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London: Terror in London: Drei Passanten, ein Polizist und der Angreifer sind tot

London

Terror in London: Drei Passanten, ein Polizist und der Angreifer sind tot

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    Mindestens vier Menschen wurden in London getötet, darunter auch der Attentäter und ein Polizist.
    Mindestens vier Menschen wurden in London getötet, darunter auch der Attentäter und ein Polizist. Foto: Niklas Hallen, afp

    Es sind Bilder des Schreckens, die am frühen Nachmittag über die sozialen Medien und Nachrichtensender aus London in die Welt gehen: Verletzte liegen blutend am Boden, Menschen rennen aus Todesangst in alle möglichen Richtungen, manche springen in Panik in die Themse, um sich in Sicherheit zu bringen. Im Hintergrund ragen ausgerechnet die größten Wahrzeichen der britischen Hauptstadt empor: der Westminster-Palast mit dem berühmten Glockenturm Big Ben.

    Der Terror hat London am Mittwoch im Herzen getroffen und umso schockierter reagierte die Stadt. Fünf Menschen wurden getötet, darunter auch der Attentäter und ein Polizist. 40 weitere sind nach Angaben der Polizei zum Teil schwer verletzt worden - von "katastrophalen Verletzungen" ist die Rede. Die Sicherheitskräfte bestätigten, dass sie von einem Einzeltäter ausgingen. „Wir stufen dies bis auf Weiteres als einen terroristischen Vorfall ein“, teilte der nationale Krisenkoordinator von Scotland Yard mit.

    Demnach war ein Mann gegen 14.40 Uhr in einem Auto auf der Westminster-Brücke auf den Rad- und Gehweg gerast und habe rund ein Dutzend Passanten und Fahrradfahrer umgefahren, darunter auch französische Schulkinder, zwei rumänische Staatsbürger sowie drei Polizisten. Danach sei der Geländewagen in das Gitter von Westminster gekracht und zum Stillstand gekommen. Der Mann setzte daraufhin seine Attacke fort und stach beim Versuch, in den Westminster-Palast einzudringen, mit einem wohl etwa 20 Zentimeter langen Messer auf einen Polizisten ein, der trotz Erster Hilfe von Passanten wenig später im Krankenhaus an den Folgen seiner Verletzungen verstarb. Beamte erschossen den Angreifer. Augenzeugen wollen vier Schüsse gehört haben.

    Terror in London: Busverkehr eingestellt

    Zu möglichen Hintergründen der Tat hatte die Polizei bis zum Abend nicht Stellung genommen. Das Parlamentsgebäude wird rund um die Uhr von bewaffneten Polizisten bewacht. Experten meinten, nur deshalb habe der Angriff so schnell beendet werden können. Den ganzen Nachmittag und Abend herrschte Chaos rund um das Regierungsviertel. Der Busverkehr war eingestellt, die U-Bahn-Station Westminster blieb gesperrt. Die Nervosität war spürbar bei den Schaulustigen, den Beamten, den aus den Gebäuden eilenden Regierungsmitarbeitern.

    Terror, Amok, Attentat - Fahrzeuge als Waffe

    Ob Attentäter, Amokläufer oder Terrorist: Wann immer Angreifer das Gaspedal durchdrücken, werden aus Fahrzeugen tödliche Rammböcke. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) forderte mehrfach dazu auf, "Ungläubige" zu überfahren. Wegen der oft hohen Zahl der Opfer erregen solche Attacken große Aufmerksamkeit - unabhängig von der Motivation des Täters. Einige Beispiele:

    Frankreich: Nach einer mutmaßlichen Fahrzeug-Attacke auf Soldaten bei Paris gehen französische Ermittler einem Terrorverdacht nach. Das Fahrzeug raste am Mittwochmorgen im Vorort Levallois-Perret in die Gruppe und verletzte dabei sechs Militärs.

    Großbritannien: Bei einem Anschlag mit einem Lieferwagen in London hat ein Mann mehrere Mitglieder einer muslimischen Gemeinde verletzt. Acht Opfer kamen laut Polizei ins Krankenhaus, mehrere weitere wurden vor Ort behandelt.

    Großbritannien: Am Abend des 3. Juni rast ein Lieferwagen mit drei Attentätern an Bord auf den Gehweg der London Bridge und erfasst mehrere Fußgänger. Danach fahren die Insassen zum Borough Market, steigen aus und stechen mit Messern auf Passanten ein. Acht Menschen sterben.

