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MH017 abgeschossen?: 298 Tote: Ukraine und Separatisten beschuldigen sich gegenseitig

MH017 abgeschossen?

298 Tote: Ukraine und Separatisten beschuldigen sich gegenseitig

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    298 Tote: Ukraine und Separatisten beschuldigen sich gegenseitig
    298 Tote: Ukraine und Separatisten beschuldigen sich gegenseitig

     Nach dem mutmaßlichen Abschuss einer malaysischen Boeing über der Ostukraine mit 298 Menschen an Bord bleiben die Hintergründe der Tragödie weiterhin ungeklärt. Der ukrainische Präsident Poroschenko sprach von einem "terroristischen Akt". Er warf den prorussischen Separatisten vor, die

    Die Aufständischen dementierten, für den Absturz der Boeing 777-200 verantwortlich zu sein. Unter den Opfern sind 154 Niederländer, 43 Menschen aus Malaysia (einschließlich der 15 Besatzungsmitglieder und zwei Kinder), 27 Australier, 12 Indonesier (darunter ein Kind), 9 Personen aus Großbritannien, 4 Deutsche, 4 Belgier, 3 Philippiner sowie ein Kanadier. Von 41 Menschen konnte die Nationalität noch nicht festgestellt werden.

    In New York kommt am Freitag der UN-Sicherheitsrat zu einer Sondersitzung zusammen.

    Wer hat die Maschine abgeschossen?

    US-Präsident Barack Obama forderte eine internationale Untersuchung der Ursache für den Absturz über der von Rebellen kontrollierten Region in der Ostukraine. In einem Telefonat mit seinem ukrainischen Kollegen Poroschenko sagte Obama, am Ort des Absturzes dürfe nichts verändert werden, bis internationale Experten "alle Aspekte der Tragödie" untersuchen können. Zugleich sicherte der US-Präsident sofortige Hilfe von US-Experten zu, teilte das Weiße Haus weiter mit. Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, die EU_und die Nato verlangten eine internationale Untersuchung.

    Niemand der 283 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder überlebte am Donnerstag den Absturz aus etwa 10 000 Meter Flughöhe. Russlands Präsident Wladimir Putin gab der Ukraine indirekt die Schuld.  Die schreckliche Tragödie wäre nicht passiert, wenn es in der Ostukraine keinen Krieg gebe, sagte der Kremlchef. 

    Diese Passagier-Flugzeuge wurden abgeschossen

    In der Geschichte der zivilen Luftfahrt sind seit dem Zweiten Weltkrieg mehrere Abschüsse von Passagierflugzeugen bekannt geworden. Zu ihnen gehören:

    21. Februar 1973: Über dem Sinai wird ein libyscher Passagierjet von einem israelischen Kampfflugzeug abgeschossen. Dabei kommen 108 der 113 Insassen der Boeing 727 des Flugs 114 ums Leben.

    1. September 1983: Ein Jumbo-Jet der Korean Airlines wird wegen angeblicher Verletzung des damaligen sowjetischen Luftraums von einem Kampfflugzeug über internationalen Gewässern westlich der Insel Sachalin abgeschossen. Alle 269 Menschen an Bord von Flug KAL 007 kommen ums Leben.

    3. Juli 1988: Eine iranische Linienmaschine wird auf einem Kurzstreckenflug nach Dubai über dem Persischen Golf vom US-Kriegsschiff USS Vincennes mit einer Rakete abgeschossen. Alle 270 Menschen an Bord der Maschine des Flugs 655 kommen ums Leben.

    4. Oktober 2001: Eine Tupolew Tu-154 der russischen Fluggesellschaft Sibir wird auf dem Weg von Tel Aviv nach Nowosibirsk in der Nähe von Sotschi von einer Flugabwehrrakete getroffen.

    Untersuchungen ergeben, dass die Maschine von einer ukrainischen Flugabwehrrakete getroffen worden war, die sich bei einem Übungsschießen auf der Krim selbstständig gemacht hatte. Alle 78 Insassen des Flugzeugs sterben. (dpa)

    Der Vizepräsident der Malaysia Airlines Europe, Huib Gorter, sagte am Abend am Amsterdamer Flughafen Schiphol, dass vier deutsche Passagiere ums Leben gekommen seien. Vom Auswärtigen Amt in Berlin gab es dafür zunächst auf Anfrage keine Bestätigung. An Bord waren auch 27 Australier, 23 Malaysier, 11 Indonesier, 9 Briten, 5 Belgier, 3 Philippiner und ein Kanadier. Von den anderen Passagieren stehe die Nationalität noch nicht fest, so der Manager. Die Maschine war als Flug MH 017 um 12.15 Uhr von Amsterdam mit dem Ziel Kuala Lumpur gestartet.

