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Manchester: "Alle rannten und weinten": Das berichten Zeugen von der Explosion

Manchester

"Alle rannten und weinten": Das berichten Zeugen von der Explosion

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    Mehrere Menschen starben bei der Explosion in Manchester. Der Schock sitzt in Großbritannien tief.
    Mehrere Menschen starben bei der Explosion in Manchester. Der Schock sitzt in Großbritannien tief. Foto: Joel Goodman, dpa

    Nach dem letzten Song gibt es einen lauten Knall. Irgendwo in der Nähe des Eingangs ist etwas explodiert. Menschen schreien in Panik, drängen Richtung Ausgang in die dunkle Nacht. Kurz darauf eilen Polizei und zahlreiche Krankenwagen mit Blaulicht herbei. Madschid Khan (22) ist mit seiner Schwester bei dem Konzert von Ariana Grande in der Arena im nordenglischen Manchester, als die Explosion passiert. "Es gab einen Knall wie von einer Bombe", sagt er. "Wir haben alle versucht, aus der Arena zu fliehen."

    Explosion in Manchester: Mindestens 23 Tote

    Mindestens 23 Menschen sind laut Polizeiangaben vom Dienstagmittag getötet worden. Rund 60 wurden Rettungskräften zufolge verletzt. Blutüberströmte Menschen liegen auf dem Boden. Etliche haben schwere Beinverletzungen. Die Behörden behandeln die Explosion wie einen Terroranschlag. Am Morgen gibt es noch keine Klarheit. Die Regierung ist alarmiert, es wird eine Krisensitzung geben. Die ersten Frühausgaben der britischen Presse spekulieren: War es eine Nagelbombe? Handelte es sich um einen Selbstmordattentäter? 

    Vor allem viele Kinder und Jugendliche haben das Konzert der 23-jährigen Popsängerin besucht. "Mir tut es so leid. Mir fehlen die Worte", twittert Grande nach der Explosion. Sie sei "am Boden zerstört". Eltern suchen verzweifelt mit Fotos in den sozialen Netzwerken nach ihren Kindern. Hotels in der Stadt im Nordwesten Englands bieten Schlafmöglichkeiten, Taxifahrer kostenlose Mitfahrgelegenheiten an. 

    Die Explosion hat sich laut Polizei gegen 22.30 Uhr Ortszeit (23.30 MESZ) im Foyer ereignet. "Der Knall hallte durch das Foyer der Arena und die Leute fingen an zu laufen", berichtet ein 17-Jähriger, der mit seiner zwei Jahre älteren Schwester in der Arena war. "Ich sah, wie die Leute schreiend in eine Richtung rannten und sich plötzlich viele umdrehten und wieder in die andere Richtung liefen", sagt der Jugendliche dem Nachrichtensender Sky News.

    Das ganze Gebäude habe gewackelt

    Ein anderer Mann schildert, wie er durch einen Ausgang geschleudert wurde. Das ganze Gebäude habe durch die Explosion gewackelt. "Nachdem ich aufstand und umherging, sah ich rund 30 Leute auf dem Boden verstreut. Manche von ihnen waren tot, vielleicht auch nur bewusstlos", berichtet er dem Sender BBC. 

    Sicherheitskräfte sperren das Gelände umgehend ab. Ein verdächtiger Gegenstand in der Umgebung entpuppt sich als harmlos: nur alte Kleidung. Der benachbarte Bahnhof Victoria wird evakuiert. Alle Züge sind gestrichen. "Wir müssen noch den ganzen Tag lang mit Störungen rechnen", heißt es bei der Bahngesellschaft.

    Chronologie: Terrorismus in Europa

    London, Paris, Brüssel, Berlin, Manchester. Europäische Metropolen sind in den vergangenen Jahren immer stärker ins Fadenkreuz von Terroristen gerückt. Ein Rückblick:

    MANCHESTER - 22. April 2017: Nach dem Konzert eines Teenie-Idols sprengt sich ein Selbstmordattentäter im Eingangsbereich der Veranstaltungshalle in die Luft und tötet 22 Menschen, darunter sieben Kinder und Jugendliche sowie Eltern, die ihre Kinder vom Konzert abholen wollten. 116 weitere Menschen wurden verletzt.

    STOCKHOLM - 7. April 2017: Ein gekaperter Lastwagen rast in einer Einkaufsstraße erst in eine Menschenmenge und dann in ein Kaufhaus. Fünf Menschen werden getötet, 15 verletzt. Noch am selben Tag nimmt die Polizei einen 39-jährigen Usbeken unter Terrorverdacht fest.