    Schweden: Ein 39-jähriger Usbeke steuert am 7. April einen Lastwagen in einer Stockholmer Einkaufsstraße in eine Menschenmenge und dann in ein Kaufhaus. Bei dem Anschlag kommen vier Menschen ums Leben, 15 werden verletzt.

    Großbritannien: Am 22. März 2017 lenkt ein 52-Jähriger ein Auto absichtlich in Fußgänger auf der Westminster-Brücke im Zentrum Londons und ersticht anschließend einen Polizisten auf dem Gelände des britischen Parlaments. Er wird von Sicherheitskräften erschossen. Fünf Menschen sterben.

    Deutschland: Ein Weihnachtsmarkt in Berlin wird am 19. Dezember 2016 Ziel eines islamistischen Terroranschlags. Zwölf Menschen sterben, als ein IS-Anhänger einen gekaperten Lastwagen in die Menschenmenge steuert. Wenige Tage später erschießen Polizisten den 24 Jahre alten Tunesier bei einer Kontrolle nahe Mailand.

    USA: Am 28. November 2016 rast ein Student der Ohio State University in eine Gruppe Fußgänger. Danach steigt er aus dem Wagen und greift Umstehende mit einem Schlachtermesser an. Elf Menschen werden verletzt. Der IS reklamiert die Attacke später für sich.

    Frankreich: Am 14. Juli 2016, dem französischen Nationalfeiertag, rast in Nizza ein Lastwagen in eine Menschenmenge. Der islamistische Attentäter tötet 86 Menschen und verletzt mehr als 200.

    Österreich: Minutenlang rast ein 26-Jähriger am 20. Juni 2015 durch die Innenstadt von Graz, überfährt Café-Besucher und Fußgänger. Drei Menschen sterben, 34 werden verletzt. Vor Gericht wird der Mann für nicht zurechnungsfähig erklärt.

    Niederlande: Am Königinnentag am 30. April 2009 fährt ein 38-Jähriger auf den offenen Bus der Königsfamilie zu. Mit seinem Kleinwagen tötet er sieben Menschen und verletzt zehn; Königin Beatrix und ihre Familie trifft er nicht. Der Attentäter sagt einem Polizisten, er habe einen Anschlag verüben wollen. Der Mann erliegt später seinen Verletzungen.

    Die Abgeordneten waren über Stunden angehalten, im geschlossenen Unterhaus zu bleiben, bis es Entwarnung gab und sie durch einen Hinterausgang den Westminster-Palast verlassen konnten. Besuchergruppen eilten in Richtung nahe liegender U-Bahn-Stationen, darunter viele Deutsche. Eine Schulklasse aus der Nähe von Stuttgart war nur wenige Minuten zuvor noch über die Westminster-Brücke spaziert, nun meldeten sich am Telefon besorgte Eltern. Derweil wurde nach mehr als einer Stunde nach dem Angriff eine Frau, von der man annahm, dass sie sich während des Angriffs auf der Brücke befunden hat, mit schweren Verletzungen aus der Themse gezogen.

    Nur kurze Zeit nach dem Angriff legte sich eine bedrückende Stille über die weiträumig abgesperrte Gegend um Westminster, lediglich durchbrochen vom Kreisen eines Hubschraubers in der Luft. Ist die Attacke vorbei? Die Frage trieb bis zum Abend die Londoner, Abgeordneten und Touristen um. Die Polizei meinte noch am Abend, der Einsatz gehe weiter, bis sicher sei, dass die Gefahr gebannt ist. Hunderte Menschen harrten stundenlang in der Westminster Abbey ausgeharrt, sie waren in der Kirche in Sicherheit gebracht worden.

    Das schottische Parlament unterbrach sofort seine Debatte über ein neues Unabhängigkeitsreferendum. Eigentlich wollten die Abgeordneten am Abend darüber abstimmen, ob sie Regierungschefin Nicola Sturgeon beauftragen, den Prozess für ein neues Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands einzuleiten. Staats- und Regierungschefs aus aller Welt drückten ihr Mitgefühl für die Opfer aus. Angela Merkel sagte: „Im Kampf gegen jede Form von Terrorismus stehen wir fest und entschlossen an der Seite Großbritanniens.“ Londons Bürgermeister Sadiq Khan wandte sich am Abend mit einer trotzigen Botschaft an die Öffentlichkeit, er sagte: „Londoner werden sich niemals von Terror einschüchtern lassen.“

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