Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Mailbox-Affäre: Nächste Runde: Anwalt von Bundespräsident Wulff widerspricht "Bild"

Mailbox-Affäre

Nächste Runde: Anwalt von Bundespräsident Wulff widerspricht "Bild"

    • |
    Nächste Runde in der Mailbox-Affäre um Bundespräsident Christian Wulff: Wulffs Anwalt widersprach nun der "Bild". Die hatte behauptet, Wulff habe einen Artikel verhindern und nicht verschieben wollen.
    Nächste Runde in der Mailbox-Affäre um Bundespräsident Christian Wulff: Wulffs Anwalt widersprach nun der "Bild". Die hatte behauptet, Wulff habe einen Artikel verhindern und nicht verschieben wollen. Foto: dpa

    Nächste Runde in der Mailbox-Affäre um Bundespräsident Christian Wulff: Der Streit um die Äußerungen von Bundespräsident Christian Wulff gegenüber "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann geht weiter. Wulffs Anwalt Gernot Lehr widersprach am Montag der Darstellung der Zeitung, das Staatsoberhaupt habe mit dem Anruf auf Diekmanns Mailbox die Berichterstattung über seinen Privatkredit verhindern wollen. Wulff habe den Artikel lediglich verschieben wollen, sagte Lehr im Deutschlandfunk.

    Dagegen sagte der stellvertretende "Bild"-Chefredakteur Nikolaus Blome am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Günther Jauch", Wulff habe den Artikel "eindeutig" verhindern wollen. "Der Bundespräsident hat vielleicht das Verschieben als Etappe gesehen, das Verhindern ganz eindeutig als Ziel."

    Wulff: "Ich habe nicht versucht, sie zu verhindern"

    Wulff selbst hatte in der vergangenen Woche in einem Interview von ARD und ZDF erklärt, es sei ihm nur darum gegangen, die Berichterstattung um einen Tag zu verschieben, damit man nach seiner Auslandsreise darüber miteinander hätte reden können. "Ich habe nicht versucht, sie zu verhindern."

    Blome sagte in der ARD, Wulff sei ein enormes politisches Risiko eingegangen, indem er sich auf der Mailbox verewigt habe. "Der Präsident ist aufs Ganze gegangen mit einem politischen Risiko, weil er das Ganze wollte, nämlich diesen Bericht zu verhindern."

    Christian Wulffs Kredit-Affäre und der legendäre Anruf: Bundespräsident Wulff gerät wegen eines verheimlichten Privatkredits Ende 2011 in die Schlagzeilen. Anfang 2012 wird bekannt, dass Wulff mehrere Reportern mit "Krieg" gedroht habe, sollten sie über die Affäre berichten. Sein wütender Anruf bei Bild-Chaf Kai Diekmann wurde nicht nur zum Politikum, sondern auch zum Ziel von Häme und Spott.
    Icon Galerie
    22 Bilder

    Nach inzwischen vier Wochen dauernder Debatte über Wulff wegen seiner Kredit- und Medienaffäre spricht die Opposition inzwischen offen über die Wahl eines Nachfolgers. Die Vorsitzenden von SPD und Grünen, Sigmar Gabriel und Claudia Roth, boten der schwarz-gelben Koalition an, gemeinsam eine geeignete Persönlichkeit für Wulffs Nachfolge zu suchen, falls dieser zurücktreten sollte.

    Roth zu Wulff: "Bizarres Spektakel"

    Wütender Wulff: Wegen diesen Fragen rief er bei "Bild" an

    Warum haben Sie dem Landtag verschwiegen, dass eine "geschäftliche Beziehung" zwischen Ihnen und der mit Egon Geerkens in Gütergemeinschaft lebenden Ehefrau Edith durch einen im Oktober 2008 geschlossenen Darlehensvertrag über 500 000 Euro besteht?

    Teilen Sie die Auffassung, dass Sie den Landtag in diesem Zusammenhang bewusst getäuscht haben?

    Wie haben Sie die 500 000 Euro erhalten? Per Überweisung aus Deutschland, der Schweiz, der USA - oder bar? Oder auf welche andere Weise?

    Warum haben Sie den im Oktober 2008 geschlossenen Darlehensvertrag wenige Wochen nach der parlamentarischen Anfrage gekündigt und durch einen Darlehensvertrag mit der BW-Bank abgelöst - obwohl der Darlehensvertrag noch bis November 2013 lief?

    Wann und in welcher Form haben Sie das Darlehen zurückgezahlt?

    Gab es vor dem Jahr 2000 geschäftliche Beziehungen zwischen Ihnen, dem CDU-Kreisverband Osnabrück, dem CDU-Landesverband Niedersachsen bzw. dem Land Niedersachsen und Herrn Egon Geerkens oder irgendeiner Firma, an der Herr Geerkens und/oder Frau Geerkens als Gesellschafter beteiligt waren?

    Roth bezeichnete die Debatte um den angeschlagenen Bundespräsidenten als "bizarres Spektakel". Im Radiosender Bayern2 forderte sie die Kanzlerin am Montag erneut auf, sich in der Sache klarer zu positionieren. "Wir erleben eine Bundeskanzlerin, die so tut, als sei das eine Privatangelegenheit von Herrn Wulff, ob und wie er mit der Wahrheit umgeht", sagte Roth. Falls es zu einer Neuwahl des Bundespräsidenten komme, erwarte Roth, dass Merkel "auf die Opposition zugeht und dass man gemeinsam nach einer Persönlichkeit sucht".

    In der ZDF-Sendung "Berlin direkt" am Sonntagabend sagte Gabriel, die SPD wolle gar keinen eigenen Kandidaten benennen, die CDU könne auch jemanden aus ihren Reihen vorschlagen. In der ARD-Sendung "Bericht aus

    Bürger unzufrieden mit Wulff

    Mehr als die Hälfte der Bürger fühlt sich von Bundespräsident Christian Wulff nicht gut vertreten. Das ergab unterdessen eine repräsentative Umfrage des Forschungsinstitut YouGov im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa. Darin verneinten 55 Prozent die Frage, ob sie sich von Wulff gut repräsentiert fühlten. Dass das Staatsoberhaupt Gefälligkeiten von Freunden angenommen hat, stört dabei nur eine Minderheit.

    52 Prozent der Befragten teilen die Auffassung Wulffs, dass man sich von Freunden ohne Probleme Geld leihen können muss. Wulff hatte unter dem Druck der Medien eingeräumt, einen Privatkredit über eine halbe Million Euro von einer Unternehmergattin erhalten und nicht veröffentlicht sowie mehrfach bei befreundeten Unternehmern Urlaub gemacht zu haben. In der Umfrage waren rund 57 Prozent der Meinung, dass sich Spitzenpolitiker zu Urlauben bei Freunden einladen lassen können sollten. (dpa)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden