Markus Söder hat mit seinem Auftritt in der Seifenoper "Dahoam is dahoam" für viel Wirbel gesorgt. Der Politiker habe in der Episode "Politische Wurst-Phobie" breit für die Programme der Staatsregierung geworben. Das kritisiert Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann. Auch nach Ansicht von Medienexperten hat Söder den Bogen mit dem Auftritt überspannt.
"Dahoam is dahoam": Markus Söder in "Politische Wurstphobie"
In der Folge der BR-Serie, die am Dienstag ausgestrahlt wurde, spielte Markus Söder sich selbst. Söders Dienstwagen hatte in der Folge eine Panne und der Politiker wurde freundlicherweise von der parteilosen Bürgermeisterin Veronika Brunner (Senta Auth) in ihrem roten Auto mit nach München genommen. Auf der Fahrt hatte er viel Zeit, über die Erfolge der Staatsregierung zu sprechen.
Auf die Frage der Bürgermeisterin zur Landflucht der Jugend sagt er unter anderem: "Da machen wir eine ganze Menge. Mehr als jedes andere Bundesland. Bayern ist in der Beziehung Vorbild in ganz Deutschland." Dank der CSU-Staatsregierung habe Bayern schnelles Internet auf dem Land, bessere Kinderbetreuung und eine gute medizinische Versorgung, führte Söder aus.
Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann kann den Auftritt von Söder nicht verstehen. "Die Aufzählung der vermeintlichen Glanzleistungen der CSU-Staatsregierung hat in dieser Serie nichts verloren", sagte er. "Ich kann nicht verstehen, wie sich der Bayerische Rundfunk hierzu herablassen konnte." Der BR wies die Kritik zurück.
BR: Söder hat sich an das Drehbuch gehalten
"Die Serie greift als Spiegelbild des täglichen Lebens immer wieder aktuelle Themen, auch aus der Politik, auf", teilte der Sender mit. "Um die Glaubwürdigkeit der fiktiven Charaktere zu unterstreichen, entstand die Idee, auch einen realen Politiker in einer Folge auftreten zu lassen." Söders Dialog mit der Bürgermeisterin sei von einem sechsköpfigen Autorenteam geschrieben worden - "ohne jeglichen Einfluss von außen". "Minister Söder hat sich in seinem Dialog inhaltlich an das Drehbuch gehalten."
Der Kommunikationswissenschaftler Carsten Reinemann von der Ludwig-Maximilians-Universität München sieht in dem Auftritt Söders einen "Werbespot" für die CSU: "Hier dienen die Charaktere der Serie als Stichwortgeber für die Darstellung der verschiedenen Programmpunkte." Die Rundfunkrätin und Generalsekretärin der Bayern-SPD, Natascha Kohnen, sagte: "Staatsferne sieht anders aus." Sie kündigte ein Nachspiel im Rundfunkrat an. "Es kann nicht sein, dass eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt einem Staatsminister so eine Werbeplattform bietet."
Ähnlich bewertete das der Medienforscher Klaus-Dieter Altmeppen von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt: "So unverfroren aus der Regierungserklärung zu verlesen, das habe ich noch nie erlebt", sagte er. "Ich schüttel immer wieder den Kopf darüber, wie die Politiker sich den Rundfunk Untertan machen." Er empfahl dem BR ein "Redaktionsstatut, bei dem ein solcher Durchgriff der Politik auf das Programm ausgeschlossen wird".
Söder selbst sagte allerdings, dass es für ihn keine genauen Vorgaben im Drehbuch gegeben habe: "Ich habe da relativ frei geredet." Söder, der früher selbst als Journalist beim BR arbeitete, findet den Rummel völlig überzogen. "Ich habe nur die Wahrheit gesagt", sagt er und verwies auf die Auftritte anderer Politiker in Seifenopern, ohne dass die Grünen das damals kritisiert hätten.
Gerhard Schröder war bei GZSZ
Tatsächlich ist Söder nicht der Erste, der einen Gastauftritt in einer TV-Serie hat. Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder war beispielsweise bei GZSZ zu sehen, genauso wie Klaus Wowereit. Guido Westerwelle war im "Big Brother Container" und der damalige Bundespräsident Roman Herzog im "Marienhof".
Markus Söder verkleidet sich gerne öffentlichkeitswirksam zum Fasching oder posiert mit Kiss-T-Shirt und E-Gitarre auf der "Rock im Park"-Bühne. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis Söder in einer TV-Serie auftritt. Schließlich will er Horst Seehofer nachfolgen und Ministerpräsident werden. Laut einer Umfrage des Instituts Infratest dimap im Auftrag des BR-Politikmagazins "Kontrovers" sehen 41 Prozent der Bayern in ihm den besten CSU-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2018. AZ, lby