Nach dem Freispruch des malaysischen Oppositionsführers Anwar Ibrahim hat die Europäische Union das asiatische Land aufgefordert, den Straftatbestand der Homosexualität abzuschaffen. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton begrüßte den Freispruch am Montag als Beweis für die "Integrität des malaysischen Justizsystems". In einer Erklärung forderte sie Malaysia zugleich auf, die Gesetze, die Homosexualität zur Straftat machen, außer Kraft zu setzen.
Der Menschrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, erklärte, der Freispruch sei "in doppelter Hinsicht Grund zur Freude". Anwar könne nun weiter "als freier Mann Politik machen". Andererseits seien die bis zuletzt bestehenden Zweifel an der Rechtsstaatlichkeit des Verfahrens durch das Urteil hinfällig geworden. Auch Löning forderte das malaysische Parlament auf, gesetzliche Regelungen, die Homosexualität unter Strafe stellen, "endlich aufzuheben und damit der staatlichen Diskriminierung sexueller Minderheiten ein Ende zu setzen".
Anwar soll eine homosexuelle Beziehung gehabt haben
Anwar war eine homosexuelle Beziehung zu einem früheren Mitarbeiter vorgeworfen worden. Homosexualität ist im mehrheitlich muslimischen Malaysia strafbar. Dem einstigen Vize-Regierungschef hatten bis zu 20 Jahre Gefängnis gedroht. Anwar hatte die Vorwürfe stets bestritten und die Regierung eines Komplotts gegen ihn bezichtigt, um ihn als politischen Gegner auszuschalten. Der nun mit einem Freispruch beendete Prozess dauerte rund zwei Jahre. afp