bürgerliche Partei. Für Söder ist die Gefechtslage schon jetzt klar: Es gehe nicht um Schwarz und Grün, warnt der CSU-Chef, „sondern um Schwarz oder Grün“.

    Eine Partei, die den Konsum von Drogen freigeben wolle, den von Fleisch aber verbieten, und bei der man als Wähler bald nicht mehr wisse, ob ein Geländewagen nun gefährlicher sei oder ein Atomkraftwerk: Söders Auftritt beim CDU-Parteitag in Leipzig reißt an diesem Vormittag auch die schläfrigsten Delegierten von ihren Sitzen. Die Grünen böten zwar keine schlechte Show, räumt der Gast aus Bayern angesichts der guten Umfragewerte für die Partei ein. Deren Beschlüsse allerdings seien kein Angebot an bürgerliche Wähler, sondern „ein knallhartes Programm in Richtung links“. Am Ende feiert ihn die Schwesterpartei mit stehenden Ovationen.

    Umjubelter Auftritt beim CDU-Parteitag: Könnte Markus Söder Kanzler?

    Hat Annegret Kramp-Karrenbauer die politische Konkurrenz tags zuvor noch demonstrativ geschont, so teilt Söder nun umso lustvoller aus. Es ist sein erster Auftritt als CSU-Vorsitzender bei der Schwesterpartei – und einer, der in Erinnerung bleiben wird mit einer Rede, so temperamentvoll wie unterhaltsam und so frenetisch beklatscht, dass eine Frage unausgesprochen plötzlich wieder mit im Raum steht: Könnte der auch Kanzler? Söder selbst umkurvt das heikle Thema, indem er ein ums andere Mal die Geschlossenheit der Union beschwört. „Es ist kein gutes Signal, wenn zwei Schwestern sich dauerhaft streiten“, sagt er. „Wir sind eine Familie, wir sind nur gemeinsam stark.“

    Seit Markus Söder und Annegret Kramp-Karrenbauer in ihren Parteien die Geschäfte übernommen haben, hat sich das Verhältnis zwischen CDU und CSU spürbar entkrampft. Vorbei die Zeiten, als Horst Seehofer im Streit um Angela Merkels Politik der offenen Grenzen von einer „Herrschaft des Unrechts“ sprach, die Kanzlerin mit ihrer Richtlinienkompetenz drohte und zeitweise sogar die Fraktionsgemeinschaft von CDU und CSU im Bundestag infrage stand. Der neue Ton in der Union ist konziliant, der Beifall für den Gast aus München schon beim Einzug in die Leipziger Messehalle entsprechend wohlwollend. Auch dank ihm, lobt Gastgeberin Kramp-Karrenbauer, habe die Unionsfamilie diese dramatischen Momente überwunden.

    Markus Söder spielt eigene Ambitionen herunter

    Söder hat es allerdings auch um einiges einfacher als seine Kollegin von der CDU. Er sitzt als Ministerpräsident und Parteichef unangefochten im Sattel – sie kämpft auch nach diesem Parteitag gegen den Eindruck an, dass da mit Friedrich Merz mindestens einer im Hintergrund lauert, der besser ist als sie, populärer vielleicht auch und ehrgeiziger obendrein. Er führt eine Partei, die bei allen Verlusten der vergangenen Jahre noch immer die 40-Prozent-Marke in Sichtweite hat – ihre Partei dagegen stürzt nicht nur in den neuen Ländern immer weiter ab. In Hamburg, wo im Februar nächsten Jahres gewählt wird, sieht die neueste Umfrage die CDU nur noch bei 13 Prozent. Spekulationen, er könnte selbst womöglich mehr wollen als nur ein harmonisches Verhältnis zwischen den beiden Parteien, kontert Söder mit heiterem Understatement: Die CSU als deutlich kleinere der beiden Unionsschwestern könne ja nichts bestimmen, flachst er. „Aber ohne uns wäre es auch langweilig.“

    Wichtige Beschlüsse des Leipziger CDU-Parteitags

    Von der Urwahl bis zur Rente - die CDU hat auf ihrem Parteitag in Leipzig eine Reihe Beschlüsse gefasst. Ein Überblick über die wichtigsten: 

    Urwahl: Nach heftiger Debatte lehnt die CDU letztlich eine Urabstimmung über ihren Kanzlerkandidaten für die nächste Bundestagswahl ab. Traditionell hat bei der CDU der oder die Vorsitzende den Erstzugriff auf die Kanzlerkandidatur. Vor allem die Junge Union (JU) hatte sich jedoch für eine Urwahl stark gemacht, was als Affront gegen Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer verstanden wurde. Neben dem Urwahl-Antrag der JU lehnten die Delegierten mehrheitlich auch ähnliche Anträge mehrerer Kreisverbände ab. Möglicherweise wird die CDU bei wichtigen Personalien aber auf Regionalkonferenzen setzen, wie es sie voriges Jahr im Kandidatenrennen um den Parteivorsitz gegeben hatte. Ein entsprechender Antrag des Kreisverbands Ravensburg wurde zur Beratung an eine Struktur- und Satzungskommission überwiesen.

    Huawei: Nicht weniger heftig diskutiert war eine Beteiligung des umstrittenen chinesischen Konzerns Huawei beim Ausbau des schnellen 5G-Mobilfunks. Die CDU will nun nicht speziell Huawei davon ausschließen. Vertrauenswürdig könnten beim Ausbau "nur solche Ausrüster sein, die einen klar definierten Sicherheitskatalog nachprüfbar erfüllen", heißt es im Beschluss nun allgemeiner. Dies müsse beinhalten, "dass eine Einflussnahme durch einen fremden Staat auf unsere 5G-Infrastruktur ausgeschlossen ist". Vor allem in der Unionsfraktion hatte es vor dem Parteitag schwere Bedenken dagegen gegeben, Huawei in den 5G-Ausbau einzubinden. Kanzlerin Angela Merkel, die sich weltweit gegen Protektionismus einsetzt, hatte entgegnet, dass kein bestimmter Staat und kein bestimmtes Unternehmen generell außen vor gelassen werden könne.

    Grundrente: Nach den Diskussionen der vergangenen Tage unterstrich die CDU, am Grundrenten-Kompromiss mit der SPD festzuhalten. Der Parteitag stimmte mehreren Anträgen zu, die im Grundsatz argumentieren: "Bei der Umsetzung der Grundrente ist darauf zu achten, dass die vereinbarten Bedingungen mit Inkrafttreten der Grundrente eingehalten werden." In einem der Anträge des Arbeitnehmerflügels CDA heißt es, bei Vollzeitbeschäftigung brauche es derzeit einen Stundenlohn von mindestens 12,63 Euro, um im Alter eine Rente über Grundsicherungsniveau zu bekommen. "Mehr als jeder vierte Beschäftigte verdient derzeit weniger und ist deshalb langfristig von Altersarmut bedroht." 

    Private Altersvorsorge: Die CDU will die private Altersvorsorge stärken und notfalls langfristig zur Pflicht machen. Die private Vorsorge soll effizienter gemacht und verbindlicher gestaltet werden. "Dazu soll in einem ersten Schritt die bestehende private Altersvorsorge an zentralen Stellen verbessert werden, indem der Staat Kriterien für ein Standardvorsorgeprodukt festlegt." Legt die Zahl der Verträge nicht um 30 Prozent innerhalb von drei Jahren zu, soll das Produktportfolio um ein "staatlich organisiertes Standardvorsorgeprodukt" erweitert werden. Gleichzeitig soll geprüft werden, ob dieses Produkt dann verpflichtend für alle wird. 

    Minijobs: Die CDU setzt sich für eine Anhebung der Minijobgrenze auf 550 Euro ein. Zudem soll künftig in einem Fünf-Jahres-Rhythmus überprüft werden, ob die Einkommensgrenze erneut angepasst werden muss. Derzeit liegt die Minijobgrenze bei 450 Euro. Rund 8 Millionen Menschen in Deutschland arbeiten als geringfügig Beschäftigte.

    Mindestlohn: Er soll besser gemacht werden. Die Mindestlohnkommission, die praktisch über die Löhne von rund vier Millionen Menschen entscheide und damit quasi die "weitreichendsten Tarifverhandlungen" in Deutschland führe, solle sich eine neue Geschäftsordnung geben. Sie solle von der bisherigen Praxis einer quasi-automatischen Erhöhung anhand des Tarif-Indexes abrücken. Die in der Kommission sitzenden Wissenschaftler sollen "die konkreten Spielräume" nutzen. Der Arbeitnehmerflügel CDA hatte in seinem Ursprungsantrag kritisiert, dass der Mindestlohn seit Einführung 2015 "um kümmerliche 69 Cent" gestiegen sei. "Wer für 9,19 Euro die Stunde schuften geht", werde spätestens in der Rente auf Grundrente angewiesen sein. Über den Mindestlohn berät die Kommission jährlich, alle zwei Jahre wird er angepasst.

    Planungsrecht: Die CDU will auch das Planungsrecht bei Bauprojekten reformieren, damit Planungen schneller und einfacher umgesetzt werden können. "Das Planungsrecht ist für heutige Verhältnisse nicht mehr zeitgemäß", heißt es. National bedeutsame Bauprojekte will die CDU in ein Parlamentsgenehmigungsrecht einführen. Zudem plant die Partei, das Klagerecht von Verbänden auf jene zu beschränken, die thematisch direkt betroffen sind. Außerdem soll der Instanzenweg bei den Gerichten verkürzt werden.

    Kopftuchverbot: Die CDU zieht es für Kindergärten und Grundschulen in Betracht - "als letztmögliche Maßnahme". In erster Linie setze die Partei aber auf die Überzeugung der Eltern. "Wenn kleine Mädchen schon im Kindergarten und in der Grundschule Kopftuch tragen, dann hat dies nichts mit der Religion zu tun", sondern mach Kinder erkennbar zu Außenseitern, heißt es zur Begründung. Grundsätzlich stehe die CDU für Glaubensfreiheit.

    Gleichwertige Lebensverhältnisse: Die CDU bekennt sich zum Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse in Ost und West. Auch 30 Jahre nach dem Mauerfall gebe noch viel zu tun, um die innere Einheit zu vollenden, sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Rainer Haseloff bei der Verabschiedung einer "Leipziger Erklärung". "Aber wenn es jemand schafft, dann ist es die CDU."

    Mietendeckel: Die Bundestagsfraktion wurde aufgefordert, den Berliner Mietendeckel vom Bundesverfassungsgericht überprüfen zu lassen. Ein Mietendeckel ersetze die Mechanismen der sozialen Marktwirtschaft durch Planwirtschaft, erklärt die Partei.

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