    LONDON - 22. März 2017: Ein Attentäter steuert ein Auto absichtlich in Fußgänger auf einer Brücke im Zentrum Londons und ersticht anschließend einen Polizisten. Von den Opfern auf der Brücke erliegen vier ihren Verletzungen. Sicherheitskräfte erschießen den Täter.

    PARIS - Februar/März 2017: Auf dem Flughafen Orly versucht ein Mann, einer patrouillierenden Soldatin das Gewehr zu entreißen, und wird erschossen. Erst Anfang Februar war nahe dem Louvre-Museum ein Ägypter niedergeschossen worden, der sich mit Macheten auf eine Militärpatrouille gestürzt hatte.

    BERLIN - Dezember 2016: Kurz vor Weihnachten wird die Hauptstadt zum Ziel eines Terroranschlags. Zwölf Menschen kommen um, als ein Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) einen gekaperten Lkw in einen Weihnachtsmarkt steuert. Wenige Tage später wird der 24 Jahre alte Tunesier bei einer Polizeikontrolle nahe Mailand erschossen.

    NIZZA - Juli 2016: Ein Attentäter rast mit einem Lastwagen auf der Strandboulevard in eine Menschenmenge. Mindestens 86 Menschen sterben. Der IS ist nach Angaben seines Verlautbarungsorgans Amak für den Anschlag verantwortlich.

    BRÜSSEL - März 2016: Mit mehreren Bomben töten islamistische Attentäter am Flughafen der belgischen Hauptstadt und in einer Metrostation 32 Menschen.

    ISTANBUL - Januar 2016: Ein Selbstmordattentäter des IS zündet im historischen Zentrum mitten in einer deutschen Reisegruppe eine Bombe und reißt zwölf Deutsche mit in den Tod.

    PARIS - November 2015: Bei einer koordinierten Anschlagsserie am Stade de France, mehreren Restaurants und dem Musikklub «Bataclan» töten IS-Anhänger 130 Menschen, Hunderte werden verletzt.

    KOPENHAGEN - Februar 2015: Ein arabischstämmiger 22-Jähriger feuert auf ein Kulturcafé, ein Mann stirbt. Vor einer Synagoge erschießt der Attentäter einen Wachmann, bevor ihn Polizeikugeln tödlich treffen.

    PARIS - Januar 2015: Bei einem Attentat auf das Satiremagazin «Charlie Hebdo» und einen koscheren Supermarkt sterben 17 Menschen. Die beiden Täter kommen später bei einer Polizeiaktion ums Leben. Zu dem Anschlag bekennt sich die Terrororganisation Al-Kaida.

    BRÜSSEL - Mai 2014: Im Jüdischen Museum erschießt ein französischer Islamist vier Menschen. Kurz darauf wird er festgenommen. Als selbst ernannter «Gotteskrieger» hatte er zuvor in Syrien gekämpft.

    LONDON - Juli 2005: Vier Muslime mit britischem Pass zünden in der U-Bahn und einem Bus Sprengsätze. 56 Menschen sterben, etwa 700 werden verletzt.

    MADRID - März 2004: Bei islamistisch motivierten Bombenanschlägen auf Pendlerzüge sterben in der spanischen Hauptstadt 191 Menschen, rund 1500 werden verletzt. (dpa)

    Gary Walker aus Leeds wartete mit seiner Frau im Foyer, um seine beiden Töchter von dem Konzert abzuholen. Da habe es plötzlich einen "riesigen Blitz, einen Knall und Rauch" gegeben, sagt er der BBC. Er habe Schmerzen in Fuß und Bein gespürt, seine Frau habe sich hinlegen müssen. Sie hat eine Wunde am Bauch, vielleicht ein gebrochenes Bein.

    "Alle rannten und weinten"

    Zeitgleich in der Arena hatte Tochter Abigail ihre Schwester Sophie an die Hand genommen. "Ich musste sicherstellen, dass meine Schwester da war... Alle rannten und weinten. Es was total furchtbar." Als die Mädchen ihre Eltern auf dem Handy anriefen, konnte Walker es kaum fassen. Das seien "fantastische Nachrichten" gewesen. Von Gaby Mahlberg und Silvia Kusido, dpa

    Alle Entwicklungen lesen Sie auch hier in unserem News-Blog.

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