    An Bord waren zahlreiche Aids-Aktivisten. Sie befanden sich auf dem Weg zum Welt-Aids-Kongress im australischen Melbourne, wie die International Aids Society mitteilte. Es sei davon auszugehen, dass von den 283 Passagieren insgesamt 108

    Der zweite Schlag für Malaysia Airlines

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    Es ist der zweite schwere Schlag für Malaysia Airlines innerhalb von Monaten. Im März verschwand Flug MH370 mit 239 Menschen an Bord auf dem Flug von Kuala Lumpur nach Peking. Wochenlange Suchen im Pazifik nach dem Wrack blieben erfolglos.

    In der Ostukraine erreichten Rettungskräfte am Donnerstagabend das Wrack des Flugzeugs in der Nähe der Ortschaft Grabowo. "Die Arbeiten werden davon erschwert, dass die Trümmer in großem Umkreis verstreut sind", sagte der Sprecher des ukrainischen Notfalldienstes, Sergej Botschkowski. Zudem seien bewaffnete Separatisten in der Nähe. 

    Die Aufständischen gaben an, sie hätten den Flugschreiber der Boeing gefunden. "Die Black Box wurde sichergestellt", sagte einer der Sprecher, Konstantin Knyrik. Auch Experten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) machten sich auf den Weg zum Wrack. Die Separatisten boten am Abend eine befristete Feuerpause während der Bergungsarbeiten an. Zudem sicherten sie Einsatzkräften und Ermittlern freien Zugang zum Wrack zu, wie die OSZE in Wien mitteilte. 

    Nach der Tragödie in der Ostukraine sprach auch US-Vizepräsident Joe Biden von einem Abschuss der Maschine. Der Absturz sei "kein Unfall", die Maschine sei "vom Himmel geholt worden", sagte Biden nach Angaben des TV-Senders MSNBC_in Detroit. Das entspricht der Einschätzung des US-Geheimdienstes, der von einem Raketenbeschuss ausgeht. Die "Washington Post" zitierte einen namentlich nicht genannten Geheimdienstbeamten.

    Eine Boden-Luft-Rakete hat MH17 heruntergeholt

    Bei der Rakete habe es sich um eine Boden-Luft-Rakete gehandelt, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf namentlich nicht genannte Experten der US-Regierung. Das Flugzeug sei auf einer Höhe von 9100 Meter geflogen, hieß es unter Berufung auf Daten eines Spionagesatelliten der US-Streitkräfte. 

    Der Satellit liefere aber keine Informationen, wo genau die Rakete abgefeuert wurde. Experten von Militär und Geheimdienst seien aber dabei, mit Hilfe von mathematischen Formeln und Computern, den genauen Ursprungsort der Rakete zu ermitteln. Andere Experten arbeiteten mit ukrainische Behörden zusammen, um Trümmerteile der Rakete und des Flugzeuges zu untersuchen.

    Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen will sich in einer eilig einberufenen Sondersitzung mit dem Flugzeugabsturz in der Ukraine befassen. Das mächtigste UN-Gremium werde am Freitag um 10.00 Uhr (Ortszeit, 16 Uhr deutscher Zeit) zusammentreten, hieß es am Donnerstag aus Diplomatenkreisen. Auch der ukrainische Botschafter Juri Sergejew soll an der voraussichtlich offenen Sitzung teilnehmen. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass irgendwelche Beschlüsse gefasst werden. Russland zählt zu den ständigen Mitgliedern des Weltsicherheitsrates.

    Russland und die Ukraine streiten über die Ursachen der Tragödie. Die ukrainische Luftwaffe hat nach den Worten Poroschenkos mit der Tragödie nichts zu tun. Dies wiederum wurde von russischer Seite in Frage gestellt. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, es sei angesichts der schweren Gefechte in der Region für die ukrainische Führung unmöglich, in so kurzer Zeit den eigenen Einsatz von Raketen glaubhaft auszuschließen. 

    Der Luftraum über der Ostukraine wurde nach dem Absturz nahe Donezk gesperrt. Das hätten die ukrainischen Behörden kurz nach dem Absturz nahe

    Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich schockiert und forderte eine umgehende und unabhängige Untersuchung. Merkel trauere um die Opfer des Absturzes der malaysischen Passagiermaschine, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit. "Sollte sich diese Nachricht (vom Abschuss) bestätigen, so stelle sie eine weitere, tragische Eskalation des Konfliktes im Osten der Ukraine dar." 

    Die Separatisten hatten zuletzt mehrfach zugegeben, ukrainische Kampfjets, Transportmaschinen und mehrere Hubschrauber abgeschossen zu haben. Nach unbestätigten Berichten haben die Separatisten behauptet, ein Buk-Flugabwehrsystem im Verlauf der Kämpfe erbeutet zu haben. Das in den 80er-Jahren von der sowjetischen Militärindustrie entwickelte Lenkwaffen-System Buk (Buche) kann Ziele in Höhen bis zu 25 000 Metern treffen.  dpa/AZ

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